Vor einigen Tagen fiel mir durch Zufall das Buch „Axolotl Roadkill“ von Helene Hegemann in die Hände. In den Medien hatte man bereits so viel lesen, dass ich neugierig wurde und so nutzte ich die Chance, das Buch lesen zu dürfen. Dank der Büchereule konnte ich an der Testleserunde teilnehmen und mir selbst einen Eindruck von diesem Buch machen.
Mein erster Eindruck zu „Axolotl Roadkill“ von Helene Hegemann
Ich muss schon sagen, „Axolotl Roadkill“ von Helene Hegemann ist wirklich schockierend, und das nicht nur wenn man den Inhalt betrachtet. Wer dieses Buch liest, braucht starke Nerven. Ansonsten bricht auf Seite 10 bereits ab. Die Sätze wirken stark konstruiert, und teilweise ohne Bezug aufeinander.
Wer in diesem Buch einen roten Faden sucht, sucht vergeblich, aber Ich glaube um einen roten Faden ging es in diesem Buch auch gar nicht. Es ging vielmehr darum die Gedankenwelt eines pubertierenden Teenagers. Hier ist Helene Hegemann ein gutes Werk geglückt. Sie schaffte es, den Leser so zu verwirren, dass der sich ebenfalls vorkam wie ein pubertärer Teenager. Das ging natürlich zu Ungunsten des roten Fadens. Diesen habe ich im Buch vergeblich gesucht.
Der Inhalt
In „Axolotl Roadkill“ geht es um den Alltag von Mifti, die sich in dieser Welt nicht wirklich wohlfühlt und ihre Umgebung hinterfragt. Obwohl sie offensichtlich nicht dumm ist, steigert sie sich in extremer Weise in bestimmte Situationen ihres Lebens hinein.
Schon der Covertext macht klar, worauf der Leser sich einzulassen hat. Das Cover selbst bezeichnet das Buch als „radikal, klug, abgründig“„. Diese drei Begriffe treffen so ziemlich genau den Kern des Buches. Das Buch selbst würde ich als radikal in seiner Schreibweise und Äußerung bezeichnen. Klug war die Idee, wie sich der Leser in die Gedankenwelt Miftis hinein begeben muss und abgründig die Handlung, welche der Leser mit Mifti und ihrer Gesellschaft erlebt.
Im Folgenden erklärte das Cover, der Roman erzähle „vom Leben in einer Welt, die sich von allen Konventionen befreit hat.“ Auch diesem Satz kann ich ohne weiteres zustimmen, zeigt das Buch doch seinen Lesern wie wichtig Konventionen sind. Konventionen sind Vereinbarungen, die man nicht so ohne weiteres umgehen kann, ohne der Gesellschaft einen wichtigen Teil zu nehmen. Konventionen zeigen den Respekt einer Gesellschaft im Umgang miteinander. Sie sind die Gesetze, die nicht niedergeschrieben wurden.
Die Befreiung von den Konventionen erlebe ich in diesem Buch ebenso radikal, wie den Umgang mit Drogen in dieser Erzählung. Wie kann ein Mensch sagen, dass es kein größeres Glück als Drogen gibt und, dass er auch nie wieder ein so gutes Gefühl wie high sein erleben wird. Ich meine, was soll das? Es gibt genug kritische Bücher, welche sich ebenso unterhaltsam mit Drogen auseinandersetzen. Dieses Buch beschönigt den Drogenkonsum.
Braucht eine Gesellschaft so etwas? Hier sollte die klare Antwort lauten: „Nein!“ Was wir brauchen sind Jugendbücher, die sich kritisch mit Gesellschaft beschäftigen und gesellschaftskritische Themen entsprechend kritisch beleuchten. Wir brauchen nicht unbedingt ein Buch, bei dem der Leser am Ende nicht weiß, worum es ging.
Meine Meinung zu „Axolotl Roadkill“ von Helene Hegemann
Meiner Ansicht nach gibt „Axolotl Roadkill“ von Helene Hegemann viel her, solange man es konzentriert und aufmerksam verfolgt, aber es ist meiner Meinung nach nicht das Wunderkind-Werk, welches in vielen Medien bejubelt wurde und dann aufgrund der Urheberrechts-Geschichte fallen gelassen wurde und zu neuen Diskussionen führte.
Es ist meiner Meinung nach das ganz normale Werk, eines Teenagers, der gewillt war ein gutes Buch zu schreiben. Der Wortschatz gibt da eine Menge her. Inhaltlich merkt man dem Buch aber durchaus an, dass Helene zu jung ist, um diesem Werk die entsprechende Lebenserfahrung mitzugeben. Anhand dieser Idee ist es nur verständlich, dass sie Teile eines anderen Autors genutzt hat. Es ist verständlich, aber keinesfalls respektabel.
Auch diesen Aspekt des Urheberrechts möchte ich an dieser Stelle noch einmal besprechen: Es gibt nicht umsonst etwas wie das Urheberrecht. Geistiges Eigentum ist schützenswert. Geistiges Eigentum sollte dann auch entsprechend respektiert werden. Was würde wohl Helene sagen, wenn man einfach aus ihrem Buch zitieren würde und dann darauf verweisen würde: „In der nächsten Auflage erwähne ich es sogar!“
Das ist ja toll! Der Person, die ihr geistiges Eigentum ungefragt an die Leser dieses Buches geben musste, wird das doch sicherlich gefallen. Schade nur, dass der edle Spender so rein gar nichts davon hat! In dem Blog von Laura Marnon Sophia heißt es: “ HUT AB vor deinem krassen wortschatz, helene!“ Ich kann mich dieser Aussage nur anschließen Hut ab, Helene, vor so viel Dreistigkeit!
Dabei fällt mir ein: Hat sich eigentlich schon jemand Gedanken gemacht, wie es zu dem Titel kam? Was ist ein Axolotl? Ein Axolotl ist ein Lurch, der die Fähigkeit hat Teile seines Körpers selbstständig zu regenerieren. Ob Helene sich diesen Titel bewusst ausgesucht hat um damit auszudrücken, dass sich auch ein schlechtes Leben regeneriert?
Anonym
Warum muss ein Leser nach der Lektüre unbedingt wissen, worum es geht? Man sollte einem halbwegs intelligenten jungen Menschen doch wohl zutrauen, dass er selbstständig reflektiert! Was bringt es, Drogen zu verteufeln? Die negative Wirkung und den negativen Einfluss von Drogen indirekt zu zeigen, bringts doch viel eher – und zeugt eher von Können als ein bloßes plattes Zeigefingerwedeln.
Marie
Hallo Anonym,
ich freue mich, dass Du die wichtigste Aussage meiner Rezensionen verstanden hast. Meine Rezensionen schreiben nämlich meinen Lesern keinesfalls eine Meinung vor, vielmehr versuchen sie dazu zu motivieren selbst einmal kritisch über das gelesene nachzudenken. Aus diesem Grunde freue ich mich über jeden kritischen Beitrag, der mir zeigt das meine Texte gelesen und hinterfragt werden. Nun zu dem Inhalt deines Kommentars. Dein Beitrag beginnt mit einer Frage: warum muss ein Leser nach der Lektüre unbedingt wissen, worum es geht? Ich beantworte deine Frage mit einer anderen Frage: warum sonst sollten wir lesen? Weiterhin hast Du geschrieben, dass es jedem halbwegs intelligenten jungen Menschen möglich sein sollte das gelesene selbstständig zu reflektieren. Ich stimme dir da durchaus zu, trete ich doch mich als Lehrer auf, sondern vielmehr als kritischer Leser und Beobachter. Ich frage mich jedoch, was man hinterfragen soll oder reflektieren, wenn sie durch die Geschichte kein offensichtlicher roter Faden zieht. Auf die Frage "Was bringt es, Drogen zu verteufeln?" werde ich an dieser Stelle nicht eingehen, da ich erkannt habe er sich eine rhetorische Frage handelt. Der nächste Teil eines Kommentars hingegen ist interessant. Du hast folgendes geschrieben: "Die negative Wirkung und den negativen Einfluss von Drogen indirekt zu zeigen, bringts doch viel eher – und zeugt eher von Können als ein bloßes plattes Zeigefingerwedeln.“ Auch in diesem Punkt stimme ich dir in einem begrenzten Maße zu. Allerdings habe ich dieses gar nicht bei "Axolotl Roadkill" von Helene Hegemann kritisiert. Vielmehr habe ich meines Wissens die Beschleunigung des Drogenkonsums in manchen Teilen kritisiert. Des Weiteren habe ich mich auf das Urheberrechtsproblem, welches ich durchaus als einen wichtigen Kritikpunkt erachte, bemängelt.
Ich hoffe, ich konnte dir deine Fragen beantworten. Meiner Meinung nach leidet das Buch weniger inhaltlich als vielmehr durch die inhaltliche Kälte des Textes. Die Autorin konnte sich scheinbar nicht in die, von ihr beschriebene, Situation hineinversetzen. Ich habe weder etwas gegen indirekte Darstellungen noch etwas gegen derbe Sprache, solange diese in einem Kontext erscheint, durch den sich ein roter Faden zieht.
Viele Grüße,
Marie
Laura Manon Sophia
hab mich über deinen kommentar gefreut. bin beeindruckt von deinem blog, super idee!
www.ThrillerOnline.de
Also das Buch liegt sein Wochen hier rum. Bisher habe ich soviel schlechtes darüber gehört, dass ich mich gar nicht traue anzufange…. *stöhn* Ich bin zu leicht zu beeinflussen. 🙁