„Als ob du mich liebst“ von Michelle Schrenk hatte ich mir als Buch für den Valentinstag hingelegt und am Freitag auch gleich damit begonnen. Schnell erkannte ich jedoch, dass es sich hierbei nicht um einen klassischen Liebesroman handeln würde, denn der Titel verrät es bereits: In „Als ob du mich liebst“ soll ein Protagonist so tun, als würde er den anderen lieben. Die Geschichte von Kale Haber und Jasmin Blum ist also etwas anderes als eine klassische Liebesgeschichte. Wer meinen YouTube-Beitrag zu diesem Buch gesehen hat, der weiß, dass dieser Liebesroman mit sehr viel Tiefgang und Tiefe daherkommt.
Es handelt sich hierbei nämlich um einen Liebesroman, der sich zum einen im Young Adult-Bereich oder im New Adult-Genre bewegt und zum anderen um einen Roman, der auf wahren Begebenheiten basiert. Die wahre Begebenheit ist in dem Fall eine Geschichte rund um die Organspende. Somit ist das Thema ein heikles und möglicherweise sogar eines, das man gern vermeiden würde.
Organspende im Liebesroman ein Tabuthema?
Möglicherweise ist das Thema Organspende so ein Tabuthema im Liebesroman, zumindest ist es ein Thema, das nicht allzu häufig in einem solchen Genre gesucht wird. Die Geschichte selbst ist gleich zu Beginn ungewöhnlich, denn wie schon gesagt erhält Kale von Jasmin den Auftrag mit ihr gemeinsam eine Beziehung zu erleben, die natürlich nur ein Spiel sein darf und keine echte Liebe. Dabei verschweigt sie ihm natürlich, wie ernst ihre Situation derzeit ist. Sie sagt nichts von einer Organspende, erzählt ihm nicht, dass sich ihre Werte immer weiter verschlechtern und es eigentlich nur noch eine Frage der Zeit ist, bis sie irgendwann stirbt.
Er wundert sich zwar über diesen merkwürdigen Auftrag, lässt sich auf das Spiel ein, glaubt nicht daran, dass es ernst werden könnte. Er selbst hat zwar viel Erfahrung mit Mädchen, aber Jasmin ist irgendwie anders, ohne dass er es in Worte fassen könnte.
Für mich als Leserin von Michelle Schrenks Roman „Als ob du mich liebst“ ist die Situation insoweit klar, als dass die gesamte Geschichte aus der weiblichen Sicht heraus erzählt wird. Wir erleben also mit, wie Jasmin sich fühlt und auch, dass sie immer schlechter geht. Von Kale bekommen wir nur eine Außenansicht und doch sichtlich, dass auch er sich verändert.
Das Thema Organspende bleibt jedoch zunächst im Verborgenen oder spielt eine eher sekundäre Rolle, sodass es mir als Leserin leicht gemacht wird, einen Zugang zu der Geschichte zu finden. Dann jedoch überschlagen sich einige Ereignisse und der Roman selbst wird zu einer Achterbahnfahrt der Gefühle, denn es scheint der jungen Frau, die gerade erst damit begonnen hat, ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen, schlechter zu gehen und Kale kann sich darauf zunächst keinen Reim machen.
Immer wieder spricht er sie auf bestimmte Sachen an, auf Veränderungen und Beobachtungen, die er an ihr feststellt. Trotzdem tabuisiert sie selbst das Thema der Organspende, schließt es aus ihrem Leben aus, da es keine Lebensfreude charakterisiert und irgendwie nicht zu dem passt, was ihre Postkarten fordern: Genieße jeden Tag, als ob er Dein letzter wäre.
Vom Wert des Lebens
Sicherlich ist die Fragestellung oder besser gesagt die Geschichte hinter der Geschichte bei diesem Roman alles andere als einfach und alles andere als konstruiert. Denn so häufig die Postkartensprüche mit ihrem Optimismus auch motivieren, besteht das Leben eben doch nicht nur aus schönen Dingen. Vielmehr sind es die schlechten, die schweren und die anstrengenden Dinge, die zeigen wie wertvoll ein Leben ist.
Atmosphärisch dicht, einer Achterbahnfahrt der Gefühle und ein jugendlich frischer Stil
Zu behaupten, bei diesem Roman käme die Emotion zu kurz, wäre sicherlich gelogen, denn dieser Roman ist einer der empathischsten Romane, die man sich vorstellen kann und dennoch richtet sich dieser Roman meiner Meinung nach nicht ausschließlich an Jugendliche, die gerade ihre ersten Erfahrungen in Sachen Liebe sammeln. Vielmehr besitzt dieser Roman die Fähigkeit, Menschen zum Nachdenken anzuregen. Das Thema Organspende ist dabei zwar ein sekundäres, aber ein wesentliches.
Der Schreibstil, in dem Michelle Schrenk diese Geschichte erzählt, ist offen und dicht an der jungen Zielgruppe orientiert. Dennoch würde ich sagen, dass man diesen Roman auch noch mit Anfang 20 und den ersten Erfahrungen im Hinterkopf lesen kann. Der Tiefgang jedoch dürfte in vielerlei Hinsicht dazu beitragen, dass dieser Roman bei aller Lebensfreude und Leichtigkeit, die er zunächst ausstrahlt, alles andere als einfach ist. Er ist unterhaltsam, informativ und von den Stimmungen her so wie das Wetter im April. Somit ist es ein Buch, dass die Leserin oder der Leser vermutlich erst nach Abschluss der letzten Seite aus der Hand legen wird.
Gleichwohl möchte ich anmerken, dass dieser Roman wohl eher etwas für junge Frauen ist, denn für eine männliche Zielgruppe. Insgesamt würde ich behaupten, dass sich jeder einmal mit den Themen dieses Buches beschäftigen sollte. Organspende ist nicht nur in dieser Zielgruppe relevant, aber dennoch bietet sich dieses Buch als alleinige Information sicherlich nicht an.
Über den Wert des eigenen Lebens sollte jeder für sich selbst entscheiden, seine eigenen Bedürfnisse zu respektieren und zu achten, ist sicherlich auch keine so schlechte Idee und doch ist dieses Buch nichts für diejenigen, die bereits ihren eigenen Weg gefunden haben.
Über die Autorin Michelle Schrenk
„Hinter der Autorin Michelle Schrenk steckt eine 1983 in Nürnberg geborene Wassermannfrau, die sich bereits im Grundschulalter dem Schreiben von Geschichten gewidmet hat. Träume, Sehnsüchte und die große Liebe spielt eine wichtige Rolle in ihren Büchern. Damit trifft sie auch ins Herz der Leser.
Seit dem Erfolg ihres Debütromans von 2014, hat sie bereits vierhunderttausend Bücher verkauft. Nahezu jeder ihrer Titel war ein Bestseller und in dem Amazon Top 100 vertreten. Ihr herzerwärmender Roman »Kein Himmel ohne Sterne« war 2017 und 2018 sogar mehrere Wochen auf Platz eins und über zehn Monate lang ohne Unterbrechung in den Charts und wurde zum Kindlejahresesbestseller 2017.
Sie ist überzeugt davon, dass es viele Wege zum Glück gibt, und hofft, ihren Lesern mit ihren Büchern ein wenig davon zu schenken.“ (Autorenbiografie)
Fazit zu „Als ob du mich liebst“ von Michelle Schrenk
Einen klassischen Liebesroman habe ich zu Beginn des Buches tatsächlich nicht erwartet, obwohl mir der Klappentext dieses zunächst vorgab. Dies war ein Grund, warum ich dieses Buch als ein Valentinstagsbuch lesen wollte. Was ich stattdessen bekommen habe, war eine Geschichte über und für junge Leute, die gerade erste Erfahrungen sammeln und denen das Schicksal übel mitspielt.
Sicherlich ist dieser Roman lesenswert und obwohl er sich eher an eine jüngere Zielgruppe richtet, können auch ältere Leserinnen durchaus ihren Spaß an der Geschichte haben. Möglicherweise steht bei ihnen allerdings eine andere Betrachtung im Vordergrund.
Kann ich dieses Buch empfehlen? Ja, ich kann dieses Buch empfehlen, wenn man gerade auf der Suche nach einem Liebesroman ist, der eben doch ein wenig mehr ist als das. Dieses Buch ist jedoch keine Lektüre, die man mal eben so zwischen zwei Termine schieben sollte. Stattdessen empfiehlt es sich diesen Roman zu lesen, wenn man mal ein paar Stunden frei hat und einfach nur entspannen möchte. Jedoch ist dieses Buch keine pure Entspannung, sondern aufgrund seiner Tiefe auch etwas zum Nachdenken.