… der Urmila Chaudary, die als sechsjährige von dem eigenen Bruder an eine reiche nepalesische Familie verkauft wurde. Umgerechnet 70 € für ein Menschenleben. Und jährlich zwischen 40 und 50 € für die Familie der Kamalari , der hart arbeitenden Frauen. So wenig ist ein Mädchen in Nepal Wert, denn die Kinder verdienen nichts.
Urmila lernt schnell, dass ihre Kindheit mit dem Verkauf an die reiche Familie beendet ist. Das Leben als Kamalari ist eine harte Arbeit, und zwar von morgens bis abends. Zu Beginn ihrer Zeit als Kamalari hat sie noch Glück. Ihre Maharani, „Herrscherin“, beutet sie nicht komplett aus. Vielmehr behandelt diese Urmila fast so wie ihre eigenen Kinder. Dennoch darf sie nicht zur Schule gehen, hat kaum Freizeit und übernimmt alle ihr aufgetragenen Aufgaben, ohne zu widersprechen, denn das darf sie nicht.
Nach einigen Jahren muss sie dann ihre Herrin verlassen und wird abermals versklavt. Jetzt arbeitet sie im Haus der Tante ihrer ehemaligen Maharani. Doch dort hat sie nicht so viel Glück. Sie hat noch weniger Rechte, weniger Freiheiten und muss sogar vom Fußboden essen. Menschenrechte werden in Nepal missachtet.
Wer in eine untere Kaste geboren wurde, der hat Pech gehabt, denn er wird nie das Leben führen, das hätte führen können. Dieses Buch zeigt mit einer Eindringlichkeit, dass der Fortschritt in Nepal immer noch nicht angekommen ist. Vielmehr geht es um Traditionen, Familie und die Kaste.
Plan International leistet zwar Aufklärung und unterstützt durch Förderprogramme die Entwicklung der Menschen und doch gibt es auch heute noch Sklaverei. Seit dem Jahr 2000 ist Kinderarbeit in Nepal streng verboten. Zum Leben der Tharu, einer Personengruppe der unteren Kaste im Südwesten des Landes, gehört es dennoch dazu. Denn die Tradition besagt, dass die Tharu- Mädchen an reiche Großgrundbesitzer, sogenannte Landlords, verkauft werden.
Der Stil, in dem dieses Buch geschrieben wurde, ist sachlich und erschreckend nüchtern. Man hat das Gefühl Urmila hätte Nathalie Schwaiger die Geschichte einer anderen Frau erzählt. Natürlich weiß man, dass es nicht so ist und doch kommt es einem so vor. Urmila selbst erzählt ihre Geschichte mit wenig Emotion und löst so doch Emotionen beim Leser aus. Für mich als Leser ist es schockierend zu lesen, was in einem anderen Land heute immer noch an der Tagesordnung ist. Es sei Tradition und Traditionen sollte man nicht ändern.
Mir persönlich hat dieses ungewöhnliche Buch sehr gut gefallen. Spaß gemacht hat es mir nicht, aber das sollte es auch gar nicht. In meinen Augen handelt es sich bei diesem Buch um ein sehr außergewöhnliches Buch, denn es handelt sich einerseits um eine Biografie. Andererseits enthält es jedoch auch viele Komponenten, die ich in einem klassischen Sachbuch erwarten würde. Dieses Buch ist meiner Meinung nach ein Buch, das aufklärt. Es war und ist nicht die Idee, die Leser zu unterhalten. Vielmehr geht es darum, zu informieren.
Wer immer dieses Buch liest, sollte einmal darüber nachdenken, ob er sich ein solches Schicksal für sein eigenes Kind wünschen würde. Wer sich den Inhalt dieses Buches vergegenwärtigt, wird merken, dass sich etwas ändern muss. Dieses Buch ist ein Schrei nach Aufmerksamkeit für eine Gruppe von Menschen, die keinesfalls eine Minderheit ist, und doch so wenig Beachtung, Anerkennung und Aufmerksamkeit findet.
„Sklavenkind: Verkauft, verschleppt, vergessen“ erzählt die erschreckende Biografie…
1. Mai 2011
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