Heute Abend, um 20.15 Uhr, zeigt die ARD mit „Wo ist nur mein Schatz geblieben?“ den letzten Tatort aus Bremen mit dem Ermittlerduo Lürsen und Stedefreund. Das ist natürlich schade, denn sowohl Oliver Mommsen als auch Sabine Postel sind grandiose Schauspieler.
Sabine Postel habe ich schon mehrfach als Schauspielerin in unterschiedlichen Rollen erlebt. Zum Beispiel war sie in die Anwältin in der Serie „Der Dicke“, die später, nach dem Tod von Dieter Pfaff, zu „Die Kanzlei“ wurde. Die Rolle der Bremer Kommissarin stand ihr jedoch am besten. Schade, dass es nun zu Ende geht.
Oliver Mommsen habe ich schon in anderen Filmen als durchaus unterhaltsamen Darsteller erlebt. Auffällig ist dabei, dass er häufig in Filmen, die in Norddeutschland oder an der Küste spielen, mitwirkt. Bekannt sein dürfte er vielen aus „Passagier 23„. Darüber hinaus hat er sich auch als Theaterschauspieler in den vergangenen Jahren einen Namen gemacht. So spielte er unter anderem im Jahr 2010 in „Gut gegen Nordwind“ im der Komödie am Kurfürstendamm mit.
Im heutigen Tatort machen er aber seiner Rolle als KHK Nils Stedefreund und sie als KHK Inga Lürsen zum letzten Mal alle Ehre. In ihrem letzten Fall wird bei Straßenarbeiten eine Leiche gefunden.Die Ermittlungen erfordern ihre volle Aufmerksamkeit und Konzentration. Außerdem scheint es so, als gäbe es einen Saboteur, der die Ermittlung behindert.
Was erwartet uns bei „Tatort – Wo ist nur mein Schatz geblieben“?
„Durch Zufall entdecken Bauarbeiter die unter einer Straße verborgene Leiche einer Frau. Bei den Mordermittlungen stechen die Bremer Ermittler Inga Lürsen (Sabine Postel) und Stedefreund (Oliver Mommsen) in ein feingewebtes Netz aus Korruption und illegalen Geldgeschäften. Sie finden heraus, dass die Tote für eine Immobilienentwicklungsfirma gearbeitet hat.
Die Firma steht im Visier der BKA-Beamten Maller (Robert Hunger-Bühler) und Kempf (Philipp Hochmair), die mit allen Mitteln versuchen, die Ermittlungen der Mordkommission zu verhindern. Auch Stedefreund scheint wichtige Informationen für sich zu behalten. Ist er in den aktuellen Fall verwoben? Und in welchem Verhältnis steht er zu Maller und Kempf?
Inga Lürsen weiß schon bald nicht mehr, wem sie trauen kann und wem nicht. Der letzte Fall wird zu einer schweren Belastung für das Bremer Team,“ verrät vorab die ARD.
Nach dieser Vorankündigung bin ich natürlich sehr gespannt auf die heutige Folge. Leider weiß ich aber auch, dass es aber das letzte Mal ist, dass das Bremer Ermittlerduo zusammen trifft. Schade. Denn ihre Fälle hatten entsprechendes Lokalkolorit und eine ganz eigene Note.
Worte zum Reihenfinale
Der Programmdirektor von Radio Bremen, Jan Weyrauch, äußerte sich gegenüber der ARD zum Abschluss der Reihe: „Unser Bremer Tatort war über 20 Jahre lang mit Sabine Postel und Oliver Mommsen Teil der erfolgreichsten Krimi-Reihe im deutschen Fernsehen und ein wichtiges Aushängeschild von Radio Bremen.
Seit Beginn meiner Tätigkeit bei Radio Bremen im Jahr 2011 hat der Bremer Tatort mit den Folgen „Brüder“ (2014), „Die Wiederkehr“ (2015) und „Im toten Winkel“ (2018) die Zehn-Millionen-Hürde geknackt. 2017 stand die Folge „Nachtsicht“ mit einem Marktanteil von 26,7 Prozent sogar auf Platz zwei des jährlichen Tatort-Quotenrankings. Inga Lürsen und Stedefreund liegen in allen Hitlisten ganz vorne. Was für ein Erfolg!
Nicht nur vor der Kamera haben Sabine Postel und Oliver Mommsen einen grandiosen Job gemacht. Als ich den beiden zum ersten Mal begegnete, war ich verblüfft. Vor mir hatte ich nicht zwei Schauspieler, die „bloß“ ihren Job machten. Ich hatte es mit zwei starken Persönlichkeiten zu tun, die sich voll und ganz mit dem Sender identifizierten. Souverän und mit Freude haben sie sich sowohl dem Lob als auch den mitunter kontroversen Diskussionen rund um den Bremer Tatort gestellt.
Sie haben den Kontakt zum Publikum nie gescheut, sich sogar vor Ort sozial engagiert. Ich denke beispielsweise an Sabine Postels Engagement für das Bremer Zentrum für trauernde Kinder und Jugendliche e.V. und an Oliver Mommsen als SOS-Kinderdorf-Botschafter bei der Bremer Aktion „Kinder laufen für Kinder“.
Mit den beiden verliert Radio Bremen nicht bloß zwei Tatort-Kommissare, sondern zwei wichtige Identifikationsfiguren für unser Bundesland. Ausgerechnet jetzt, wo es so gut läuft. Aber es ist auch klug aufzuhören, wenn es eigentlich am Schönsten ist.
Denn das hohe Niveau, auf dem der Bremer Tatort auch dank Sabine Postel und Oliver Mommsen inzwischen angelangt ist, bildet gleichzeitig einen großartigen Absprungpunkt für unsere zukünftigen Tatorte. Und was uns in jedem Fall bleibt, ist ein positives Image der Städte Bremen und Bremerhaven. Dafür möchte ich allen Beteiligten herzlich danken. Denn daran können wir anknüpfen.“
Gemeinsam mit der ARD Degeto erzählen wir in der Ausstiegsfolge einen ganz besonderen Tatort, bei dem Inga Lürsen und Nils Stedefreund im Mittelpunkt stehen. Ein dramatischer, packender und emotionaler Film, der dem Publikum und uns den Abschied besonders schwer macht.“
Gründe, warum die Reihe nach über 20 erfolgreichen Jahren beendet wird, werden leider nicht genannt. Das ist schade, lässt es doch die Zuschauer ratlos zurück. Wird nun der komplette Tatort aus Bremen abgesetzt?
Genau beantworten kann ich es nicht, denn in einigen Medien wird geunkt, dass es auch einfach ein neues Bremer Team geben könnte. Man darf hoffen, ob sich die Prognosen jedoch als Wahrheit erweisen, wird sich zeigen. Fakt ist, Sabine Postel und Oliver Mommsen hören auf.
Sabine Postel im Interview gegenüber der ARD
Frau Postel, im Tatort „Wo ist nur mein Schatz geblieben?“ weiß Hauptkommissarin Inga Lürsen schon bald nicht mehr, wer gut und wer böse ist. Dabei wird die Beziehung zwischen den Kommissaren auf eine harte Probe gestellt. Was ist hier los?
Stedefreund scheint wichtige Informationen für sich zu behalten. Kennt er die Kollegen vom BKA? Was verschweigt er ihr? Lürsen versucht, ihn zur Rede zu stellen, und es kommt zu einer Auseinandersetzung, die es in dieser Härte zwischen den beiden Kollegen bisher noch nicht gegeben hat. Inga ist tief verletzt. Ihr Vertrauensverhältnis ist gestört.
Der Tatort „Wo ist nur mein Schatz geblieben?“ ist Inga Lürsens letzter Fall. Seit 1997 kennt das Publikum Sie, Frau Postel, in dieser Rolle. In dieser Zeit ist viel passiert. 39 Fälle haben Sie in dieser Rolle gelöst, die unterschiedlicher nicht sein können. Was ist Ihnen aus diesen Jahren besonders in Erinnerung geblieben?
All die Momente und Erlebnisse aufzuzählen, die in 22 Jahren passiert sind, würde den Rahmen sprengen. Unsere Filme waren so unglaublich unterschiedlich, dass es immer spannend war, zweimal im Jahr in eine neue Geschichte einzutauchen. Jede für sich war ein Unikat und nie war es langweilig. Zu meinen Lieblingsfilmen gehören immer noch „Abschaum“, „Schiffe versenken“ und „Brüder“.
Hatten Sie in all der Zeit Einfluss auf die Entwicklung der Figur?
In 22 Jahren hat sich Inga natürlich verändert. Am Anfang standen die Konflikte mit ihrer Tochter, um die sie sich nicht wirklich kümmern konnte und wollte, am Ende hat diese trotz ständiger Auseinandersetzung mit der Mutter im Polizeidienst Karriere gemacht und war ihre Vorgesetzte.
Meinem Wunsch, zwischendurch eine Beziehung in Ingas Leben zu lassen, wurde ab und zu nachgegeben, doch leider haben ihre Männer immer sehr schnell das Zeitliche segnen müssen. Man sollte sie dann doch nicht als durchgehende Figuren etablieren. So blieben Inga über die Jahre dann doch nur der Tatort: Wo ist nur mein Schatz geblieben? Rotwein und Stedefreund als einziger Freund.
Gibt es etwas, was Ihnen all die Jahre bei der Verkörperung der Hauptkommissarin Inga Lürsen besonders am Herzen lag?
Inga ist ihr ganzes Leben ein sehr sozial engagierter Mensch geblieben, der letztlich trotz aller Rückschläge immer noch an das Gute im Menschen geglaubt hat. Das verbindet mich ganz eng mit der Figur. Deshalb haben mir unsere Filme, die sich mit sozialpolitischen Themen auseinandergesetzt haben – und davon gab es ja sehr viele – immer besonders große Freude gemacht.
Worin lagen für Sie die größten Herausforderungen?
Die größte Herausforderung war es, Inga Lürsen über zwei Jahrzehnte authentisch und glaubwürdig bleiben zu lassen, so dass die Zuschauer sie immer weiter bei ihren Ermittlungen begleiten wollten und nie von ihr gelangweilt waren. Der Erfolg hat uns Recht gegeben!
Oliver Mommsen im Interview mit der ARD
Herr Mommsen, im Tatort „Wo ist nur mein Schatz geblieben“ hat Hauptkommissar Stedefreund eine Krise. Was ist los?
Seine Vergangenheit holt ihn ein. Irgendwann hat er eine Grenze überschritten und nun wird er damit konfrontiert. Für jemanden, der so loyal ist wie Stedefreund, gerät da eine Menge ins Wanken. Das jahrelang aufgebaute Vertrauen der beiden Kommissare wird auf eine Zerreißprobe gestellt.
Stedefreund ist in seiner beruflichen Laufbahn regelrecht erwachsen geworden, er ist als Ermittler dominanter und seiner Kollegin ebenbürtiger geworden. Was bedeutet es für Sie als Schauspieler, eine solche Entwicklung einer Filmfigur zu spielen?
Nach wie vor ist das wie ein Sechser im Lotto. Wir durften Stück für Stück herausfinden, wie Stedefreund tickt. Ich hätte nie gedacht, dass daraus so viele Mosaiksteinchen werden. Vielleicht fünf bis sechs Jahre, dachte ich. Und plötzlich sind es fast 18 Jahre geworden. Da ist ´ne Menge passiert!
Nun ist der aktuelle Tatort Ihr 33ster und letzter Fall. Wie hat sich Ihrer Ansicht nach die Figur in dieser Zeit vor allem entwickelt?
Er ist älter geworden, genau wie ich. Und er hat sich sehr verändert, vorsichtig und stückweise. Erst wollte Mark Schlichter (Regisseur, Anm. der Red.) den Bart, damit Mommsen endlich mal „Kante“ bekommt und bei der Folge „Hochzeitsnacht“ flippt er irgendwann aus und ist plötzlich emotionaler als Inga. Und 2013 nannten wir ihn liebevoll Afghanistan-Stedefreund, da wurde er sogar glatt düster und gefährlich. Es war eine sauspannende 18-jährige Reise mit dem Knaben.
Hatten Sie Einfluss auf diese Entwicklungsprozesse?
Ich bin passionierter Fremdtextquatscher. Meine Phantasie zündet erst, wenn ich ein Drehbuch auf Tatort: Wo ist nur mein Schatz geblieben? dem Tisch habe. Gute Drehbücher werden selten von Schauspielern geschrieben. Wir denken aus guten Gründen sehr aus der Perspektive der Figur, die wir verkörpern.
Sie haben gesagt: „Es ist am besten zu gehen, wenn es am Schönsten ist“. Wie geht es Ihnen jetzt damit, dass es vorbei ist?
Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen auf das große Abenteuer „nach dem Tatort“ und freue mich auf spannende Projekte. Mit Martin Wölfer und der Komödie am Kurfürstendamm in Berlin haben wir gerade ein Stück gefunden, das im Januar 2020 Premiere haben wird. Letztes Jahr durfte ich für die ARD Degeto in Österreich drehen, „Der beste Papa der Welt“, Regie führte Sascha Bigler, der Sohn von Christiane Hörbiger, mit der ich schon zweimal die Ehre hatte, drehen zu dürfen.
Und dann hat Neele Vollmer „Lottaleben“ verfilmt. An der Seite von Laura Tonke spiele ich den etwas steifen Vater.
Die Dreharbeiten zu den beiden letzten Tatorten von Radio Bremen „Blut“ und „Wo ist nur mein Schatz geblieben?“ waren zwei tolle Abenteuer für Stedefreund und Mommsen. Einfach machen es einem die Bremer echt nicht zu gehen …
Erwartungen an den Tatort „Wo ist nur mein Schatz geblieben?“
Ich erwarte mit „Wo ist nur mein Schatz geblieben?“ einen spannungsgeladenen Abschluss einer mehr als starken Reihe. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehe ich dieser letzten Folge entgegen. Es ist sehr schade, dass dieses Duo nun aufhört. Aber dafür entsteht nun Platz für ein neues Team, auf das ich mich schon freue.