Der Roman „Iskender“ von Hermann Schulz erzählt die Geschichte des kleinen Alexanders. Alexander ist der Sohn einer deutschen Bardame und des türkischen Gastarbeiters Asaf.
Inhalt
Der kleine Junge lebt in einem Heim für Schwachsinnige, da er psychisch auffällig ist und die Mutter mit der Erziehung überfordert war. Einige Jahre sind seit dem Verhältnis Asafs und der Bardame vergangen. Asaf, der nichts von der Existenz seines Kindes ahnt, ist inzwischen in seine Heimat zurückgekehrt und zum Militärdienst eingezogen worden.
In seiner Militärszeit bekommt er einen Brief, in dem ihm sein bester Freund von der Existenz Alexanders berichtet. Auch wird in diesem Brief die mögliche Vaterschaft in Betracht gezogen.
Von dieser Möglichkeit angetrieben, reist Asaf nach Beendigung seines Militärdienstes nach Deutschland und begibt sich auf die Suche nach dem Jungen, von dem er nur weiß, dass er existiert. Er findet ihn schließlich über den Namen der Mutter in einem Heim für Schwachsinnige.
Asaf ist geschockt, denn das Kind ignoriert ihn gänzlich und die Mutter hat „Vater unbekannt“ in die Geburtsurkunde schreiben lassen. Doch Asaf gibt nicht auf, mittels seines anatolischen Dickkopfes ist er überzeugt, dass Alexander sein Sohn ist. Asaf beginnt um und für den Jungen zu kämpfen.
Er nimmt Alexander mit in seine Heimat nach Yeniköy –gegen den Willen der deutschen Behörden. Hier wird Alexander Iskender (Dies ist die türkische Variante des Namens.) genannt und bei den Großeltern untergebracht.
In den ersten Wochen spricht Iskender kein Wort; er isst nicht einmal mit den Alten. Immer wieder geht der Junge in die Felder – unbemerkt geht die Großmutter hinterher und beginnt mit Iskender zu reden und sein Vertrauen für sich zu gewinnen.
Nach einiger Zeit gelingt es dem anatolischen Paar, Iskender in ihren Alltag zu integrieren. Gerade da kommt ein Brief von der deutschen Botschaft, der das Familienglück zu zerbrechen droht und einen Kampf mit den Behörden einläutet…
Perspektivwechsel
An dieser Stelle werden die Hauptcharaktere gewechselt. Ein zweiter Erzählstrang wird begonnen. Paul ist ein deutscher Pianist, der bei einem Besuch einer guten Freundin aus Antalya, deren Enkelin Leyla kennenlernt.
Leyla wird von ihrer Großmutter angewiesen Paul die Türkei zu zeigen und die türkische Kultur näher zu bringen. Nie jedoch hätte die Großmutter ahnen können, dass sich ihre Enkelin in den Deutschen verlieben würde. Alles wäre perfekt, wäre da nicht der Auftrag der deutschen Botschaft, der das junge Glück nach Yeniköy führt…
Über den Autor
Hermann Schulz wurde am 21. Juli 1938 als Sohn eines deutschen Predigers in Ostafrika geboren, wuchs aber in Deutschland auf. Er ging nach einer Buchhändlerlehre in den Bergbau und arbeitete als Gedingeschlepper. Nach einer Reise um die Welt leitete er von 1967 bis 2001 den Peter Hammer Verlag in Wuppertal.
Eine Geschichte über Migration
Iskender“ von Hermann Schulz ist ein Jugendbuch, das war schon einige Jahre alt ist, allerdings immer noch nicht veraltert ist. Angesichts der aktuellen Migrationsströme hat dieses Buch immer wieder eine gewisse Aktualität und obwohl es sich um die Gastarbeiter in den sechziger Jahren dreht, die Geschichte aktueller denn je.
Hier wird noch einmal gezeigt, wie wichtig kulturelle Offenheit zwischen den Menschen ist, gleichzeitig werden aber auch schwierige oder heikle Aspekte des Themas erörtert. Meiner Ansicht nach verliert dieses Buch so als mittlerweile ist nie den Bezug zur aktuellen Lage. Schließlich gab und gibt es immer wieder Flüchtlingsströme oder Migrationsströme, sodass man sagen kann, dass „Iskender“ von Hermann Schulz das perfekte Jugendbuch ist, um sich einmal näher mit dem Thema zu beschäftigen.
Gleichzeitig ist es jedoch kein Buch, über die aktuelle Lage, sondern vielmehr ein historischer Rückblick in die 1960er Jahre, der uns zeigt, was unsere Kultur eigentlich alles geprägt hat. Insoweit finde ich dieses Buch auch heute noch immens wichtig.
Fazit
Durch seine Reiseerfahrungen gelingt es Herrmann Schulz, einen realistischen Eindruck des Landes zu vermitteln. Das Buch selbst ist schon sehr real und spiegelt die Zeit der 60er Jahre (in denen die Handlung stattfindet) sehr gut wieder.
Hermann Schulz schaffte jedoch trotz der realistischen Sicht auf die Dinge, humorvoll zu schreiben. Das Buch regt zum Nachdenken ein und lässt auch schwierige Themen interessant erscheinen. Dem einmaligen Stil des Autors ist in jedem Fall nicht beizukommen. Lest dieses Buch einfach selbst einmal, es ist in jedem Fall lesenswert.