„Strandkörbchen und Wellenfunkeln“ von Petra Schier ist ein neuer und überaus romantischer Hunderoman aus dem fiktiven Örtchen Lichterhaven. Der Roman begünstigt jedoch gerade zu Beginn auch eine gewisse Traurigkeit, da das Tierschutzthema relevant ist. Jolie, die Hündin, die den Leser durch die Liebesgeschichte von Lars und Louisa leitet und begleitet. So erleben wir also einerseits einen starken wie auch humorvollen Liebesroman mit Hund, andererseits aber auch die tragische Geschichte eines Welpen, der seine Umgebung und das Vertrauen in die Menschen verloren hat, noch ehe die kleine Hündin hierzu überhaupt einen echten Bezug hatte. Wenn sie wüsste, dass es ihrem Herrchen ganz ähnlich geht…
Ein Wiedersehen mit Freunden?
Habe ich bei den vorangegangenen Lichterhaven-Romanen bereits weitere Familienmitglieder der Meißner-Familie kennen gelernt und ein Wiedersehen mit diesen stets sehr geschätzt, freue ich mich als Leserin dieser Reihe auf ein Wiedersehen mit vielen alten Bekannten und Freunden. So spielen Alex und Mel wieder eine Rolle, aber auch Christina und Ben, sowie natürlich Schoki und Boss.
Trotzdem treten die einstigen Hauptfiguren im aktuellen Teil eher in den Hintergrund, um Lars Verhoigen und Louisa den Vortritt zu lassen. Die beiden sind nämlich dabei ihre frühere Freundschaft wieder zum Leben zu erwecken. Lars hat schließlich mittlerweile eine eigene Werft in Lichterhaven eröffnet und ist sesshaft geworden. Doch was führte eigentlich dazu, dass er vor 8 Jahren Hals über Kopf den Ort verließ und die Trümmer ihrer Freundschaft zurückließ?
Emotionen pur und ein ordentlicher Schuss Leidenschaft
Da sowohl Luisa als auch Lars eine Vorgeschichte haben, die sie seit ihrer frühesten Kindheit beziehungsweise seiner Jugend miteinander verbindet, erzählt Petra Schier die Geschichte in zwei verschiedenen Zeiten.
Zum einen erzählt sie die gegenwärtige Situation in der die Freundschaft zwischen beiden Protagonisten immer mehr zu einer echten Beziehung wird, zum anderen erzählt sie aber auch die längst vergangenen Szenen, diese Beziehung ausmachten. Emotional ist dies auf jeden Fall, treffen doch Gegensätze aufeinander.
Gleichzeitig spürt man bei diesem Roman etwas, dass bei dieser Geschichte den Reiz ausmacht. Die Vorgeschichte sorgt nämlich dafür, dass die ganze Zeit eine gewisse unterschwellige Leidenschaft im Raume steht.
Unterschwellig deshalb, weil Lars Verhoigen von sich behauptet, niemals irgendwen lieben zu können. Er ist der nach außen ruhige Pol, der aber in seinem Inneren brodelt, als sei ein Vulkan. All das spürt Jolie irgendwo, auch wenn sie es nicht einordnen kann.
Sein Handeln ist da schon offensichtlicher, denn er verstrickt sich in einen ständig wiederkehrenden Gegensatz. Dieses Spiel aus Nähe und Distanz lässt den Leser die Emotionen der einzelnen Figuren hautnah miterleben.
„Strandkörbchen und Wellenfunkeln“ von Petra Schier: Jolie spiegelt ihr Herrchen
Wer sich die Mühe macht und sich den Hund sein Verhalten anguckt, der dürfte werden, dass das kleine Welpenmädchen dazu übergeht, das Verhalten ihres Herrchen zu interpretieren. Sie selbst ist dabei aber zumeist nicht minder ängstlich als er selbst.
Das Hundemädchen befürchtet durch ein Fehlverhalten den Ärger auf sich zu ziehen. Er ist infolge der Tyrannei durch seinen Vater nicht mehr in der Lage seine eigenen Gefühle richtig zu interpretieren. Könnte man also davon ausgehen, dass der Hund sein Herrchen spiegelt?
An dieser Stelle muss man davon ausgehen, dass Petra Schier sehr viel Zeit und Überlegung in die einzelnen Figuren investiert hat. Mit Luisa und Lars schafft sie dabei genauso einen Gegensatz, wie mit Jolie und Lars eine Einheit.
„Strandkörbchen und Wellenfunkeln“: Raffinierte Details
Neben den einzelnen Charakterzügen, die sich bei den einzelnen Figuren deutlich herausgestellt haben, stecken viele weitere raffinierte und äußerst durchdachte Details auch in den Elementen, die bestimmte Handlungen hervorheben.
Besonders bemerkenswert fand ich das kleine feine Detail mit der Kette, die für Luisa eine gewisse Wichtigkeit hat. Sie erinnert sie immer wieder daran, dass sie das hoffen auf eine glückliche Beziehung mit Lars niemals aufgeben sollte. Aber auch in der Szenen, die sich rund um die Tierquälerei drehen, sind einige raffinierte Details enthalten.
Mir persönlich gefielen diese Szenen zwar hinsichtlich ihrer Handlung nicht, denn ich finde, dass jedes Leben, ob nun menschliches oder tierisches schützenswert ist. Dennoch waren auch diese Szenen wichtig, denn sie öffneten letztendlich das Herz einer Figur, die zu echten Gefühlen gar nicht imstande zu sein schien und das bereits in der ersten Szene.
Stilistisches
Was den Stil angeht, so kann ich mich an dieser Stelle kurz fassen, denn Petra Schier ist in ihrer Art zu schreiben einerseits gefestigt und andererseits stets sehr lebendig. Dies führt dazu, dass sie eine konstant unterhaltsame wie emotionale Erzählperspektive und Stilistik wählt. Sie schafft es mir als Leserin den Eindruck zu geben, tatsächlich bei der Situation zuzuschauen, die Sehne hautnah und Live mitzuerleben und mit den Figuren mitzuführen. Perfekte Unterhaltung und dennoch anders als gewohnt.
„Strandkörbchen und Wellenfunkeln“: Über die Atmosphäre
Atmosphärisch dicht ist „Strandkörbchen und Wellenfunkeln“ von Petra Schier alle Mal, mitreißend ebenso. Gleichzeitig jedoch weicht der Roman irgendwo von klassischen Urlaubsroman ab. Er ist ein wenig anders, als die Urlaubsromane, die ich ansonsten von Petra Schier kenne.
Tatsächlich habe ich trotz Strandkorb und zahlreichen Spaziergängen etwas weniger das Gefühl mich tatsächlich in einem Urlaub zu befinden. Liegt dies nun daran, dass es in diesem Teil der Lichterhaven-Reihe keinerlei Person von außerhalb gab, dass es keine Ankunft und keine drohende Abreise gab? Nun, möglicherweise war dieser Effekt ausschlaggebend.
Dennoch glaube ich, dass „Strandkörbchen und Wellenfunkeln“ von Petra Schier sich auch durch eine besondere Stärke hervortut, denn der Strandkorb selbst war ein Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und sorgt eben doch für Entspannung bei den Protagonisten.
Mit der Entspannung der Protagonisten entschwand auch ich mich als Leserin der Geschichte jedes Mal und dies erschien mir als ein besonderes Talent, denn die Emotionen der Geschichte scheinen sich dieses Mal auch und insbesondere auf den Leser zu übertragen.
Über Petra Schier
„Seit Petra Schier 2003 ihr Fernstudium in Geschichte und Literatur abschloss, arbeitet sie als freue Autorin und Lektorin. Neben ihren zauberhaften Weihnachtsromanen schreibt sie auch historische Romane. Sie lebt heute mit ihrem Mann und einem deutschen Schäferhund in einem kleinen Ort in der Eifel.“ (Harper Collins)
Fazit zu „Strandkörbchen und Wellenfunkeln“ von Petra Schier
Wieder einmal ist es Petra Schier gelungen, mich in den Bann ihrer Hunderomane zu ziehen. Ich persönlich liebe die Romane, die rund um Lichterhaven und seine Bewohner stattfinden.
Ja, gewissermaßen wiederholen sich bestimmte Aspekte, sodass die Reihe einen hohen Wiedererkennungswert hat und doch ist jede Geschichte höchst individuell, dass mich auch die Liebesgeschichte um Lars und Luisa voll in ihren Bann ziehen konnte und mich für einige Zeit aus einem stressigen Alltag entführt. Somit muss man sagen, dass es sich eben doch um einen perfekten Urlaubsroman handelt, auch wenn es nicht direkt um Urlaub geht, sondern sich „Strandkörbchen und Wellenfunkeln“ von Petra Schier eher anbietet, um in einem Urlaub gelesen zu werden.
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