Mit “Tot im Wald“ zeigt Sat1 heute einen weiteren Film aus eigener Produktion. Dieses Mal handelt es sich zwar auch wieder um einen Krimi, in dem ein Serienmord aufgeklärt werden muss; Im Vergleich zu den vorangegangen Filmen scheint es sich hierbei jedoch um einen Film zu handeln, der bislang keiner Reihe angehört.
Ob sich das ändern wird, kann ich an dieser Stelle nicht sagen, könnte es mir allerdings gut vorstellen, denn das Ermittler-Duo, welches aus Hannah Mangold (Anja Kling) und Lucy Palm (Britta Hammelstein) besteht, ist die ideale Besetzung für diesen Film. Mit seiner militärisch anmutenden Grundstimmung ist “Tot im Wald“ allerdings nicht mit den Filmen der vergangenen Wochen vergleichbar.
Was erwartet uns bei „Tot im Wald“?
Bereits in der ersten Sequenz des Films sieht man den Überfall auf einen junges Paar, welches gerade von einem mittelalterlichen Rollenspiel-Event nach Hause zurückkehren möchte. Alleine diese ersten Sequenz erscheint relativ extern geladen und aufgrund seiner düsteren Optik um einiges brutaler, als es tatsächlich sein dürfte. Gerade die Dunkelheit sorgt aber dafür, dass eine dichte und düstere Atmosphäre entsteht, die spannungsgeladen ist. Meiner Meinung nach ist dies der ideale Einstieg in den Fall rund um sechs spurlos verschwundene Menschen, deren Verschwinden sich keiner so recht erklären kann.
Nach dieser ersten Sequenz lernen wir dann das Ermittler-Duo kennen. Die Situation von Hannah Mangold könnte sich kaum gravierender von der ihrer Kollegin Lucy Palm unterscheiden. Nachdem sie nämlich wegen psychischer Störungen und Halluzinationen behandelt wurde und sich langsam wieder auf dem Weg der Besserung befindet, darf sie zunächst nur die Archivarbeit erledigen und Fälle aus den siebziger Jahren katalogisieren.
Keine angenehme Aufgabe und schon gar keine, die ihrer normalen Vorstellung des Polizeidienststellen entspricht. Hannah will wieder raus, die Kollegen unterstützen und bei den einzelnen Ermittlungen dabei sein. Das jedoch verbietet ihr Chef, mit dem sie offenbar auch einige Probleme hat. Es ist keinesfalls so, dass man ihm böswillig unterstellen könnte, sie zu schikanieren nur ist sie in seinen Augen derzeit de facto Dienst unfähig.
Als die junge Kollegin Lucy Palm dann jedoch auf das Verschwinden eines jungen Paares aufmerksam wird, beginnen Sie damit, Kollegin bei ihren nicht genehmigten Einsätzen zu unterstützen. Dass es sich bei dem Paar jenes aus dem Vorspann handelt, wird in dem Moment offensichtlich, in dem der Zuschauer die Fotos sieht. Die beiden sind eindeutig wieder zu erkennen. Somit weiß der Zuschauer in diesem Moment mehr als die Kommissare.
Als Lucy Palm sich auf die Spuren des verschwundenen Paares begibt, findet sie im Wald des Berliner Umlands nur wenige Spuren, die auf einen brutalen kann hindeuten. Dafür beginnt sie aber auch gleich damit, potentielle Zeugen befragen.
Doch es erscheint hoffnungslos, denn sie kann das anhaltende Schweigen nicht durchdringen. Scheinbar jeder scheint etwas zu verbergen. Außerdem wittert sie selbst jederzeit eine potentielle Gefahr. Nein, paranoid ist die junge Kollegin nicht, aber auf sich allein gestellt und somit ein potentielles Opfer für diejenigen, die sie da aufscheucht.
Als Hannah Mangold von den Handlungen der jungen Kollegin etwas mitbekommt, beschließt sie kurzerhand sich als Pflegerin in einer Familie einzuschleusen. Die Familie gilt als potenziell verdächtig, denn vor einiger Zeit hatte sie einen Selbstmord gegeben der Sohn der Familie erscheint nicht nur ihr traumatisiert.
Gemeinsam kommen sie dem Täter auf die Spur, blicken immer einige düstere Geheimnisse und schaffen so einen spannungsvollen Film, der jedoch mehr ein Drama erinnert, denn an einen echten Suspense- Krimi.
“Tot im Wald“ ist nichts für schwache Nerven
Aufgrund seiner Tendenz zum Drama und seiner weiteren Tendenz zum Militär ist “Tot im Wald“ nichts für schwache Nerven, stattdessen sollte sich der Zuschauer möglicherweise mit Geländetraining, posttraumatischen Belastungsstörungen etc. auskennen. Zwar ist es nicht vonnöten ein Experte auf diesem Gebiet zu sein, dennoch zahlt es sich aus, wenn man selbst ein wenig abgeklärter an diesen Film herangeht.
„Dieser Junge ist Opfer seines Vaters und Großvaters. Es tut mir in der Seele weh, ein solches Schicksal mitzubekommen. Natürlich ist es eine rein fiktive Geschichte, aber ich bin eine Löwenmutter, wenn es um meine Kinder geht. Daher finde ich, jeder hätte die Aufgabe, sich für diesen Jungen mutig zu engagieren“, erklärt Anja Kling im Interview mit Sat1.
Und wahrscheinlich stimmt diese Aussage sogar, denn angesichts der aktuellen Ermittlungen in Fällen von Kindesmissbrauch ist auch eine Kindesverwahrlosung ein heikles Thema. Genau dieser Aspekt ist Teil des Films und auch wenn dieser Teil nur ein Baustein des Filmes ist, so muss man doch davon ausgehen, dass er einem lange im Gedächtnis bleiben wird
Ein weiterer Aspekt, der “Tot im Wald“ etwas heikel erscheinen lässt, sind die Darstellungen von Kriegsspielen. Ich persönlich hätte mir nicht vorstellen können, dass es jemals in einem Film darum gehen könnte, gegenseitig aufeinander zu schießen. Mir persönlich gefiel diese schein-militärischen Darstellungen überhaupt nicht passt noch nicht unbedingt zudem, was ich mir gemeinhin unter einem Krimi vorstelle. Dennoch gaben sie einen guten Einblick in die Charaktere und das, was die einzelnen Rollen ausmacht.
Der Film überzeugt mit einer durchgängig guten Besetzung, der es gelungen ist, selbst die dunkelsten Abgründe der menschlichen Psyche gut darzustellen. Dennoch ist “Tot im Wald“ keinesfalls für jeden Zuschauer gleichermaßen geeignet. Wer eh schon zu Schlafproblemen neigt, sollte vielleicht eher etwas anderes schauen, denn dieser Film bleibt eine Weile im Gedächtnis.
Ein starkes Team mit kleinen Schwächen
„Ich glaube, die Zuschauer merken, dass Hannah mit ihren Einschätzungen und Wahrnehmungen richtigliegt. Dadurch erleben sie die frühere Kommissarin nicht als abgedreht, sondern als anders. Es steigert die Spannung, was sie neben den üblichen Ermittlungsmethoden herausfindet“, so Anja Kling über ihre Rolle als Hannah Mangold.
Ich glaube, dass die Einschätzung, die Anja Kling hier vorgenommen hat, tatsächlich so der Realität entspricht, denn der Zuschauer entwickelt schnell ein Gespür dafür, dass Hannah Mangold eigentlich ganz normal und integer ist, aber eben einen starken Willen hat und genau weiß, was sie möchte und was eben nicht. Dass sie damit aber auch schon mal am Rande eines Zusammenbruchs steht, erscheint infolgedessen nicht aus der Luft gegriffen, sondern überaus authentisch.
„Hannah besitzt einen sehr starken Willen, auch wenn sie nach außen zerbrechlich wirkt. Sie
geht konsequent ihren Weg – auch gegen den Willen ihres Vorgesetzten. Dazu gehört Mut
und die Überzeugung, das Richtige zu tun. Sie entzieht sich einfach den Anweisungen des
Chefs und hat einen eigenen Zugang, um den Fall zu lösen. Letztendlich zeigt Hannah wie
wichtig Intuition ist – und das habe ich in meinem Leben auch schon oft gelernt“, beschreibt auch Anja Kling.
Dass die Zusammenarbeit mit zwei so unterschiedlichen Charaktere in einem Ermittler hin und wieder Konfliktpotenzial führt, erscheint nicht ganz abwegig, tritt in diesem Film jedoch kaum zu Tage. Vielmehr arbeiten die beiden Kommissarin, die unterschiedlicher nicht sein könnten, Hand in Hand um ihr Ziel zu erreichen und meistern die Herausforderungen vor allen Dingen deshalb, weil sie sich aufeinander verlassen können.
„Ich schätze Britta sehr. Sie ist eine natürliche und bescheidene Kollegin, die sich mit der Rolle, die sie verkörpert, stark beschäftigt. Wir haben eine ähnliche Arbeitsauffassung – und einen ähnlichen Humor. Wir sind ein gutes Team als Hannah und Lucy, aber auch als Kolleginnen am Set“, verrät Anja Kling im Interview.
Erwartungen an den Film “Tot im Wald“
„Tot im Wald“ mit Anja Kling und Britta Hammelstein verspricht schon in der Vorankündigung einen spannenden Abend und tatsächlich erwarte ich als Zuschauer dieses Films auch genau das, wenn ich einschalte und den Vorspann oder sollte ich besser sagen, die erste Sequenz sehe. Sat1 weiß ebenso gut, wie der gesamte Cast sehr gut, wie Spannung funktioniert. Allerdings befürchte ich auch, dass sie mit einigen Darstellungen ein wenig über das Ziel hinaus geschossen sein könnten. Eine gute Besetzung und eine gute Story werden so aufgrund ihrer Umsetzung möglicherweise zu einer sehr düsteren und dunklen Darstellung.