Bereits mit „Spreewaldgrab“ stand für mich fest: Christiane Dickerhoff hat ihren ganz eigenen Sprach- und Erzählstil. Das fand ich schon beim ersten Teil Reihe großartig, wenn auch zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig. Die Protagonisten waren ebenso eigenwillig wie vielschichtig, aber das machte für mich den Reiz der Geschichte aus. Mit der Fortsetzung der Reihe, „Spreewaldtod“, rund um Klaudia Wagner beschäftigte ich mich dann im Rahmen der Premierenlesung, die im Februar in Dortmund stattfand. Schon damals war ich davon überzeugt, ein Buch in den Händen zu halten, welches ich vermutlich nicht mehr aus den selbigen gab, sobald ich es einmal begonnen hätte.
Diese Prognose führte nun dazu, dass ich es zunächst einmal nicht begann. Im Rahmen der Buchmesse traf ich durch Zufall die Autorin wieder. Christiane Dickerhoff freute sich darüber, mich in der Menge der Menschen zu entdecken und erzählte mir im vorbeigehen, dass sie bereits über weitere Teile der Reihe nachdachte. Nun ahnte ich, dass offenbar weitere Fortsetzungen in Planung sind und nahm mir vor, das Buch zeitnah zu lesen.
„Spreewaldtod“: endlich gelesen
Nun, es sollte noch einige Zeit dauern bis ich endlich dazu kam, dieses Buch zu lesen. Vielen Dank, liebe Christiane, für deine Geduld. Jetzt habe ich es nämlich endlich geschafft und das Buch am Wochenende in einem Rutsch gelesen. Kein großes Kunststück, wenn man weiß, wie spannend „Spreewaldtod“ ist und wie viele kleinste Schnipsel schließlich zur Aufklärung dieses spektakulären, aber weitestgehend unbrutalen Falls führen.
„Spreewaldtod“: Worum geht’s?
Zunächst erscheint alles wie ein Unfall oder auch wie die Folge einer Auseinandersetzung während einer Party. Doch so einfach wie es scheint ist es nicht, denn der Tote im Fließ ist ein Erntehelfer aus Rumänien. Dieser Umstand erschwert die Ermittlungen, da auch viele Beteiligte aus dieser Region kommen und sich weder mit Klaudia noch ihrem Kollegen Peter DEmel unterhalten möchten.
Ach ja, Demel. Der werte Kollege gehört nicht gerade zu den umgänglichsten und Klaudia möchte eigentlich gar nicht mit ihm arbeiten. Aber Thang hat sich bei einem Sportevent leider verletzt und ist krank geschrieben und ihr Chef PH ist bei einem Lehrgang mit dem Thema Mitarbeiterführung. Den er auch brauchen kann, findet Klaudia. Doch auch Staatsanwältin Demeter-Anders macht es ihr nicht leichter.
Für Klaudia scheint dieser Fall eine neue Herausforderung, dabei kämpft sie noch immer mit den Folgen ihres ersten Falls.
Der Klappentext
„Ein Toter im Fließ stellt Kommissarin Klaudia Wagner vor eine neue Herausforderung. Dabei ist sie nach ihrem letzten spektakulären Fall noch psychisch angeschlagen und hat Probleme, mit ihrem verhassten Kollegen Demel zusammenzuarbeiten. Erste Spuren führen die beiden zu einem scheinbar korrupten Gurkenbauern, schließlich war der Tote ein Erntehelfer aus Rumänien. Aber bald gibt es eine weitere Leiche. Wer will diese Menschen aus dem Weg räumen? Klaudia droht in einem Strudel aus Intrigen unterzugehen …“ (Klappentext)
Der Stil der Autorin
Christiane Dieckerhoff erzählt einen Krimi voller Atmosphäre und mit einigen sprachlichen Raffinessen. Dabei lässt sie ihre Figuren nicht nur über deren Handlungen lebendig werden, sondern auch über eine individuelle Ausdrucksweise in den Dialogen. Durch diese Form der Beschreibung hat man eine sehr konkrete Vorstellung von den Handlungsorten und den Handlungen ohne sich durch Beschreibungen zu buddeln. Dennoch ist der gewählte Stil frei von Schnörkeln und Ausschmückungen.
„Spreewaldtod“: Krimi mit Sozialkritik
Durch ihren ungewohnt starken Erzählstil erzählt Christiane Dickerhoff nicht nur einen Krimi. Sie stellt scheinbar nebenbei einige Zusammenhänge dar, die viel mit der zwischenmenschlichen Kommunikation zu tun haben. Ja, man könnte sogar soweit gehen und sagen: „Die Autorin dieses Buches gibt mit scharfen Dialogen und realistischen Darstellungen einen Einblick in unsere gesellschaftlichen Konzepte. Die Schere zwischen arm und reich klafft ebenso auseinander, wie die Herkunft heutzutage eben doch nicht ganz unwichtig ist.
Fazit
„Spreewaldtod“ ist ein starker Krimi, der jetzt schon Lust auf eine Fortsetzung macht. Gleichzeitig üben Christianes Krimis immer leise aber eindringlich Kritik an der Kommunikation und dem gesellschaftlichen Gefüge in unserer Gesellschaft. Es handelt sich hierbei nicht etwa um einen Whodunnit, denn die reine Ermittlung gerät angesichts der komplexen Verwicklungen in den Hintergrund. Es ist ein Krimi mit Sozialkritik für Freunde von guten und etwas undurchsichtigen Krimis mit Anspruch.
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