„Mit Skalpell und Lippenstift“ (Bd. 1 der Serie „Alice Allevi“) von Alessia Gazzola ist ein Buch, auf das ich nur deshalb aufmerksam wurde, weil ich die Vorankündigung des dritten Bandes im Briefkasten hatte. Die Reihe rund um Alice Allevi gibt es ja mittlerweile schon einige Jahre. Doch habe ich bisher immer einen recht großen Bogen darum gemacht. Ich kann noch nicht einmal genau sagen warum oder weshalb ich diese Art von Büchern gemieden habe.
Nun jedoch hatte ich die Vorankündigung von Bd. 3 im Briefkasten und wollte nicht mit Bd. 3 der Serie beginnen. Also suchte ich zunächst Bd. 1 der Reihe und wurde „mit Skalpell und Lippenstift fündig.
Neugierig begann ich also ein Buch zu lesen, dass eine gewisse Ähnlichkeit mit Bones oder CSI haben sollte. Tatsächlich las es sich zunächst recht zügig weg. Bis dann neben den kriminellen Elementen und dem kriminalistischen Spürsinn der Protagonistin auch noch eine Liebesgeschichte ins Spiel kam. Bis zu diesem Zeitpunkt kam ich eigentlich mit der gesamten Geschichte recht gut zurecht. Doch die Liebesgeschichte innerhalb dieses Buches entsprach nicht wirklich meiner Vorstellung eines Krimis.
Klappentext und Inhaltliches
Klappentext
„CSI auf Italienisch – der Bestseller aus dem Süden!
Ein Mord in Roms Oberschicht: Giulia, Jurastudentin aus bester Familie, wird tot aufgefunden. Wer war der Liebhaber, den sie kurz vor ihrem Tod empfangen hat? Und wer hat ihr die tödliche Dosis Medizin verabreicht? Alice Allevi, Assistenzärztin der Rechtsmedizin, löst den fast perfekten Mord mit Witz, Intelligenz und Hartnäckigkeit. Dabei hat sie es nicht leicht: An ihrem Institut scheinen eigentlich alle gegen sie zu sein, ihre Versetzung ins nächste Assistenzjahr ist gefährdet, und dann kommt ihr auch noch eine Leiche abhanden. Auch ihr Privatleben steht unter einem schwierigen Stern – ausgerechnet dem egozentrischen Arthur, dem Sohn ihres Chefs, fliegt ihr Herz zu.“ (Quelle: Carl’s books)
Erwartungen durch den Klappentext
Nun, eigentlich hätte mich dieser Klappentext ja auf das vorbereiten sollen, was mich im Buch erwartet. Genau genommen hatte ich damit gerechnet, dass es bei diesem Buch, das als eine Art Pathologie-Krimi gilt, tatsächlich der Fall im Mittelpunkt steht. So jedoch nahm ab circa der Hälfte des Buches plötzlich auch das Privatleben der Protagonistin einen hohen Stellenwert in der Geschichte ein. Ich fand das keinesfalls schlecht, nur hatte ich es so nicht erwartet. Durch diese Elemente nahm die Spannung des Buches ein wenig ab, war jedoch nie so weit unten, dass ich sagen würde dieses Buch hat sich nicht gelohnt, dennoch war es ein wenig seltsam.
Insgesamt war dieses Buch für mich das was man als ein akzeptables Debüt bezeichnen könnte. Es war für mich ein guter Auftakt in eine Serie, jedoch hatte es auch Schwächen.
Ich bin mir nicht ganz sicher, wie ich euch erklären soll, was mir eigentlich gefallen hat oder auch nicht gefallen hat. Dennoch will ich es versuchen.
Zunächst einmal fand ich den Fall als solchen durchaus ungewöhnlich, und man merkt der Autorin auch an das sie Sachverstand im Bereich Rechtsmedizin mitbringt, dass wiederum kann ich für das Buch äußerst spannend und interessant. Phasenweise erinnerte es mich tatsächlich ein wenig an die Art wie Kathy Reichs oder Tess Gerritsen ihre Geschichten erzählen. Beide Autorinnen lese ich sehr gerne.
Warum ich dennoch Kritik üben muss
Warum ich dieses Buch trotzdem einige Probleme bereitete, ist vielleicht der Art und Weise geschuldet wie es sich entwickelte. Es ist ein Krimi mit Zusätzen. Zusätzen aus dem Bereich Chiclit, die ich so nicht erwartete. Natürlich ist es witzig zu lesen, in welche Fettnäpfchen Alice wieder einmal hineintreibst, wie sie sich mit ihren Kollegen austauscht und berät und sie doch wirklich kein einziges Fettnäpfchen auslässt. Alice ist das beste Beispiel für den hausgemachten Tollpatsch. Auch im Bezug auf ihre Freundinnen fällt auf, dass diese Protagonistin sehr speziell ist und eine ganze Menge Entwicklungspotential hat.
Potential nicht voll ausgeschöpft
Dieses Potenzial wird im ersten Band jedoch noch nicht voll ausgeschöpft. Ich persönlich fand dieses Buch durchaus lesenswert und humorvoll, auch wenn die Autorin für mich unter ihren Möglichkeiten zurück blieb. Das Buch hatte durchaus unterhaltende Elemente, manchmal sogar – wie es sich für einen Krimi Jahr gehört – Spannungselemente, dann jedoch flachte die Spannung durch die Passagen in denen es sehr stark um die Beziehungen zwischen Alice und anderen Protagonisten ging deutlich ab.
Liebesroman oder Krimi?
Vielleicht hätte ich nach dem Hinweis auf dem Klappentext mit einem größeren Anteil der Beziehungsebene rechnen müssen als ich dies tat. Dennoch muss ich sagen der Anteil daran war mir für diesen ersten Teil ein wenig zu hoch, das Entwicklungspotential der Protagonistin wurde mir im Vergleich dazu zu wenig ausgeschöpft.
Insgesamt konnte man so einen Eindruck gewinnen, dass der Fall, der so gut durchdacht und perfekt Buch inszeniert wurde, durch diese Beziehungselemente der stark in den Hintergrund gerückt wurde.
Nein, ich hatte keinen dieser klassischen Thriller erwartet, wie ich sie von Kathy Reichs oder Tess Gerritsen so schätze, aber ein wenig mehr Tiefgang hätte diesem Buch durchaus gut getan, zumal ich davon ausgehe, dass Alessia Gazzola durchaus in der Lage gewesen wäre diesen umzusetzen. So jedoch bleibt es bei dem Eindruck, dass bei diesem Buch viel Potenzial dadurch verloren ging, dass eine Liebesgeschichte angebahnt wurde.
Warum ich dieser Reihe trotzdem noch eine Chance geben
Fakt ist, das Buch ist für mich hinter seinen Erwartungen zurückgeblieben und normalerweise würde ich jetzt sagen: „Es entwickelt sich auch nicht mehr!“, da ich allerdings glaube, dass es bei diesem Buch durchaus verlorenes Potenzial gab, versuche ich es einfach einmal mit dem zweiten Band. Auch hier wird es natürlich darum gehen, dass Alice die Fettnäpfchen nicht auslässt, aber das fand ich Arthur noch sympathisch. Natürlich gibt es auch hier Beziehungsanteile, jedoch hoffe ich, dass diese Anteile den Verlauf der Spannung Element nicht weiter behindern. Nein, ich habe gar nichts dagegen, dass Alice in einer Beziehung steckt und ich habe auch nichts gegen den Tumult in ihrem Privatleben, jedoch hat alles seinen Platz. Dieses Buch entspricht für mich einer permanenten Achterbahnfahrt, was es schwierig macht es als Krimi ernst zu nehmen, wäre es ein Frauenroman, so wäre dieser zweifelsohne top, als Krimi ist er leider nur durchschnittlich.
Was mir gefehlt hat
Bei einem Krimi erwarte ich normalerweise von dem Buch, das mich anpackt, mich mitreißt und mich erst wieder loslässt, wenn die Auflösung des Falls abgeschlossen ist. Ja, mir ist klar, dass jeder andere Erwartungen an ein Buch hat, allerdings scheinen bei dieser Art von Krimi einige der typischen Krimielemente im Verlaufe des Buches zu kurz zu kommen. Schade, aber so ist es. Hätte ich diesen Umstand zu Beginn des Buches so erwartet, wäre es für mich ein guter Unterhaltungsroman für Frauen gewesen, so ist es für mich ein Mittelklasse-Krimi.
Würde ich dieses Buch empfehlen?
Ich weiß es nicht und an dieser Stelle möchte ich ehrlich mit euch sein. Auch die zartesten Gemüter unter den Krimi-Leserinnen können diesen Krimi durchaus lesen. Es gibt nicht viel Blut, nicht viel Todschlag, obwohl der Fall als solcher durchaus gut durchdacht und inszeniert wurde. Dieser Krimi ist das, was ich als den perfekten Einsteigerkrimi für Frauen betrachten würde. Es geht um Mode, Beziehungen, Partnerschaft, beruflichen Problemen mit einem Hauch von Krimi. Wer die Romane über Stephanie Plum liebt, wird mit diesem Buch seine Freude haben, wer jedoch wie ich echte Thriller aller Kathy Reichs oder Tess Gerritsen schätzt, sollte nicht erwarten, dass dieses Buch ähnlich ist. Auf dem Klappentext steht: „CSI auf Italienisch – der Bestseller aus dem Süden!“ Nun, wäre es wie CSI auf Italienisch, dann wäre alles in Ordnung, nähert sich CSI jedoch dieser Buchserie an, verliert es einiges an Spannung.