„Michel aus Lönneberga“ kennen die meisten Kinder heutzutage aus dem Fernsehen. Er wird regelmäßig im ZDF gezeigt, im Kinderprogramm. Dass besagter Michel eine Figur aus den Astrid Lindgren-Büchern ist, scheinen jedoch mittlerweile immer mehr Kinder nicht mehr zu wissen.
Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich mich als Kind sehr gerne gelesen habe. Genau aus diesem Grund gehört die Reihe auch mit zu jenen, die man meiner Meinung nach als Kind gelesen haben sollte. Wohl gemerkt gelesen und nicht im Fernsehen gesehen. Insbesondere „Michel in der Suppenschüssel“ von Astrid Lindgren ist für mich ein solches Buch.
Warum? Nun, er ist für mich der Teil, der mir am meisten im Gedächtnis geblieben ist, seit ich ein Kind war und er ist auch jener Teil, den ich euch heute vorstellen möchte. In „Michel in der Suppenschüssel“ von Astrid Lindgren steckt Michel den Kopf in die Suppenschüssel, zieht Klein-Ida die Fahnenstange hoch und besucht Alfred beim Militärdienst. Die Geschichten selbst erscheinen dabei nicht nur komisch, sondern tatsächlich aus dem Leben gegriffen.
Die erzählte Zeit
Bedenkenswert ist allerdings, dass Michel aus Lönneberga nicht im 21. Jahrhundert spielt, sondern weit vor Beginn der Digitalisierung, also schätzungsweise gegen Ende des 19. oder Anfang des 20. Jahrhunderts. Dennoch hat die Geschichte auch heute ihren Reiz, denn in gewisser Weise zeigt sie ein Leben, das frei ist von elektrischen Hilfsmitteln und dem Zwang, immer und überall erreichbar zu sein. Doch bevor ich darauf eingehe, welche Abenteuer Michel in seinen Büchern erlebt, möchte ich euch die Familie Svensson vorstellen.
Die Familie Svensson
Der Familie Svensson gehört ein Gutshof, der Katthult genannt wird. Er liegt in der Region Småland und ist eher ländlich gelegen. Die weiten Wege in die nächste Stadt, Mariannelund, werden mit der Pferdekutsche zurückgelegt. Hier findet Michel zum Beispiel den Arzt, der ihn von besagter Suppenschüssel befreien soll. Aber auch Einkäufe, die in der damaligen Zeit nur selten gemacht werden mussten, da der Hof ein selbstversorgender Hof war, kann man hier erledigen.
Neben Michel und seiner Familie, die aus Mutter Alma, Vater Anton sowie seiner kleinen Schwester Ida besteht, leben auch noch eine Magd namens Lina und ein Knecht namens Alfred auf dem Hof. Diese unterstützen die Familie bei der täglichen Arbeit, denn natürlich muss Katthult auch bewirtschaftet werden.
So stellen Mutter Alma und Magd Lina zum Beispiel regelmäßig Blutwurst her und verarbeiten auch die Milch zu Käse. Es gibt nämlich nicht nur das Wohnhaus der Familie Svensson, sondern auch Stallungen und Vorratskammern. Das Gelände des Hofes ist also etwas größer. Für die damalige Zeit war dies normal und sprach dafür, dass Michel aus einer gut-bürgerlichen Familie kam. Gleichzeitig zeigt dieser Aufbau der Familie, dass heutzutage einiges anders ist.
Michel wird immer dann wenn er für einen Streich bestraft werden soll in den Holzschuppen gebracht, wo er für jeden Streich, den er in seinem Leben gemacht hat, ein Männchen schnitzt. Dafür besitzt er ein echtes Talent, denn eigentlich war Michel nie lange in diesem Schuppen, sondern immer nur so lange, wie seine Eltern meinten, dass er brauchte, um über seinen Streich nachzudenken. Am Ende der Reihe waren es eine große Anzahl an geschnitzten Männchen, so dass es sogar ein Jubiläum gab.
Michels Abenteuer im Wandel der Zeit
Genau genommen zeigt jedes von Michels Abenteuern auf seine Art, wie sehr sich unsere Welt in den letzten Jahren gewandelt hat. Heute erleben Kinder Abenteuer ganz anderer Art. Viele von ihnen spielen heute nur noch wenig draußen und haben auch keine Ideen, Spiele selbst zu entwickeln und ihre Grenzen zu erproben. Michel hatte all diese Erlebnisse noch.
Doch zeigt Astrid Lindgrens Michel aus Lönneberga tatsächlich den Wandel unserer Zeit? Ja, so könnte man es sehen, denn tatsächlich hat sich in Europa einiges verändert. Unsere Welt erscheint viel schnelllebiger als jene in der Astrid Lindgrens Figuren leben. Auch der technische Fortschritt und die Globalisierung werden hier deutlich.
Spielend Kreativität erleben
Michels Abenteuer zeigen, dass er durchaus imstande war, sich eigenständig Spiele auszudenken und diese eigenhändig umzusetzen. Dies zeigte eine hohe Kreativität und ein gutes Maß an Empathie. Gleichzeitig zeigen seine Streiche aber auch, dass er genau wusste, was er wollte und was nicht.
Warum zum Beispiel steckte Michel den Kopf in die Suppenschüssel? Natürlich um auch noch das letzte bisschen Suppe aus der Schüssel zu bekommen. Dass es so nach hinten losgehen würde, konnte er schließlich nicht ahnen.
Hätte er die Erfahrung bei anderen schon früher gemacht, so hätte er sie selbst nicht erleben müssen. Michel lernt nämlich aus jeder seiner Erfahrungen und machte jeden Streich nur einmal. Wobei, nein, genau genommen steckte er den Kopf gleich zweimal in die Schüssel, aber auch das nicht grundlos.
Geschichten, die Erfahrungen vermitteln
Nun könnte man sagen, dass die Erfahrungen, die Astrid Lindgren in ihrem Michel aus Lönneberga erzählte, ein wenig überspitzt sind. Ja, vermutlich stimmt es auch, aber ohne dieses Überzeichnete, wären Geschichten wie „Michel in der Suppenschüssel“ von Astrid Lindgren wohl kaum so erfolgreich geworden, denn nahezu jedes Kind kann sich ein wenig mit Michel identifizieren.
Die Kinder liebten seine Streiche nicht nur deshalb, weil sie selbst an seiner Stelle sein wollten, sondern vor allem, deshalb weil er stets optimistisch durchs Leben ging und nie etwas anders tat, als in seiner eigenen Welt für ein bisschen Chaos zu sorgen.
Gleichzeitig bieten sich Geschichten wie „Michel in der Suppenschüssel“ von Astrid Lindgren auch an, um die Erfahrungen, die Michel gemacht hat, nicht nachzuahmen, denn anhand der Geschichte können Kinder zum Beispiel lernen, dass man den Kopf nicht in die Suppenschüssel steckt, dass man seine Schwester oder ein anderes Geschwisterchen nicht die Fahnenstange hochzieht und auch nicht alleine eine weite Reise unternimmt, denn all dies sind Erfahrungen, die in den Geschichten des Michel von Lönneberga erzählt werden.
Vermutlich macht kein Kind nach dem Lesen dieser Geschichte Michels Streiche nach, aber vielleicht motiviert die Geschichte dazu, selbst ein wenig erfinderisch zu werden.Dies könnte zum Beispiel dazu führen, dass man nicht nur den Computer als Möglichkeit zum Spielen sieht, sondern sich auch mal wieder draußen austobt.
Über Astrid Lindgren
„Eine kleine freche Göre, die die Welt der Erwachsenen auf den Kopf stellt, änderte schlagartig ihr Leben: Gerade noch Sekretärin beim Königlichen Automobilklub in Stockholm, wurde Astrid Lindgren 1945 sprichwörtlich über Nacht berühmt.
Sie hatte eine Romanfigur erfunden, die wie sie eine Weltkarriere machen sollte: Pippi Langstrumpf. Lindgren, die 1907 in Vimmerby, Småland, geboren wurde, arbeitete fortan als Kinderbuchlektorin und Autorin. Ihr Erfolg war einmalig.
Lindgren, die selbst Kinder hatte, mischte sich immer wieder in aktuelle politische Debatten ein und kämpfte bis zu ihrem Tod 2002 für die Rechte von Kindern. Das tut auch Pippi Langstrumpf, deren anarchische Charakterzüge die allzu strengen Regeln der Erwachsenen erfolgreich torpedieren. Ein großartiges Erbe!“ (Autorenbiografie bei Amazon)
Fazit zu „Michel in der Suppenschüssel“ von Astrid Lindgren
„Michel in der Suppenschüssel“ ist ein Buch der Reihe „Michel aus Lönneberga“, dass abenteuerliche und mutige Kinder noch stärker macht. Michel ist letztendlich nur ein neugieriger, wissbegieriger und äußerst erfinderischer Junge, der gerne Neues erlebt und sich ausprobiert. Nicht immer zum Gefallen seiner Familie.
No Responses