… zahlreiche Szenen aus dem Leben des Autors, die zeigen, wie das Leben in einer Familie verlaufen kann, wenn die Mutter anstelle eines Sohnes lieber eine Tochter bekommen hätte. Doch wie das Leben so spielt, man kann es sich nicht aussuchen. „Die Jungs und Guillaume zu Tisch!“ macht deutlich, wie unterschiedlich die Erziehung von Guillaume und seinen Brüdern doch war. Wen wundert es da, dass Guillaume sich über Jahre hinweg er als Mädchen sieht.
Mit seinen 86 Seiten ist das Buch mehr ein Büchlein als ein Buch und doch hinterlässt einen Eindruck, denn Guillaumes Identität ist eigentlich mehr eine Identitätsstörung, denn eigentlich weiß Guillaume gar nicht, wer er selbst ist. Genau das ist es dann auch, was das Buch in einigen Fällen schon recht skurril erscheinen lässt. Die Situationskomik ist schon urkomisch, lässt den Leser oftmals innehalten und schmunzeln, ja zum Teil sogar lachen und dennoch für das Lachen an dieser Stelle schwer, denn es handelt sich ja schließlich um ein Leben, ein Leben das so ist hier beschrieben ist auch gelebt wurde.
Trotz seiner Kürze ändert das Buch in manchen Teilen sehr an „Ziemlich beste Freunde“. Trotz seines völlig anderen Themas, haben die beiden Bücher nämlich mehr als eine Gemeinsamkeit. Zum einen kommen beide Autoren aus Frankreich. Zum anderen erzählen beide Geschichten aus dem Leben des Autors, stellen jedoch in beiden Fällen keine komplette Autobiografie dar. Vielmehr und das ist wohl die größte Gemeinsamkeit stellen die Bücher Szenen aus dem Leben vor. Szenen, die einerseits sehr schön sein können, andererseits aber auch Schattenseiten haben und wiederum auch Szenen, die durch den Autor verarbeitet werden mussten.
Inzwischen ist Guillaume Gallienne verheiratet und hat auch selbst Kinder, doch ich gehe nicht davon aus, dass sie diese ebenfalls so erzieht, wie er selbst an seiner Mutter erzogen wurde, denn am Schluss führte er praktisch das Leben seiner Mutter mit der Stimme seiner Mutter.
Guillaume Gallienne ist praktisch der perfekte Schauspieler. Er spielt nämlich eine Rolle, sich selbst als Mädchen. Warum er das tut ist ebenfalls schnell erzählt, denn letztendlich machte alles, um es seiner Mutter recht zu machen und die hätte nun mal lieber ein Mädchen gehabt anstelle eines Jungen.
Ich glaube, dieses Buch gehört zu den Büchern, die man vielleicht einmal gelesen haben sollte, die lange im Kopf nachhallen und die trotzdem nicht zu den Büchern zählen, die man selbst als Lieblingsbuch bezeichnen würde. „Maman und ich“ ist das, was man als autobiografischen Szenenroman beschreiben könnte. Er befasst sich mit einem Leben, das sicherlich und wird anders verlaufen wäre, wäre er nur anders erzogen worden. Was genau man von dem Buch hält, überlasse ich dem Leser selbst, denn in meinen Augen ist dieses durchaus schnell gelesene und wirklich unterhaltsame Buch ein zweischneidige Schwert. Für manch einen Leser, der sich mehr wünscht als nur Unterhaltung, ist dieses Buch wirklich optimal, es ist das Nonplusultra, alles zum nachdenken anregt gleichzeitig auf eine Situationskomik zurückgreift, die den Leser unterhält. Für andere wirft es die Frage auf, wer dieser Guillaume eigentlich ist, dass er so aus seinem Leben erzählt. Ich persönlich erlaube mir zum Leben des Guillaumes nur ein Ausdruck: „So würde ich nicht leben wollen!“
Was soll ich euch nun also als Fazit sagen? Ich weiß es nicht! Mir persönlich hat das kurzweilige Büchlein viel Freude bereitet, obwohl es so ganz anders ist als andere Bücher, die ich gelesen habe. Mir persönlich ist die Toleranz gegenüber meinen Mitmenschen wichtig, vor allen Dingen auch, da wir selbst Toleranz einforderen. Ich glaube auch, das ist das eigentliche Thema des Buches und der eigentliche moralische Hintergrund. Sicher bin ich mir nicht, ob Guillaume wirklich Toleranz einfordert, allerdings wirkt diese Forderung bei diesem unterhaltsamen Buch durchaus mit.