… ist der Versuch einen etwas anderen Thriller zu erzählen. Doch warum ist dieser Thriller anders? Was macht ihn so speziell? Nun das besondere ist sicherlich, dass eine der Protagonistinnen sich während des Hörbuchs und dessen Verlauf im Koma befindet: Amy.
Das andere Spezielle ist: Die eigentliche Tat liegt bereits 15 Jahre zurück.
Ebenfalls speziell ist auch die „Ermittlerin“, die eben keine Polizistin, sondern eine Journalistin ist und die 15 Jahre zurückliegende Tat in einen gänzlich neuen Blickwinkel rückt. Dass die Ermittlerin selbst kompliziert ist und eigene Problem kompensiert, ist da schon fast gewöhnlich.
Worum geht’s?
„Manche Geheimnisse verschwinden von selbst. Andere nie. Sie sind nur eingeschlossen.
Alex Dare ist Journalistin. Und Alkoholikerin. Bei der Recherche für einen Artikel stößt sie auf den Fall von Amy Stevenson, die seit vielen Jahren im Koma liegt. Plötzlich wird Alex‘ journalistischer Spürsinn wieder wach. Denn sie kennt Amy. Und sie meint zu ahnen, dass Amy ein Geheimnis hat. Aber wer soll ihr schon glauben? Es sei denn, Amy gibt ihr Geheimnis preis… “ (Klappentext)
Zu Beginn entfaltet und entwickelt sich die Geschichte langsam und plätschernd. Sie entfaltet dabei mindestens drei Erzählstränge, die man zu Beginn nicht zuordnen kann. Jeder ist für sich genommen spannend und irgendwie besonders. Mit der Zeit beginnt man als Hörer dann zu ahnen, wie die einzelnen Erzählstränge zu ordnen sind. Das alles passiert vor den Ohren des Hörers oder den Augen des Lesers ohne ihm direkt das gesamte Bild zu offenbaren.
Während des Lesens oder Hörens ergeben sich so immer wieder neue Puzzleteile, wobei manche scheinbar zu einem anderen Puzzle gehören. Das ganze ist gewissermaßen verwirrend, aber eben auch unfassbar spannend, denn jedes einzelne kleine Teilchen bedeutet gewissermaßen ein Brotkrummen, der nur in Verbindung mit anderen sinnvoll erscheint, bis sich am Ende das gesamte Bild vor einem offenbart und sich jeder Nebel der Unklarheit verzogen hat.
Die Protagonisten
Alex Dare ist es als Journalistin natürlich gewohnt, mit Menschen zu kommunizieren, die Geschichten jedoch gleichzeitig nicht allzu dicht an sich herankommen zu lassen, doch genau diese Fähigkeit fehlt unserer Protagonistin, denn Alex Dare ist an sich eine sehr emotionale Person, die viele Dinge viel zu sehr an sich heranlässt und gleichzeitig auf ihren Instinkt vertraut. Dennoch ist sie misstrauisch ihrem Instinkt gegenüber, kann sie diesem wirklich noch vertrauen? Hat sie das Vertrauen in ihre eigene Person um ihre eigenen Probleme endlich anzugehen oder scheitert sie am Ende an ist Geschichte?
Amy, die eigentlich genauso alt ist wie Alex, ist emotional in ihren Rückblicken und Erzählperspektiven doch eher die 15-jährige geblieben. Sie ist die eigentliche Protagonistin dieser Thriller, sie ist die Person, die im Koma liegt, die von ihrer Umgebung jedoch mehr mitbekommt, als die Umgebung von ihr.
Der zunächst unbekannte Besucher, der Ehrenamtliche, der Amy immer wieder mal besucht, hat mehr zu verbergen als auf den ersten Blick ersichtlich. Warum besucht er Amy nach all den Jahren noch immer? Kann er der Schlüssel des Falls sein? Was weiß er?
Der Exmann von Alex, der eigentlich in diesem Fall eine große Hilfe sein könnte, da er Polizist ist, der seine Ex aber nicht mehr wirklich nascht und schon längst die Zukunft blickt.
Das sind nur eine Hand voll der Protagonisten, die hier aufzuzählen sind, aber ich möchte keinesfalls mehr vorstellen, da ich euch nicht die gesamte Geschichte erzählen möchte, denn sonst lohnt sich selbst dieser spannende Fall nicht mehr für euch.
Erzählstil und Erzählungsstil
Meiner Meinung nach gibt es eine Unterscheidung zwischen dem Erzählstil und dem Erzählungsstil. Ersterer beschreibt meiner Meinung nach, wie die Sprecher und ja, es sind drei, die Geschichte lesen. Letzterer beschreibt hingegen die Art und Weise in die Geschichte durch die Autorin geschrieben wurde.
Ersteres kann ich bewerten, da ich diese Geschichte als Hörbuch gehört habe. Der Klappentext besagte:
„Psychologische Spannung auf höchstem Niveau — fesselnd gelesen von Anna Carlsson, Marie Bierstedt und Simon Jäger.“ (Klappentext)
Diese Aussage kann ich so einerseits wiederholen, andererseits kann ich darüber berichten, dass jeder einzelne der drei Stimmen die Protagonisten atmosphärisch und charakteristisch in Szene setzte. Ob das alles mit „fesselnd gelesen“ gleichzusetzen ist, da bin ich mir nicht sicher, aber eines ist klar: Dieser Thriller würde man am liebsten in einem Rutsch hören. Das Buch mag wie ein ungeschliffener Diamant werden, der durch die Lesung der drei Sprecher, Anna Carlsson, Marie Bierstedt und Simon Jäger geschliffen wird. Diese Form der Lesung hat mir sehr gut gefallen.
Der Erzählungsstil ist hingegen schon etwas komplizierter zu beschreiben, denn Holly Seddon ist etwas ungewöhnliches gelungen, denn obwohl es sich hierbei um ein Debüt handelt, erscheint ihr Schreibstil sehr routiniert. Es ruhig, sachlich und nüchtern, gleichzeitig stürmisch und aufbrausend wie ein Tornado. Er ist atmosphärisch stimmig und reißt den Leser mit. Wer’s hört, kann dieses Hörbuch nur schweren Herzens abschalten, denn schließlich möchte man erleben wie es weitergeht, möchte die einzelnen Erzählstränge zunächst entwirren und später zusammenfügen.
Mit etwas mehr als 9 Stunden ist dieses Hörbuch recht umfangreich, jedoch nicht ungewöhnlich lang, Für jemanden, der es im Auto gehört, ist es jedoch ungeeignet, da die Pausen zwischen den Fahrten viel zu lang sind.
Über die Autorin
Holly Seddon wuchs im Südwesten Englands auf und lebt mittlerweile mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in Amsterdam. Sie arbeitete fünfzehn Jahre lang in verschiedenen Nachrichtenredaktionen. Als freie Journalistin schreibt sie für Magazine, Tageszeitungen und Onlinemedien. (Quelle)
Die Sprecher
Anna Carlsson hat bereits in zahlreichen Hörspielen und Hörbüchern mitgewirkt, wie z. B. Liebe Tracey, liebe Mandy von John Marsden, wofür sie 2008 mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet wurde. Als Synchronsprecherin leiht sie ihre Stimme u. a. Eva Longoria, Christina Applegate und Anna Belknap.(Quelle)
Marie Bierstedt ist eine beliebte Synchron- und Hörbuchsprecherin. Sie ist u. a. aus Serien wie Grey’s Anatomy, My Name Is Earl, Buffy – Im Bann der Dämonen oder Smallville bekannt. In Kinofilmen wie Pearl Harbour, Spiderman oder Der Teufel Trägt Prada leiht sie Stars wie Anne Hathaway, Kirsten Dunst und Kate Beckinsale ihre Stimme.(Quelle)
Simon Jäger hat zahlreiche Hörbücher eingelesen, wie z. B. die Thriller von Sebastian Fitzek und John Katzenbach. Im Kino hört man Simon Jäger regelmäßig als Stimme von Matt Damon, Josh Hartnett und Jet Li.(Quelle)
Normalerweise müsste ich an dieser Stelle zwischen den drei Lesern, vielleicht sollte ich auch eher sagen Sprecher unterscheiden. Dann jedoch würde es bedeuten, unterschiedlich stark in ihrer Lesung waren. Diese Unterscheidung möchte ich jedoch an dieser Stelle nicht vornehmen, da ich glaube, dass jede einzelne Stimme sowohl Stärken als auch Schwächen in ihrer Art hatte, dieses Buch zu lesen. Alles in allem ist dieses Stück, diese Lesung jedoch ein kleiner Diamant, was wohl aussah, dass jede einzelne Schwäche so minimalistisch erscheint, dass die Stärken eher ins Ohr fallen, den Hörer mitreißen und in eine Geschichte entführen, die durch die besondere Art zu lesen lebendig wird.
Fazit
Was soll ich noch sagen? Soll ich euch dieses Buch oder auch dieses Hörbuch noch enger ans Herz legen in dem ich sage: „Setzt es auf eure Wunschliste!“ Oder „Kauft dieses Buch!“ Ich verzichte bewusst auf diese Sätze, denn diese Sätze hat das Buch nicht nötig ebenso wenig wie das Hörbuch. Es ist gut und es wird überzeugen! Wer Interesse an einem verdammt guten Thriller hat, sollte mindestens einmal in die Hörprobe hineinhören.
Ela
Eine tolle Rezension 😉
Mir hat das Buch an sich auch richtig gut gefallen, wobei ich persönlich, den Spannungsbogen gar nicht so groß fand.
Aber Geschmäcker und Empfinden sind auch immer sehr unterschiedlich und jeder setzt sich andere Maßstäbe. 🙂
Fesselnd fand ich ihn aber auf jeden Fall und auch die Sprecherauswahl war sehr gut 🙂
Liebe Grüße
Ela
Marie
Liebe Ela,
ich verstehe was du meinst und tatsächlich würde ich dir zustimmen, wäre dies ein ganz normaler Thriller. Die Größe des Spannungsbogen ist recht gering, wenn es nur um die reine Tat geht, dem ist aber meiner Ansicht nach nicht so.
Fesselnd? Ja, vielleicht hast du recht, womöglich trifft das Wort eher den Kern.
Liebe Grüße,
Marie