Heute Abend um 20.15 Uhr zeigt das ZDF-Herzkino mit „Ein Sommer im Allgäu“ einen Film, bei dem ich nicht sicher bin, ob ich diesen tatsächlich empfehlen soll.
Worum geht es bei „Ein Sommer im Allgäu“?
„Barbara Leitner – zu Hause ist sie die „Bärbel“ – hat vor über zehn Jahren zusammen mit ihrem Freund Jörg Hutter die Heimat verlassen und wurde zu einer der erfolgreichsten Extremkletterinnen.
Jörg baute Bärbel zur Werbeikone für diese Sportart auf. Nach einem tragischen Absturz in Patagonien sitzt sie im Rollstuhl und kehrt zurück ins Allgäu. Bärbel glaubt, dass sie mit entsprechendem Training eines Tages wieder laufen kann.
Ihre Diagnose schließt das nicht aus. Allerdings ist Jörg nicht bereit, die umfassende Pflege bis zu ihrer Heilung zu übernehmen – seine Pläne führen ihn zurück zu seiner Kletterschule. Die Familie ist gefragt. Und die ist ganz für Bärbel da – manchmal sogar mehr, als ihr lieb ist. Ihre Schwester hat sich fortbilden lassen, um Barbara bei ihrem täglichen Training zu unterstützen. Die Eltern haben einen Therapieraum auf dem Hof finanziert und Bärbels altes Kinderzimmer wiederhergerichtet.
Wie sie sich als Extremkletterin den Berg erobert hat, so kämpft sie sich nun ins Leben zurück – auch wenn Rückschläge sie manchmal entmutigen. Die Familie und der jugendliche Nachbar Wim, der bei Bärbel seine Sozialstunden abarbeitet, helfen der ehemaligen Sportlerin, wo es geht. Wims Vater, der sich gerade wieder im Allgäu niedergelassen hat, imponieren Bärbels Schlagfertigkeit und ihr Mut. Mit Freude kreuzen die beiden verbal die Klingen.
Auch er bietet Bärbel seine Hilfe an und baut ihr und seinem Sohn ein ungewöhnliches Transportfahrzeug. Bärbel lernt ihren Zustand besser zu akzeptieren, Hilfe anzunehmen, aber auch wieder zu lieben. Ihre Heimat ist wohl doch das wunderschöne Allgäu – hier fühlt sie sich mit ihrer Familie und ihrem neuen Schatz zu Hause.“
Jennifer Ulrich spielt Bärbel
Jennifer Ulrich verkörpert die Rolle der Barbara war Leitner, die von ein nur Bärbel genannt wird, gut, und dennoch stellt sich mir die Frage, ob sie die optimale Besetzung für „Ein Sommer im Allgäu“ ist. Hintergrund bei dieser Frage ist, ob man nicht vielleicht eher eine Schauspielerin hätte nehmen müssen, die selbst die Erfahrung des Rollstuhls gemacht hat.
Ich kann mir gut vorstellen, dass sich das ZDF hierbei natürlich etwas gedacht hat, aber Jennifer Ulrich steht nachdem sie diese Rolle verkörperte wieder aus dem Rollstuhl auf, ja sogar während des Films lernt Bärbel wieder laufen. Überraschend gerade für diejenigen, die sich nach einem Querschnitt innerhalb von vielen Jahren wieder zurückkämpfen müssen, wird dieser Weg innerhalb kürzester Monate und innerhalb eines Films von 90 Minuten zusammengefasst. Dies ist weder sinnvoll, noch führt es in irgendeiner Weise zu einem größeren Unterhaltungswert.
Unterhaltung oder Kritik an allen Menschen mit Gehbehinderung oder Rollstuhl?
Die Frage, ob dies zu einem höheren Unterhaltungswert beiträgt, ist die Frage, die ich an dieser Stelle nicht beantworten möchte. De facto ist es aber eine Kritik an allen Gehbehinderten, dass sie einfach nicht hart genug trainieren würden.
Dabei zeigen Unfälle von Leistungssportlern regelmäßig, wie hart der Weg zurück sein kann und ist. Das ist doch nun wirklich keine Art und Weise, dieses Thema auf so stark reduzierte Weise in einem Unterhaltungsfilm aufzugreifen. Natürlich bietet es Unterhaltung, zu sehen, wie sich Bärbel Leitner wieder zurück in ihr ursprüngliches Leben kämpft, aber ob es realistisch ist, ist an dieser Stelle eine anzunehmende Frage.
Erwartungen an „Ein Sommer im Allgäu“ heute Abend
Bei dem Film heute Abend habe ich die Erwartung, dass es darum geht, das Publikum gut zu unterhalten, mal wieder eine höchst emotionale Geschichte darzustellen, mit einem leicht kritischen Aspekt. Doch ist dieser Aspekt dieses Mal leider nicht das, was ich ansonsten von einem Herzkino erwarte.
Ich persönlich staune immer wieder darüber, warum im Fernsehen und insbesondere Film nicht tatsächlich auch einmal echte Rollstuhlfahrer für filmische oder schauspielerische Leistungen eingesetzt werden. Dies wäre so ein Film gewesen, wo sich angeboten hätte.
Natürlich hätte man in diesem Fall auf das herzzerreißende Konzept der Genesung verzichten müssen, oder dieses an die Möglichkeiten des Schauspielers anpassen. Aber so wirkt das Ganze einfach ein bisschen überzogen.
Ein Film über Inklusion?
Sollte es in diesem Film um die Frage der Intension gehen, so stellt sich die Frage mit den Schauspielern für mich erst recht. Denn das ZDF hätte mit diesem Film mal aufzeigen können, wie gut Inklusion funktionieren kann. So haben sie sich die Chance entgehen lassen. Schade, aber nicht wirklich überraschend.
Ich persönlich bin gespannt, wie „Ein Sommer im Allgäu“ heute Abend im Nachhinein von den Medien aufgegriffen wird. Meiner Meinung nach bietet er gute Unterhaltung, mit einer gewissen Emotionalität und einer leicht geschönten Vorstellung des Leben als Rollstuhlfahrer.