„Der Herzschlag Connemaras“ geht weiter, genau genommen findet es mit dem dritten Band der Trilogie einen Abschluss. Mit „Der Herzschlag Connemaras: Zwei Herzen“ legt Pia Recht wieder einen sehr emotionalen, gleichermaßen dramatischen, wie romantischen Roman vor. Dennoch könnte ich genauso gut sagen, was dieses Buch angeht, schlagen zwei Herzen in meiner Brust, denn in diesem letzten Band ist es mir schwerer gefallen hineinzukommen. Nicht etwa, weil er schlecht wäre, sondern einfach, weil die dargestellte Handlung die Entwicklung der Charaktere aus den vergangenen beiden Büchern so gut und pointiert verbindet.
„Der Herzschlag Connemaras“ – ein Rückblick…
… auf Band 1: „Der Herzschlag Connemaras: Kastanienrot“
Im ersten Band , der unter anderem in der Novellensammlung „Der Zauber Irlands“ erschien, ging es um Projektleiter John Palfrey, der ins County Gallway geschickt wird. Er soll die Schließung und Auflösung einer Zuchtstation für Wildponys beaufsichtigen. Zu diesem Zeitpunkt ist er noch sehr emotionslos, fast schon unterkühlt. Das machte es mir – insbesondere zu Beginn – schwer, mit diesem Charakter warm zu werden. Obwohl mir die Geschichte damals schon recht gut gefiel. Dieser Charakter war halt nüchtern, sachlich, weniger involviert und somit viel weniger greifbar als die meisten Charaktere, die ich bis dahin in den Kurzromanen des Kopfkino Verlages kennen lernen durfte.
Insgesamt fand ich die Geschichte damals ungewöhnlich, aber ein vielversprechender Auftakt in eine Trilogie.
… auf Band 2: „Der Herzschlag Connemaras: Deccys Vermächtnis“
Im zweiten Band erzählt Pia Recht dann die Geschichte, wie es mit den Protagonisten weitergeht. Die Auflösung des Cliffhangers aus Band 1 bildet dabei den Auftakt in Band zwei.
Im zweiten Teil jedoch wird die Geschichte dann weniger dramatisch, als vielmehr eine Mischung aus Krimi (es gibt einen Toten und einen mehr als dubiosen Einbruch!) und Liebesgeschichte. John, den wir im ersten Band noch als vergleichbar emotionslosen, harten Hund kennengelernt haben, hat sich im Verlauf der Geschichte in Siobhan verliebt.
Mit diesem Band wurde ich persönlich schon schneller warm, da ich mittlerweile ein Gespür für die Figuren entwickelt hatte. Dieses Buch jedoch hatte sich auch als eine emotionalere Geschichte herausgestellt, die atmosphärisch auch um einiges dichter war. Somit tauchte ich schnell und tief in ein neues Abenteuer ein.
Die entsprechenden Rezensionen habe ich euch hier im Beitrag verlinkt.
… und ein Ausblick auf „Der Herzschlag Connemaras: Zwei Herzen“
„Der Herzschlag Connemaras: Zwei Herzen“ von Pia Recht
Die Charakterentwicklung aus Bd. 1 und 2 setzt sich auch in Bd. 3 irgendwie fort, sodass man zunächst den Eindruck bekommt, jetzt, wo Siobhan und John ein Paar sind, ja sogar geheiratet und eine Tochter haben, könnte das Leben nicht schöner sein.
Doch dann bekommt John plötzlich ein Angebot, für einen Job in Australien. Auch wenn es für seine Karriere natürlich nichts Schöneres geben kann, bedeutet dieser Neuanfang eine Menge Stress. Nicht nur für John, sondern für seine gesamte Familie und das, obwohl es doch gerade so gut lief.
Vom Aufbau her etwas völlig anderes
Vom Aufbau her ist „Der Herzschlag Connemaras: zwei Herzen“ etwas völlig anderes, als die vorangegangenen Bücher. Im Gegensatz zu der sonst so geradlinigen Erzählweise von Pia Recht, wird hier an Rückblenden nicht gespart, was insbesondere am Anfang sehr verwirrend ist. Wir befinden uns nämlich nicht mehr in der Nähe von Gallway, sondern bereits mit der Familie in Clare. Also steigen wir nicht wie sonst gradlinig in die Geschichte ein, sondern beginnen bei einem Problem.
Dieses Problem liegt jedoch knapp sieben Jahre nach Abschluss von Bd. 2. Wie bereits zu Beginn dieser Rezension anklang, haben John und Siobhan eine Tochter namens Rose. Sie hat mit dem Umzug von Irland nach Australien durchaus Probleme, da sie die Tiere zurücklassen muss, die ihr ans Herz gewachsen waren. Doch ich möchte an dieser Stelle gar nicht allzu stark auf den Inhalt eingehen. Vielmehr möchte ich darauf eingehen, wie Pia Recht die Geschichte erzählt. Als Leser bekomme ich den Eindruck, dass sie das Pferd von hinten aufzäumt. Die Geschichte beginnt also mit einem scheinbaren Ende.
Allerdings stelle ich als Leser schnell fest, dass dieses scheinbare Ende nicht das echte Ende sein kann. Eine Geschichte, wie die von Pia Recht braucht doch ein Happy End oder nicht?
Braucht eine Geschichte ein Happy End?
Man könnte über diese Frage diskutieren. Ja, vermutlich sollte man diese Frage tatsächlich einmal ansprechen. Worum es mir nämlich geht, ist folgendes: John Palfrey fühlt sich in seinem neuen Leben, welches seinem früheren Leben sehr ähnelt, wohl. Ganz im Gegenteil zu seiner Frau und seiner Tochter.
Als Leser bekomme ich schnell den Eindruck, er hätte sie aus den Augen verloren. Ja, zunächst glaubte ich, dass der emotionslose und scheinbar gefühllose John zurückkehrt. Während ich also weiter las, fragte ich mich erstmal, ob ein Happy End hier passt oder nicht. Gleichzeitig beschäftigte mich die Frage, ob John Palfrey zurückkehrt zu seinen eigenen Wurzeln. Also jenen Verhaltensmustern, die er an Siobhans Seite abzulegen schien.
Eine emotionale Achterbahnfahrt – ein feines stilistisches Gespür
Diesen Kurzroman kann man gut in 90 Minuten lesen. Während man dies jedoch tut, erlebt man eine Achterbahnfahrt der Gefühle, die sich durch das feine stilistische Gespür noch verstärkt. Pia Recht gehört für mich nämlich zu den wenigen Autoren, die mit ihrem Stil sowohl nüchterne Sachlichkeit als auch große Emotionalität ausdrücken können.
Fazit
Für mich war diese Geschichte keine Geschichte, die zum Träumen einlud. Sie überzeugte durch das Gespür der Autorin Stimmungen des Alltags einzufangen und wieder zugeben. So war der Leser gefangen von Gefühlen, die er selbst womöglich sehr genau kennt. Freude, Leid und Hilflosigkeit. Ein Buch, so wie das echte Leben!