DasErste zeigt um 20.15 Uhr den Film „Ottilie von Faber-Castell – Eine mutige Frau“, der auf Basis des Romans „Eine Zierde in ihrem Hause“ von Asta Scheib gedreht wurde. Dieser Film wurde im Sommer 2018 in Prag und Umgebung gedreht. Der dreistündige Film zeigt die Biografie einer Frau, die soviel mehr sein wollte, als zu ihrer Zeit üblich war.
Worum es bei „Ottilie von Faber-Castell – Eine mutige Frau“ geht
Die Biografie der Ottilie von Faber-Castell ist spannend und der Film selbst erweckt den Eindruck einer gelungenen Mischung aus Information und Entertainment. Bereits die Vorankündigung liest sich bereits so, als könnte dieser Film ein Highlight dieses Herbstes werden und dem Zuschauer einen Einblick in die Frauenbewegung Ende des 19. Jahrhunderts geben:
„Deutschland, Ende des 19. Jahrhunderts: Der fränkische Bleistiftfabrikant Lothar von Faber (Martin Wuttke) bestimmt seine 16-jährige Enkelin Ottilie (Kristin Suckow) zur Firmenerbin. Der 76-Jährige glaubt zwar fest an ihr Talent und ihren Durchsetzungswillen, er weiß aber auch, dass ihm nur wenig Zeit bleiben wird, um sie auf die künftige Verantwortung vorzubereiten.
Eine Frau an der Spitze eines Unternehmens ist nicht nur für die Direktoren eine ungewöhnliche Vorstellung, sondern auch für Ottilies Mutter (Maren Eggert) und Großmutter (Eleonore Weisgerber). Um in der Männerwelt zu bestehen, lernt die designierte Chefin akribisch alles über das Bleistiftgeschäft – von der Herstellung bis zur Vermarktung. Von ihrem Großvater bekommt die umschwärmte Ottilie den wohlgemeinten Rat, sich bei der Partnerwahl nicht von Gefühlen leiten zu lassen, sondern an das Familieninteresse zu denken. Als geeigneter Anwärter erscheint ihm der ebenso ehrgeizige wie beharrliche Alexander Graf zu Castell-Rüdenhausen (Johannes Zirner).
Ottilies Herz schlägt jedoch heimlich für den gutaussehenden Baron Philipp von Brand zu Neidstein (Hannes Wegener), der ihr romantische Avancen macht. Bei ihrer Entscheidung möchte sie sich allerdings nicht beeinflussen lassen. Ebenso wenig beabsichtigt sie, sich später als Ehefrau und Mutter aus den Geschäften zurückzuziehen. Um selbstbestimmt leben zu können, muss Ottilie jedoch gegen gesellschaftliche und familiäre Widerstände kämpfen.“
Der Film: Eine Herausforderung
Claudia Garde hat das Drehbuch für diesen Film geschrieben und führte außerdem Regie. Sie erlebte den Dreh als Herausforderung. Ursächlich hierfür war wohl in erster Linie die Tatsache, dass der Film eine Zeitspanne von rund 2o Jahren erzählt. Sie erzählt im Interview:
„2015 bot mir Nanni Erben an, auf Basis des Romans „Eine Zierde in ihrem Hause“ von Asta Scheib die Geschichte der Ottilie von Faber-Castell zu erzählen. Nun lag es natürlich auf der Hand, dass im Rahmen des Drehbuchs, welches eine Zeitspanne von mehr als 20 Jahren umfasst, ein dramatischer Aufbau sowie ein Figurenensemble erstellt werden muss, das sich nicht immer an die Fakten hält. Gleichsam haben wir diese nie aus dem Auge verloren.“
Den Reiz diesen Film zu drehen, machte dabei die Faszination aus, welche die Biografie der Ottilie ausstrahlt. Gleichzeitig bedeutete diese herausragende Biografie, eine Herausforderung für das Drehbuch.
Claudia Garde erzählt: „Meine These bei dem Drehbuch war, dass nach dem Tod Lothars schlussendlich die verbliebenen Frauen um Ottilie, also ihre Mutter sowie ihre Großmutter, nicht das Vertrauen hatten, dass Ottilie in der Firmenleitung ihren angemessenen Platz haben würde. Ob Alexander tatsächlich jemals bereit war, mit ihr im Schulterschluss die Firma zu leiten, ist fraglich. Auch er musste sich den Erwartungen der Zeit beugen und er war dabei sehr innovativ, geschäftstüchtig und erfolgreich.“
Eine Herausforderung zweifelsohne. Allerdings kam es dem Film sehr gelegen, dass die Regie führende Claudia Garde auch das Drehbuch schrieb. So erläutert sie weiterhin: „Da ich das Drehbuch für die Ottilie selbst geschrieben und mich während der Recherchen sehr in die Zeit hineingelebt habe, musste ich mit dem Auge von damals auf die Geschichte schauen. Wir erfahren Vergangenheit heutzutage hauptsächlich über Sekundärwahrnehmung, vor allem durch Filme.
Deswegen habe ich mich intensiv mit der zeitgenössischen Malerei beschäftigt, war in Berlin und London in den großen Galerien und Museen und habe sowohl Mode, Raumgestaltung sowie Attitüde der Menschen der damaligen Zeit studiert. Dabei ist mir aufgefallen, wie modern und ungezwungen sich die Menschen auch damals schon verhalten haben.
Mein Ansatz im Drehbuch und in der Regie war also immer wieder zu überprüfen, wie man sich damals in Stil und Sprache artikuliert haben könnte. Ebenso kam ich immer mehr zu der Annahme, dass die Probleme von damals den heutigen nicht so unähnlich waren und dass die Art und Weise, mit ihnen umzugehen, eines genauen Blicks bedürfen.“
Die Kostüme: Eine Zeitreise
Tatsächlich zeigt sich eine weitere Herausforderung auch in der Frage, der Kostüme. Denn die Kleidung der Frauen sah Ende des 19. Jahrhunderts anders aus. „Vor allem was die Kostüme angeht, durfte ich mit meiner Kostümbildnerin Petra Kray und ihrem Team auf eine aufregende Reise gehen.
Da unser Film eine Zeitspanne von über 20 Jahren abdeckt, haben sie viele Kleider entworfen und genäht, weil die Fundi unsere Vorstellung nicht in dem Maße bedienen konnten, das dem Film gerecht geworden wäre. Kristin Suckow, die die Ottilie spielt, hatte zum Beispiel über eine Woche Fittings für Maske und Kostüm. Es war jedes Mal eine „Vorhang-auf“-Situation, wenn sie bei den Kameratests aus dem Maskenmobil kam. Mit neuer Frisur, anderer Robe und ein anderes Lebensjahr verkörpernd“, so Garde.
Der Dreh: etwas Besonderes
Trotz aller Herausforderung hat Claudia Garde den Dreh als besonders erlebt. Warum das so ist, erzählt sie im Interview ebenfalls: „So war der ganze Dreh für mich besonders. Das Ensemble ist im Laufe der Vorbereitungen schon sehr tief in die Rollen gewachsen. Und da wir uns alle sehr wohlfühlten und die Geschichte der Figur Ottilie uns auch in der Freizeit nicht losließ, waren die Schauspieler auch oft in ihrer drehfreien Zeit am Set und haben die anderen, die drehten, unterstützt. Ebenso intensiv wuchs sich auch die Verbindung zum Team aus.
Ich hatte das Gefühl, dass wir wie ein großer Wanderzirkus immer das gleiche Ziel vor Augen hatten: „The show must go on“. Die unglaublichen Temperaturen, es waren drei Monate immer um die 30 Grad, und das dadurch entstandene Sommergefühl, die schönen Motive und die Sichtungen des Rohmaterials am Abend haben mich einfach glücklich gemacht.“
Das Besondere an Ottilie von Faber-Castell
Kristin Suckow spielt die Ottilie von Faber-Castell und weiß die Besonderheiten ihrer Rolle durchaus zu schätzen. Sie verrät im Interview: „Ottilie von Faber-Castell war eine außergewöhnliche Frau. Und nach ihrem Vorbild erzählen wir auch die Filmfigur. Im Film erbt sie nach dem Tod des Großvaters die Faber’schen Werke, eine große Herausforderung für ein 16-jähriges Mädchen. Außerdem lässt sie sich im Alter von 41 Jahren scheiden, in einer Zeit, in der es das kaum gegeben hat.
Ich glaube, dass auch die echte Ottilie sehr mutig war und wirklich dem folgte, an das sie glaubte. Heutzutage habe ich oft das Gefühl, dass das Gegebene als das einzig Richtige einfach angenommen wird. Damals gab es viele erstaunliche Umbrüche in kurzer Zeit: Frauen durften das Abitur machen, kurz darauf auch studieren – und im Jahr 1918 wurde das Frauenwahlrecht eingeführt. Sie schafften es, wirklich etwas zu verändern, und legten die Grundbausteine der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, von denen wir bis heute profitieren.“
Erwartungen an „Ottilie von Faber-Castell – eine mutige Frau“
Bereits weiter oben hatte ich erwähnt, dass die Geschichte der Ottilie von Faber-Castell für mich ein Highlight darstellt. Ich erwarte also einige spannende Einblicke in die Geschichte unserer Gesellschaft und in die Geschichte der Frauenrechte.
Meiner Ansicht nach dürfen wir uns auf einen dreistündigen Film freuen, der aufrüttelt und uns zeigt, wie wichtig es auch heute noch ist, für seine Wünsche, Träume und Rechte einzustehen. Auch heute können wir den Wandel unserer Gesellschaft mitbestimmen und diesen in die eine oder andere Richtung beeinflussen. Schließlich steckt in jedem von uns ein wenig von Ottilie von Faber-Castell.