Mit dem neuesten Film „Ein Haus am Meer“ aus der Katie-Fforde-Reihe wagt sich das ZDF-Herzkino heute Abend um 20:15 Uhr auf ein gewagtes Terrain. Es geht nämlich um ein Wiedersehen mit der Jugendliebe, wenn man älter geworden ist. Im Rahmen dieses Films geht das ZDF sogar noch einen Schritt weiter: die Jugendliebe der Mutter verliebt sich in die Tochter seiner Ex. So weit kein Problem, sieht man vom Altersunterschied der beiden einmal ab.
Verwandt sind ja schließlich nicht. Dennoch erscheint es irgendwie verwerflich. Denn sind wir mal ehrlich Joe könnte vom Alter her betrachtet Hollys Vater sein. Auch wenn ausgeschlossen ist, dass er der Vater ist, könnte alleine diese Herausforderung für den Film heute Abend einiges an Chaos bedeuten, zumal Joe seine Jugendliebe noch nicht einmal wieder erkennt. Ganz anders Anne, die ihn sofort wieder erkennt. Und schließlich sagt man doch auch: „Liebe kennt kein Alter!“ Somit droht auch hier noch ein Problem, schließlich ist nicht ausgeschlossen, dass die alten Gefühle wieder aufleben.
Alles ein Frage des Alters?
„Altern Männer anders als Frauen? Nach 40 Jahren – einem Wimpernschlag – sieht sich ein ehemaliges Liebespaar unverhofft wieder. Nun beide 60. Sie erkennt ihn gleich. Er sie nicht. Zumindest nicht sofort. Erst allmählich. Sie eine unfreiwillig früh in den Ruhestand gedrängte Anwältin – quasi auf dem Altenteil. Er Surfbrett-Hersteller, sich mitten im Leben wähnend.
Ulrike Folkerts und Götz Schubert spielen das mitreißende Duo Anne Clark und Joe Coleman, das mit dem anderen auch einen Teil von sich vergessen hatte und diesen beim unerwarteten Wiedersehen in einem ramponierten Haus am Meer nun vielleicht wiederentdecken könnte.
Mit Romina Küper, Stephan Szász, Esther Esche, Hartmut Volle und Cecil von Renner gelang die Besetzung eines wunderbaren Ensembles für den komödiantischen Liebesfilm aus der Feder von Jörg Tensing. Unter der Regie von Helmut Metzger erzählt die „Katie Fforde“-Verfilmung von der Herausforderung des Älterwerdens – besser gesagt des Jungbleibens – und von der Erfüllung eines Lebenstraums“, sagt Verena von Heereman über die Idee des Films.
„Ich weiß gar nicht, ob Männer und Frauen nicht gleichermaßen mit dem Älterwerden hadern, aber dann unterschiedlich damit umgehen. Altwerden ist in unserer Gesellschaft nicht besonders attraktiv. Dabei finde ich, es gibt so wunderbare Beispiele für tolle Frauen, die ohne Botox etc. herrlich älter werden und so wahnsinnig charmant sind, wie zum Beispiel Fanny Ardant (70), Judi Dench (85) und die beeindruckende Iris Apfel (98). Vorbilder sind immer gut!“, beschreibt Ulrike Folkerts einen wesentlichen Aspekt des Films.
Götz Schubert merkt an: „Es gibt ja nicht nur die eine Art, mit dem Älterwerden umzugehen. Die Unterschiede liegen da nicht nur zwischen männlich und weiblich. Ich persönlich betrachte das eher so: Ich bin so alt, wie ich mich fühle. Freund oder Freundin aus Kindertagen würde ich möglicherweise nach 40 Jahren auch nicht unbedingt wiedererkennen.
Aber Anne ist beziehungsweise war für Joe die Jugendliebe. Insofern ist es schon bitter, wenn er nicht merkt, wer da vor ihm steht. Dann gibt es aber auch noch das Unbewusste. Möglicherweise erinnert ihn ja die junge Frau, mit der er momentan eine Beziehung hat, auch irgendwie an seine erste große Liebe.“
Worum geht’s bei „Katie Fforde: Ein Haus am Meer“?
Wer 60 Jahre alt wird, fliegt raus – so lautet das Motto der Kanzlei, für die Anwältin Anne 25 Jahre lang gearbeitet hat. Aber genaugenommen scheint der Jugendwahn nur die Frauen zu treffen, denn Annes fast gleichaltriger Kollege Leonard wird parallel zu ihrer Kündigung zum Partner befördert.
Annes unfreiwilliger Ausstieg aus dem Berufsleben stürzt sie in finanzielle Probleme. Offiziell erfüllt sie sich ab jetzt ihren Lebenstraum: ein kleines Haus am Meer. Inoffiziell weiß Anne jedoch nicht, wovon sie die Handwerkerrechnungen für das renovierungsbedürftige Strandhaus „mit Potenzial“ bezahlen soll. Auch ihrer Tochter Holly, die gerade ihr Jura-Examen mehr schlecht als recht bestanden hat, wird sie monatlich nichts mehr überweisen können.
Als Leonard Anne trotz ihrer Entlassung in einem Fall um Hilfe bittet, wittert sie jedoch eine Chance, ihrer Tochter auf kurzem Weg zu einem ersten Job zu verhelfen. Beherzt lädt Anne also auch Leonard zu dem bevorstehenden Mutter-Tochter-Wochenende ein.
Holly kommt jedoch nicht allein, sondern in irritierender Begleitung: Ihr neuer Freund ist nicht nur so alt wie ihre Mutter, sondern auch Annes auf jugendlich getrimmter Ex-Lover Joe. Der besitzt die Frechheit, Anne nicht wiederzuerkennen und sie damit aufzuziehen, dass sie sich mit 60 bereits auf dem Abstellgleis befindet.
Auf keinen Fall soll Joe, den Anne auch nach 40 Jahren noch in ausgesprochen schlechter Erinnerung hat, an diesem wichtigen Wochenende, an dem es um die berufliche Zukunft ihrer Tochter geht, dazwischenfunken. Joe wäre aber nicht Joe, wenn er nicht genau das täte.
Ulrike Folkerts spielt Anne Clark
Ulrike Folkerts ist als Kriminalhauptkommissarin Lena Odenthal aus dem Tatort-Team Ludwigshafen am Rhein bekannt. Mit diesem Film von Katie Fforde begibt sie sich auf ein neues Terrain. Was sie am Haus am Meer reizte verrät sie im Interview: „Anne Clark ist eine Frau, die ins Aus geschossen wird – aufgrund ihres Alters, sie wird aussortiert. Ein spannendes Thema, das Älterwerden. Meine Figur geht durch eine schöne emotionale Vielfalt hindurch, um am Ende mit einem gestärkten Selbstbewusstsein ihr Leben neu in die Hand zu nehmen. Solch emotionale Reisen hat Lena, die Kommissarin, selten.“
Über den Drehort
Gedreht wurde dieser Film in Neuengland an der amerikanischen Ostküste. Die Dreharbeiten fanden im Spätsommer des letzten Jahres statt. Da die Katie-Fforde-Reihe immer in der Umgebung von Boston angesiedelt ist, ist der Drehort für diese Reihe eigentlich immer irgendwo an der amerikanischen Ostküste. Bei diesem Film jedoch trägt der Drehort zu einer ganz besonderen Atmosphäre bei, denn gedreht wurde er tatsächlich in der Nähe des Meeres. Somit ist der Name „Ein Haus am Meer“ hier Programm.
Erwartungen an „Katie Fforde: Ein Haus am Meer“
ich kann sagen, dass ich mich auf gute Unterhaltung freuen, auf starke Landschaftsaufnahmen und auf eine Geschichte, die auf den ersten Blick ganz anders als ich es Herzkino gewöhnt bin, denn das Thema Älterwerden habe ich bislang noch in keinem Herzkino-Film als Thema erlebt. Da dieses Thema aber mittlerweile kein Tabuthema mehr ist und immer mehr Menschen ganz offen damit umgehen, grau zu werden und ihre Lebenserfahrung als etwas Positives sehen, nicht weiter verwunderlich, dass es nun auch seinen Platz im Herzkino findet.
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