„Die Reste frieren wir ein – Weihnachten mit Renate Bergmann“ ist das aktuelle Weihnachtsbuch rund um Renate Bergmann. In diesem schildert die rüstige Rentnerin sehr eindrucksvoll, was alles beim Kochen des Weihnachtsessens schief gehen kann und erzählt ihre schlimmste Kocherlebnisse vom Weihnachtsabend, aber auch ihre schönsten. Weihnachten mit der Familie zu feiern, sorgt dabei einerseits für große Freude, birgt aber auch stets das Risiko in das eine oder andere Fettnäpfchen hineinzufallen. Renate Bergmann weiß dies ganz genau, auch aus ihrer eigenen Familie. Trotzdem liebt sie das gemeinsame Mahl mit ihrer Tochter, mit der sie sich sonst eigentlich immer nur streitet, und ihrem Sohn doch sehr.
Rückblick auf frühere Weihnachtsfeste
Renate Bergmann hat in ihrem Leben schon einige Weihnachtsfeste erlebt und wird gerade zu Weihnachten stets ein wenig sentimental. Sie blickt zurück auf Weihnachtsfeste vergangener Jahrzehnte, aber auch auf noch nicht ganz so lange zurückliegendes. Weihnachtszeit, das ist die Zeit der den dehnbaren Hosenbünde, meint sie, und erzählt unter anderem davon, was bei der Zubereitung einer Gans alles schief gehen kann, oder auch gelingen.
Die Stimmungen über die Renate Bergmann in ihren Geschichten erzählt, sind getragen von Lebenserfahrung, von Humor, aber auch von Melancholie und Demut.
Eine gefühlsmäßige Berg- und Talfahrt
Mir persönlich ist aufgefallen, dass die Geschichten, die Renate Bergmann hier erzählt, stets eine gelungene Mischung aus Humor, Emotion und Stärke sind. Renate Bergmann ist halt das, was man heutzutage für eine typische Seniorin hält. Ja, sie ist eine Frau vom alten Schlag, die weiß was sie will und dies meist auch mit dem einen oder anderen Trick erreicht.
Wenn ich Renate Bergmann höre, so ist dies für mich immer ein Erlebnis, denn niemand anderes ähnelt meiner eigenen Großmutter mehr, als dieses scheinbar so klischeehafte Abbild einer typischen Seniorin. Renate Bergmann hat als Jugendliche den Krieg miterlebt. Sie muss also etwa im Alter meiner Großmutter sein. Jahrgang 1930 oder so ähnlich.
Ja, vermutlich sind diese Kindheitserfahrungen prägend, allerdings schaffen diese auch die Möglichkeit, mit einigen Dingen äußerst humorvoll umzugehen, die unsereins vermutlich wahnsinnig machen würden. Doch mit all ihren Erfahrungen gelingt es diesen Damen häufig Probleme, die im Haus oder beim Kochen entstanden schnell wieder ins Lot zu bringen. Eins beherrschen diese Frauen nämlich besser als alles andere und das haben diese Frauen in ihrer langjährigen Lebenszeit sogar noch perfektioniert: Kochen.
Renate Bergmann: Haushaltsprofi und Familienmensch
Auch Renate Bergmann hat dieses Talent perfektioniert und beherrscht die Küche wie keine zweite, das habe ich ja schon vorangegangenen Hörbuch kennen lernen dürfen. Dieses Weihnachtshörbuch jedoch ist noch einmal eine Spur spezieller, denn in diesem geht es darum, wie sie es mit ihrem Essen schafft, die gesamte Familie um einen Tisch herum zu versammeln. Etwas, das sonst das ganze Jahr über recht schwierig ist.
Da sie das Zusammensein mit der Familie genießt, genießen auch wir die Elemente, in denen sie über die Zeit mit ihrer Familie erzählt. Sie verliert dabei ein wenig von ihrem Zynismus, den sie in manchen Erzählungen doch aufweist. Diesen besitzt sie allerdings nicht, um ihren Lesern damit auf den Wecker zu gehen, sie zu beschimpfen zu beleidigen oder gar dumm aussehen zu lassen, sondern einfach deshalb, weil diese Ironie in gewisser Weise zu ihrem Charakter gehört.
Ja, auch ihr Zynismus und ihr Sarkasmus gehören zu ihrer Charaktere schlicht und ergreifend dazu. Hinzu kommt auch noch zu eine Art, Dinge, die sie nicht ändern kann, einfach hinzunehmen, zu akzeptieren, dass sie sie gerade nicht ändern kann, sie aber doch immer als eine Schwierigkeit zu sehen.
Über Renate Bergmann und Torsten Rohde
„Renate Bergmann, geb. Strelemann, wohnhaft in Berlin. Trümmerfrau, Reichsbahnerin, Haushaltsprofi und vierfach verwitwet: Seit Anfang 2013 erobert sie Twitter mit ihren absolut treffsicheren An- und Einsichten – und mit ihren Büchern die ganze analoge Welt. Torsten Rohde, Jahrgang 1974, hat in Brandenburg/Havel Betriebswirtschaft studiert und als Controller gearbeitet. Sein Twitter-Account @RenateBergmann, der vom Leben einer Online-Omi erzählt, entwickelte sich zum Internet-Phänomen.
«Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker» unter dem Pseudonym Renate Bergmann war seine erste Buch-Veröffentlichung – und ein sensationeller Erfolg –, auf die zahlreiche weitere, nicht minder erfolgreiche Bände und ausverkaufte Tourneen folgten.“ (Rowohlt)
Über Carmen-Maja Antoni
„Carmen-Maja Antoni wird 1945 in Berlin geboren. Ihr Vater ist Kunstmaler, ihre Mutter ebenfalls als freischaffende Künstlerin tätig und auch für die junge Carmen-Maja ist schnell klar, wohin es gehen soll: Bereits im Alter von zehn Jahren wird sie fürs DDR-Fernsehen entdeckt und ist dort schon bald Teil des Kinderkabaretts »Blaue Blitze«. Nach ihrem Abitur beginnt sie als jüngste Schülerin ein Schauspielstudium an der Filmhochschule in Potsdam-Babelsberg und übernimmt schon währenddessen erste Nebenrollen beim Film.
Trotz ihrer zunehmenden Bekanntheit als Darstellerin in Film und Fernsehen, ist es letztendlich die Theaterbühne, die Carmen-Maja Antoni vollständig ins Rampenlicht rückt. Als jüngste Grusche ist sie noch während ihres Schauspielstudiums in Brechts »Der kaukasische Kreidekreis« am Hans-Otto-Theater in Potsdam zu sehen, 1970 wird sie unter der künstlerischen Leitung Benno Bessons Ensemblemitglied an der Volksbühne Berlin. Noch heute spricht sie von Besson als »letzten großen Theatermann«.
»Eine ganz und gar ungewöhnliche Frau […]. Grob, clownesk, rotzig und laut« – Die Zeit
Sie spielt Moliere, Müller und Lessing und doch sind es die Stücke Bertolt Brechts, die die energische Schauspielerin immer wieder in ihren Bann und auf die Bühne zu ziehen scheinen. So reist Antoni in den Achtziger Jahren mit einem Brecht-Programm durch Westeuropa und die USA und folgt nach Deutschlands Wiedervereinigung der Einladung Claus Peymanns, der sie ans Berliner Ensemble holt.
Dort spielt sie seither jede Hauptrolle mit Bravour – immer wieder ist sie als gefeierte Mutter Courage zu sehen, steht bei anderen Brecht-Klassikern wie »Baal« oder »Die Kleinbürgerhochzeit« sowie für Shakespeares »Hamlet«, Lessings »Nathan der Weise« oder Schwabs »Die Volksvernichtung« auf der Bühne und lässt ihre Film- und TV-Karriere trotzdem nie ganz aus den Augen: 2007 spielt sie an der Seite von Kate Winslet im Hollywoodfilm »Der Vorleser«, ab 1992 steht sie zusammen mit Iris Berben über 20 Jahre lang für die ZDF-Krimiserie »Rosa Roth« vor der Kamera.
Zeit für Neues
Über 150 Mal hat sich Carmen-Maja Antoni bereits als Mutter Courage dem tosenden Applaus des Publikums hingegeben, im Jahr 2013 – vier Jahrzente nach ihrer ersten Rolle am Berliner Ensemble – kündigt die damals fast 70-jährige ihren Vertrag. Ans Aufhören denkt sie dabei aber noch lange nicht, Antoni ist eine Powerfrau: »Ich habe jetzt Lust auf Neues.« verkündet sie, im selben Jahr erscheint ihre Autobiographie »Im Leben gibt es keine Proben«.
Frei von der »Tretmühle« des Theaters gibt sie ihre wertvolle Berufserfahrung nun als Dozentin an der Schauspielschule »Ernst Busch« sowie an der Hochschule für Film und Fernsehen »Konrad Wolf« in Potsdam-Babelsberg an Studierende weiter. Doch auch ihrer Spiellust lässt sie weiterhin freien Lauf und ist dabei unter anderem in Lyrik-Lesungen sowie in zahlreichen Hörspiel-Produktionen zu hören, wo sie vor allem im Kinderbereich schon seit Jahren als beliebte Stimme gilt.
Für den DAV vertont sie seit Herbst 2016 die Online-Omi Renate Bergmann.“(DAV)
Wie Carmen-Maja Antoni die Figur Renate Bergmann liest
Carmen-Maja Antoni schafft es, mit ihrer großmütterlichen Stimme und der Energie einer jungen Frau, genau die richtige Tonlage zu treffen, um mir als Hörerin dieser Geschichte den Eindruck zu geben, ich würde mich tatsächlich mit Renate Bergmann über ihr Weihnachtsfest unterhalten oder vielmehr ihre Blog von ihr vorgelesen bekommen.
Ihr gelingt es zwei Medien, die ich bislang für völlig unterschiedlich hielt, miteinander zu vereinbaren. Zum einen habe ich das Gefühl, ich hätte es tatsächlich mit Blogbeiträgen zu tun, zum anderen halte ich diese Beiträge für ein Gespräch. Torsten Rohde ist es gelungen, Carmen-Maja Antoni eine Figur auf den Leib zu schreiben. Ich persönlich könnte mir niemand besseren für die Rolle der Renate Bergmann vorstellen.
Fazit
Dieses Weihnachtshörbuch ist sicherlich nicht für jeden gleichermaßen geeignet, aber wer eine überaus humorvolle und emotionale Weihnachtsgeschichte voller Rückblicke auf vergangene Zeiten zu schätzen weiß, für den könnte Renate Bergmann genau das richtige sein. Ich für meinen Teil schätze diese Hörbuch-Reihe sehr, schafft es Carmen-Maja Antoni doch auch in diesem Teil wieder Renate Bergmann, die eigentlich eine Kunstfigur ist, zum Leben zu erwecken. Ich kann Euch dieses Hörbuch wirklich nur empfehlen.