„Todeskäfig“ von Ellison Cooper habe ich als Hörbuch gehört, was gut war, denn die Handlung zog mich aufgrund vieler überraschender Wendungen so sehr in ihren Bann, dass ich das Buch gar nicht schnell genug hätte blättern können. Darf ich es dennoch einen Pageturner nennen?
Ein besseres Wort fällt mir für „Todeskäfig“ von Ellison Cooper gerade nicht ein. Im Vergleich zu vielen anderen Thrillern, gibt es hierbei nämlich einige Spannungselemente, die ich in dieser Form so noch nicht allzu oft entdecken durfte. Die Autorin sorgt somit für raffinierte, aber überaus nachvollziehbare Spannungselemente, die man so nicht vorhersehen konnte.
Durchgängige Spannung garantiert
Schon die Einstiegsszene von „Todeskäfig“ verspricht eine gewisse Spannung. Diese ist unterschwellig nämlich immer irgendwie vorhanden. Der Hörer ist dabei, wie sich das Team rund um Sayer Altair auf die Suche nach einem vermissten Mädchen macht. Genau genommen sind wir dabei, als das besagte Mädchen bereits gefunden wird.
Es handelt sich um die Tochter eines angesehenen Senators. Das Mädchen kann nun nicht länger als vermisst gelten, denn ihre Leiche wird gefunden. Verdurstet in einem Keller, doch das ist nicht die einzige Überraschung, die der Mörder für das Team bereithält, denn schon beim Öffnen der Kellertür geraten sie in eine Falle. Diese soll einem Teammitglied das Leben kosten und ein weiteres schwer verwunden.
Doch fehlt die Zeit, lange darüber nachzugrübeln, was das zu bedeuten hat, denn im Keller finden sich zahlreiche Spuren, die jedoch alle immer neue Rätsel aufwerfen. Schon bald wird auch das nächste Mädchen entführt und wieder starten die Ermittlungen. Es ist eine Möglichkeit für Sayer Altair sich zu beweisen und zu demonstrieren, dass sie genau weiß, was sie tut. Wird es ihr dieses Mal gelingen das Kind zu retten, bevor der Täter die Versorgung einstellt?
Hintergrundwissen als Spannungselement
Schon bald erweist sich der Täter als ein Serienkiller mit sehr unterschiedlichen Vorlieben, denn die Ermittler tappen noch immer im Dunkeln, was die Opfer eigentlich gemeinsam haben. Sie alle gehören unterschiedlichen Ethnien an, stammen darüber hinaus auch nicht alle aus dem gleichen gesellschaftlichen Milieu. Kannten sich die Opfer? An der Oberfläche verbindet sie nichts.
An dieser Stelle zeigt sich erstmals, dass Ellison Cooper sich in mehr als einem Bereich auskennt. Denn sie lässt die Opfer zu unterschiedlichen Kulturen gehören, den Täter Spuren mit höchst wissenschaftlichem Know-how legen, so dass man selbst als Hörer regelmäßig den falschen Spuren folgt.
Die Autorin selbst verliert dabei jedoch nie den Überblick, sondern scheint genau zu wissen, was sie will. Meiner Meinung nach war es ihr nur möglich, diese Art von Thriller zu schreiben, weil sie sich mit den aktuellen Möglichkeiten und Grenzen der Wissenschaft exakt auskennt. Somit sorgt ihr eigenes Hintergrundwissen in der Geschichte immer wieder für neue Spannungselemente.
Stilsicheres Verwirrspiel
Dieses Verwirrspiel sorgt schnell dafür, dass man als Hörer oder Leser in der Geschichte gefangen ist. Ähnlich wie die Mädchen in ihrem Käfig, komme ich als Leserin oder Hörerin der Geschichte nicht von ihr los. Trotzdem amüsiert es mich immer wieder, wie schnell ich den Spuren der Autorin folge und ihr somit praktisch auf den Leim gehe. Es ist doch kaum möglich, dass sie bereits zur Halbzeit Hörbuchs den Täter findet und tatsächlich wird diese Einschätzung auch schnell wieder revidiert.
Ich möchte euch an dieser Stelle nicht zu viel verraten, aber es gibt genug potentielle Verdächtige, denen man den Mord zutrauen würde oder besser gesagt die Morde. Dies ist sicherlich von der Autorin so beabsichtigt und somit nichts Schlechtes.
Im Gegenteil, für mich war es durchaus überraschend, dass ich bei „Todeskäfig“ von Ellison Cooper einmal nicht innerhalb kürzester Zeit auf den richtigen Verdächtigen aufmerksam wurde. So machen Krimis und Thriller Spaß.
Flüssige Lesart
Die Handlung selbst ist zwar hinsichtlich ihres wissenschaftlichen Verständnisses sehr komplex und durchdacht, dennoch liest Peter Lontzek die Geschichte so leicht und lebendig, dass man ihr mühelos folgen kann. Auch die Autorin verfügt über eine gut nachvollziehbare und am Alltag des Lesers orientierte Sprache.
Obwohl es wissenschaftlich wird, gibt es bei diesem Hörbuch kaum Fachvokabular und schon gar keins, das nicht erklärt wird. Natürlich merkt man „Todeskäfig“ an, dass Ellison Cooper sich in den unterschiedlichen Bereichen weitergebildet hat. Dennoch wirkt diese Geschichte nicht abgehoben oder überdreht, vielmehr wirkt sie so realistisch, dass ich mir kaum vorstellen möchte, dass es tatsächlich solche Abgründe gibt.
Perspektivwechsel und Erzähler in der dritten Person
Für weitere Spannung sorgt darüber hinaus auch die Tatsache, dass wir in gewissen Szenen sehr dicht am Täter dran sind, während das Ermittlerteam noch immer im Dunkeln tappt. Dann jedoch gibt es Zeiten und Szenen, in denen wir es selbst nicht für möglich halten, den Täter zu verstehen. Es sind meist jene Szenen, in denen wir uns auf der Seite der Ermittler befinden. Hier sind wir von der Lösung des Falls sehr viel weiter weg, als es uns je für möglich erschien.
Die Perspektivenwechsel und die Tatsache, dass die Geschichte selbst in der dritten Person erzählt wird, sorgen also für weitere Spannungselemente, denn obwohl wir von außen drauf schauen, erhalten wir doch auch einige Gedankengänge der Figuren. Es sind nämlich jene Gedanken für uns zu interpretieren, die laut ausgesprochen wurden, entweder leise vor sich hin gemurmelt, oder den Kollegen mitgeteilt.
Durch diese Perspektive, die beim Täter jedoch aufgehoben wurde, da der Täter einen eigenen Erzähler, nicht aber Sprecher bekommen hat, wissen wir nicht alles, sondern genau das, was auch die Ermittler wissen, natürlich ergänzt um jene Elemente, die der Täter in seinen eigenen Szenen von sich preisgibt.
Über die Autorin Ellison Cooper
„Ellison Cooper promovierte in Anthropologie. Sie spezialisierte sich dabei im Bereich kulturelle Neurowissenschaften und Archäologie. Ihre wissenschaftlichen Publikationen erschienen in zahlreichen anerkannten Zeitschriften. Sie studierte außerdem Jura an der Georgetown University und arbeitete als Mordermittlerin beim Washington, D.C. Public Defender Service, wo sie Einblick in das System der Kriminaljustiz erhielt. Mit ihrem Mann und ihrem Sohn lebt sie in der Bay Area.“ (Ullstein Buchverlage)
Über Peter Lontzek
„Peter Lontzek, geboren 1980 in Olpe, hat Schauspiel in Berlin studiert und arbeitet seitdem überwiegend als Sprecher für Synchron, Radio und Hörbuch. Er ist u. a. die deutsche Stimme von Paul Hjelm in den Arne-Dahl-Verfilmungen des ZDF sowie von Kommissar Magnus Martinsson in der britischen Krimireihe Wallander nach Henning Mankell. Mit seinen Lesungen von Arne Dahls Serie um das Ermittlerduo Berger & Blom erweist er sich auch im Hörbuch als Krimi-Experte.“ (HörbuchHamburg)
Gute Leistung des Sprechers
Ich persönlich mochte die Art und Weise, wie Peter Lontzek diese Geschichte vorgetragen hat, wie er jeder einzelnen Figur ihr eigenes Gesicht rein über die Stimme gab, wie seine Stimme sich stets den aktuellen Begebenheiten anpasste und situativ mitschwang. Hätte jemand anderes einen besseren Job machen können?
Ich persönlich habe einige Zeit darüber nachgedacht, ob ich „Todeskäfig“ von Ellison Cooper mit einer Sprecherin anstelle eines Sprechers noch authentischer gefunden hätte. Jedoch komme ich nach einiger Zeit des Nachdenkens zu dem Ergebnis, dass dies für mich keinen großen Unterschied gemacht hätte, denn auch wenn die Geschichte selbst aus weiblicher Sicht erzählt wurde und ja, man merkt es ihr an, gibt Peter Lontzek den einzelnen Figuren eine eigene Stimme und ein eigenes Gesicht.
Ich würde sogar fast behaupten, dass es seine Stimme ist, die vielen Figuren eine gewisse Kraft als Charakterzug verleiht. Diese Kraft oder Energie kommt zwar auch in der Geschichte selbst zum Tragen, wird aber durch seine Stimme noch einmal verstärkt.
Fazit zu „Todeskäfig“ von Ellison Cooper
Dieses Hörbuch war oder ist ein echtes Highlight, denn ich selbst tat mich in dieser Rezension schwer, euch nicht einfach ein paar Ermittlungsergebnisse vorab zu verraten. Ich habe versucht, euch nichts zu verraten, das für den Verlauf der Geschichte wesentlich ist.
Gestaunt habe ich vor allem darüber, was mittlerweile alles möglich ist, um die eigene Identität zu verschleiern. Den wahren Täter hatte ich erst in dem Moment, als auch das Ermittlerteam die Lösung parat hatte.
„Todeskäfig“ von Ellison Cooper ist nichts für schwache Nerven, obwohl er weitestgehend ohne die Beschreibungen von Gewalt auskommt. Ganz lässt es sich natürlich nicht vermeiden, denn die Handlungen, die den Opfern angetan werden, möchte ich mir eigentlich nicht vorstellen. Ein überaus gelungener Auftakt einer Reihe, die Lust auf mehr macht. Ein Thriller, der seines Gleichen sucht.