„Das letzte Spiel“ von Gero Pfeiffer ist ein Psychothriller, in dem Schach eine eine nicht ganz unwesentliche Rolle spielt, deshalb erinnerte mich dieser Thriller zunächst auch ein wenig an „Das Damengambit“ von Walter Tevis. Philipp Wendelstein, der Protagonist dieses Buches, ist Jurist und arbeitet in einer großen Kanzlei für Wirtschaftsrecht.
Doch der Rechtsanwalt fühlt sich längst nicht mehr wohl in seiner Haut. Die Arbeit frisst sein Privatleben auf und die Beziehung zu seiner Freundin ist längst nicht mehr so, wie er sich diese einst vorgestellt hatte. Es ist Zeit, etwas zu verändern.
So beschließt Philipp, mal wieder joggen zu gehen und entdeckt scheinbar zufällig ein Outdoor-Schachspiel. Da bereits einige Figuren bewegt wurden, entschließt er sich selbst in die bestehende Stellung einzusteigen und seinerseits eine Figur zu bewegen.
„Das letzte Spiel“ von Gero Pfeiffer: Ein eher maskuliner Psychothriller
Dass es sich bei „Das letzte Spiel“ von Gero Pfeiffer um einen eher maskulinen Psychothriller handelt, wird bereits nach wenigen Seiten deutlich. Begründet in der Art, wie der Autor Gero Pfeiffer Philipp Wendelstein und seine Lebenssituation vorstellt, könnte man nun behaupten, dass ein männlicher Protagonist natürlich maskulin vorgestellt werden muss.
Philipp Wendelstein jedoch erfüllt in vielerlei Hinsicht eine Reihe von Klischees. Auf den ersten Blick ist er ein Mann, dem seine Karriere wichtig ist, der sich aber ebenso von schönen Autos und ebenso schönen Frauen beeindrucken lässt. Ihn als Lebemann zu bezeichnen, fällt schwer, denn eigentlich ist er ein Workaholic.
Dass dieses Leben auf Dauer nicht gesund sein kann, erscheint jedem Leser und jeder Leserin logisch, also möchte er sich zusammen mit einem alten Bekannten verkleinern. Eine eigene Kanzlei soll es werden, an der Seite von Walter kein Problem, glaubt er.
Nach einem besonders anstrengenden Tag im Büro kehrt er genervt nach Hause zurück, weiß aber, dass er am Abend noch gemeinsam mit seiner Freundin Tanja die zukünftigen Schwiegereltern besuchen muss, denn der alte Hardt feiert seinen Geburtstag und macht daraus wieder mal ein Spektakel.
Um einen Eklat zu vermeiden, wie er zwischen seinem Schwiegervater und ihm schon einmal vorgefallen ist, gibt sich Philipp größte Mühe unbeteiligt zu tun. Doch nachdem Philipp die Party seines Schwiegervaters doch zuviel wird, kommt es zu einem neuerlichen Eklat, denn nachdem Philipp zu viel getrunken hat, gibt es wieder mal Ärger mit Tanja.
Dass sich die Freundin des Wirtschaftsjuristen aufregt, als er wieder mal zu viel getrunken hat, erschien mir durchaus logisch, schließlich sollte er wirklich wissen, wie man sich auf einem gesellschaftlichen Event verhält, auch wenn es noch so langweilig scheint.
Als Tanja kurze Zeit nach der Party die Leiche ihres Vaters findet, bricht für sie eine Welt zusammen. Doch auch Philipp steht neben sich und schafft es nicht, seine Freundin in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen.
So sehr er zu seinen Lebzeiten mit dem alten Patriarchen haderte, so sehr scheint Philipp jetzt um ihn zu trauern und es soll nicht der einzige Tote in seinem Umfeld bleiben. Mit den Nerven am Ende und auf der Suche nach Ruhe geht er ein weiteres Mal joggen und erkennt, als er am Schachbrett vorbei läuft, dass sich die Figurenkonstellation verändert haben muss. Jemand hat seinen schwarzen Turm geschlagen. Also wird ein neuer Zug von ihm erwartet.
„Das letzte Spiel“ von Gero Pfeiffer: Das Schachbrett des Grauens
Im Verlaufe dieses Psychothrillers nimmt somit ein Schachspiel der besonderen Art seinen Lauf. Viel zu spät erkennt Philipp, dass die Toten einen Bezug zu seinem Schachspiel aufweisen. Wann immer er eine Figur verliert, stirbt oder verschwindet eine vertraute Person aus seinem Umfeld.
Wer nun glaubt, dass es sinnvoll wäre, mit diesem Spiel aufzuhören, der liegt sicher richtig, doch Philipp scheint mittlerweile viel zu sehr in den Bann dieses Spiels gezogen zu sein. Gleichzeitig erscheint er auch viel zu sehr davon getrieben, den Täter zu finden. Doch wer ist sein geheimnisvoller Gegner und was ist das Motiv für dessen hinterlistige Morde?
„Das letzte Spiel“ von Gero Pfeiffer: mehr als eine Perspektive
Dass es bei „Das letzte Spiel“ von Gero Pfeiffer mehr als eine Perspektive gibt, erscheint bereits auf den ersten Blick logisch. Schließlich gibt es eine Täter- und eine Opferperspektive. Darüber hinaus gibt es auch noch die Perspektive der Ermittler.
Dass es insgesamt sechs Szenen gibt, die aus der Täterperspektive erzählt werden, wäre ebenso logisch, wenn man weiß, dass sechs Opfer geben wird. Doch so eindeutig, wie es zunächst scheint, ist in „Das letzte Spiel“ von Gero Pfeiffer überhaupt nichts.
„Das letzte Spiel“ von Gero Pfeiffer ist alles andere als ein Thriller, bei dem man selbst wenig zum Mitdenken aufgefordert wird. Im Gegenteil. Sobald man anfängt selbst mitzudenken, fängt man auch an sich zu fragen, inwieweit das, was man hier liest, nicht doch einer gewissen Logik entbehrt.
Tatsächlich ist diese fehlende Logik aber keine das größte Problem der Geschichte. Meiner Meinung nach ist dies bei diesem Psychothriller auch die Frage, inwieweit das, was in diesem Psychothriller passiert, tatsächlich in der echten Welt möglich wäre.
Natürlich erscheint es auf den ersten Blick möglich, mit einem Unbekannten Schach zu spielen, doch wäre der Unbekannte dann in der Lage, einen anderen Gegenspieler all jene Menschen zu nehmen, die dieser liebt oder in irgendeiner Form wertgeschätzt?
Natürlich wäre dies denkbar, schließlich könnte ein solcher Täter für jeden seiner Morde Nachforschungen anstellen, doch hängt wirklich am Ende alles an diesem Schachspiel oder gibt es doch noch eine ganz andere viel simplere Lösung für alles?
Alleine die Gewichtung der Perspektive wirft Fragen auf, lässt die Geschichte selbst aber ebenso unwirklich wie wahnhaft erscheinen. Wollte Gero Pfeiffer in seinem Psychothriller „Das letzte Spiel“ wirklich gleich zwei wahnhafte Schachspieler erschaffen?
Nehmen wir uns also die Ausgangssituation vor. Der eine spielt Schach, um zu Morden, der andere um die Morde zu verhindern. Soweit zur Ausgangssituation, doch wäre ein solcher Mord tatsächlich denkbar? Und würde nicht irgendwann jemand eingreifen?
Dass die Polizei Ermittlungen anstellt, spielt in „Das letzte Spiel“ von Gero Pfeiffer ebenfalls eine Rolle, allerdings gefühlt eine untergeordnete.
Meiner Meinung nach hätte man diesem ungewöhnlichen Plot durchaus ein wenig mehr Tiefgang gönnen können, die Figuren an sich hätten durch Rückblicke und Ausblicke einen Teil ihrer Geschichten erzählen können.
Sicher, „Das letzte Spiel“ wäre so wahrscheinlich ein wenig umfangreicher geworden, aber in Teilen vielleicht auch nicht langatmig, wenn es um Philipps Beziehung und seine Berufstätigkeit ging.
Natürlich ist mir klar, dass ein Autor wie Gero Pfeiffer, der selbst in einer großen Wirtschaftskanzlei arbeitet, einen gewissen Reiz darin verspürt, seinem Protagonisten einen vergleichbaren Beruf zu geben, aber dann hätte auch dieser Umstand eine gewisse Funktion benötigt.
Für „Das letzte Spiel“ von Gero Pfeiffer ist es unerheblich, ob Philipp nun Wirtschaftsjurist oder Kfz-Mechaniker gewesen wäre. Und auch die Studentin Tanja hätte man durchaus etwas weniger plakativ und dafür lebendiger gestalten können.
Hätten die Figuren auf diese Weise perspektivisch gewonnen? Mit Sicherheit, aber vor allem hätten auch die Opfer durch eine leicht andere Herangehensweise mehr Tiefe besessen.
Über den Autor Gero Pfeiffer
„Gero Pfeiffer wurde 1976 in Gelnhausen geboren, wo er bis heute zu Hause ist. Hauptberuflich arbeitet er in Frankfurt am Main als Rechtsanwalt und Notar in einer großen Wirtschaftskanzlei. Sein erster Roman Tod im Container erschien 2010 als klassischer „Whodunit“-Krimi. Seitdem liegt sein Fokus auf dem Gebiet des Psychothrillers und der Suspense-Literatur. “ (digitalpublishers)
Fazit zu „Das letzte Spiel“ von Gero Pfeiffer
„Das letzte Spiel“ von Gero Pfeiffer ist mit Sicherheit ein Psychothriller, der auf eine spannende Idee basiert. Leider musste ich aber feststellen, dass ich mir persönlich diesen Plot ein wenig anders vorgestellt hatte. Ja, das Schachspiel spielt eine wesentliche Rolle und besitzt für diesen Psychothriller auch eine Funktion.
Dies erscheint für mich als Leserin zunächst überaus spannend. Bei den Figuren jedoch geht eben jene Spannung ein wenig verloren, auch wenn ich bis zuletzt auf der Suche nach dem Täter war, ist dies mit Sicherheit nicht der Tatsache geschuldet, dass es wesentliche Richtungswechsel gab.
In gewisser Weise war die Geschichte selbst sogar ein wenig erwartbar. In dem man den Figuren selbst Tiefe gegeben hätte, hätte man mit Sicherheit noch mehr aus ihnen herauskitzeln können.
Alles in allem handelt es sich bei“Das letzte Spiel“ von Gero Pfeiffer also um einen Psychothriller mit einer starken Idee, die aber nicht in Gänze umgesetzt werden konnte. Mir fehlt hier gewissermaßen das gewisse Etwas.
Das letzte Spiel
"Das letzte Spiel" von Gero Pfeiffer ist ein Psychothriller, in dem Schach eine eine nicht ganz unwesentliche Rolle spielt, deshalb erinnerte mich dieser Thriller zunächst auch ein wenig an "Das Damengambit" von Walter Tevis. Philipp Wendelstein, der Protagonist dieses Buches, ist Jurist und arbeitet in einer großen Kanzlei für Wirtschaftsrecht.
URL: https://www.digitalpublishers.de/romane/das-letzte-spiel-thriller-pod
Autor: Gero Pfeiffer
Autor: Gero Pfeiffer
ISBN: 978-3-96817-701-4
Veröffentlichungsdatum: 2021/03/25
Format: https://schema.org/Paperback
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