Heute Abend zeigt das ZDF einen neuen Film aus der Reihe der Herzkino-Filme: Ella Schön – Die Inselbegabung. In der Hauptrolle spielt Annette Frier, die ich bereits in anderen Rollen (unter anderem als Danny Lowinski) erleben durfte. Ihre Rollen waren häufig lustig und unterhaltsam, hatten aber stets auch einen ersten Hintergrund.
So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass auch dieser Film keinesfalls nur unterhaltsam werden wird. Es geht um Ella Schön, eine Asperger-Autistin, die aus ihrem gewohnten Leben gerissen wird. Etwas schlimmeres konnte nicht passieren, denn Ella hat Probleme mit allem Neuen und unbekannten.Ich freue mich also auf einen Film voller tragik-komödiantischer Situationen.
Worum geht’s?
Doch nun möchte ich euch nicht länger vorenthalten, worum es geht. „„Ella Schön erbt nach dem Tod ihres Mannes nicht nur ein Haus auf Fischland nebst Schulden, sondern auch Christina samt Kinder, die in diesem Haus leben.
Von der Konfrontation mit der anderen Frau ihres Mannes überfordert, macht Ella, was sie immer tut, wenn Gefühle ins Spiel kommen: auf Autopilot schalten und stoisch geradeaus gehen. Ella hat Asperger und dadurch Schwierigkeiten im sozialen Miteinander.
Sie will die Familie so schnell wie möglich aus dem Haus haben, das Gebäude verkaufen und wieder zurück in ihr altes Leben, das ihr Sicherheit gibt. Für Christina eine Katastrophe – für Ella ist es eine reine Schutzmaßnahme.
Obwohl es Ella sehr schwerfällt, auf einmal unter einem Dach mit fremden Menschen zu wohnen, wächst ihr deren Unbefangenheit mit der Zeit ans Herz. Sie lernt die Bewohner der Halbinsel besser kennen. Besonders der ortsansässige Kollkamp, ein brummiger Anwalt, hat einen Narren an ihr gefressen. Und so kommt es, dass ihre Fassade bröckelt und die Menschen hinter der komischen und skurrilen Sturheit immer öfter die Verletzlichkeit und Herzlichkeit Ellas entdecken.“ (ZDF)
Die Besonderheiten der Rolle Ella Schön
In den Hintergrundinformationen zum Film findet sich auch ein Interview mit Annette Frier. Hier erzählt sie über die Besonderheiten ihrer Figur folgendes: „Ich glaube, dass zwei Kriterien das Besondere im „Ella Schön“-Universum ausmachen: erstens natürlich der vermeintliche „Defekt“, mit dem sie lebt und durch dessen Perspektive sie ihre Umwelt stets wahrnimmt. Diesen Blickwinkel übernimmt der Zuschauer logischerweise auch, wenn er sich auf Ellas Reise begibt. Und zweitens steht im Mittelpunkt ja nicht das „Love Interest“ der Hauptfigur, sondern eine sehr ambivalente Freundschaft zweier Frauen, die denselben Mann geliebt haben. Das gibt es so vermutlich eher selten.“ (ZDF)
Auch dieser Teil des Interviews, macht neugierig. Neugierig, auf einen Film, der eine gänzlich andere Perspektive haben könnte, als jede andere Reihe aus den Herzkino-Filmen.
Doch wie bereitet man sich auf eine solche Reihe vor. Auch hierzu gibt Annette Frier Auskunft: „Ich habe sehr viele Videos im Netz geschaut. Besonders das wiederholte Anschauen bestimmter Gestik, Mimik und Verhaltensweisen von Betroffenen bot mir viele Möglichkeiten, „meine“ Ella zu finden. Außerdem habe ich mich mit Menschen mit Asperger-Syndrom getroffen und auch mit Angehörigen über deren Erfahrungen gesprochen.“ (ZDF)
Eine spannende Aussage, da das Schauspiel normalerweise durch Gestik, Mimik und Sprache zu leben scheint. Ein Autist hat aber mit diesen Formen der Kommunikation Probleme, diese zu verkörpern stelle ich mir nicht gerade als leicht vor. Auch die Direktheit von Ella scheint alles andere als leicht zu sein.
Annette Frier erklärt hierzu folgendes: „Letztlich mogeln wir alle uns ja ganz schön durch den Tag. Wir sind absolut Smalltalk-geschult und nicken einander alles Mögliche ab: „Wie geht’s? Siehst gut aus. Ich freu‘ mich, dich zu sehen.“ Das ist natürlich nicht grundsätzlich gelogen, aber jede dritte Antwort entspricht nicht ganz der Wahrheit, schätze ich. Notlügen sind die nächste Stufe: „Ich hab keinen Babysitter gekriegt“ statt „Ich hab ehrlicherweise null Bock auf deinen Geburtstag oder euren Elternabend.“ Alles nicht dramatisch, aber schon interessant, wie geschickt wir Konfrontationspunkten aus dem Weg gehen.
Das handhabt der Asperger anders: Immer schön raus mit der unverblümten Wahrheit – als Antwort erstaunte, betroffene Gesichter allerorten.“ (ZDF)
Chaotisches Doppelleben
In diesem Film geht es jedoch nicht nur um Ella und ihre Probleme mit Fremden, nein, es geht auch um das Doppelleben eines Mannes, der nach seinem Tod nicht mehr zur Ordnung beitragen kann.
Hat dieser Mann, der zwei Familien hatte, also wirklich zwei Frauen geliebt, die unterschiedlicher nicht sein können? Kann man überhaupt zwei Menschen gleichzeitig lieben? Das ZDF hat Annette Frier auch dazu zu Wort kommen lassen. Sie sagt: „Das fragen Sie mich? Da habe ich keine eigene Erfahrung. Aber ja, sehr viele Menschen leben schließlich in unterschiedlichen Beziehungen gleichzeitig, vermutlich hat das hier und dort auch mit doppelter Liebe zu tun. Einfacher wird es dadurch jedoch nicht, soviel kann ich schon mal sagen – auch ohne Praxiswissen.“ (ZDF)
Julia Richter spielt Christina
Julia Richter, die die Rolle der Christina verkörpert, hat in ihrer Rolle andere Schwerpunkte als Annette Frier. Bei ihr geht es um Gefühle, um Multitasking und um die langsam entstehende Freundschaft zu Ella. Sie nimmt somit die gegenspielende Rolle zu Annette Frier ein.
Eifersucht eigentlich kein großes Thema
Dass es in diesem Film nicht um Eifersucht geht, wird klar, wenn man sich anschaut, dass zwischen zwischen Ella und Christina eine Freundschaft entsteht. Julia Richter erklärt: „Ich denke, dass Christina auch Zeiten hatte, in denen sie sich sehr einsam und allein fühlte – während der Schwangerschaften, der ersten Monate mit dem Baby, in Momenten, in denen man Glück und Unsicherheiten mit dem Liebsten teilen möchte. Andererseits liebt und braucht sie auch ihre Freiheit und Selbstständigkeit. Sie weiß, dass es „perfekt“ nicht gibt.
Manchmal sind Figuren in Filmen auch klüger als man selbst: Für mich ist Eifersucht ein zutiefst unangenehmes Gefühl. Vielleicht ist Christina stolz und schlau genug, das mit sich oder mit Freunden auszumachen. Dass sie Ella nie gesehen hat, schützte sie sicher vor allzu großer Eifersucht und half, das eigene schlechte Gewissen zu verdrängen. In dem Moment, in dem Ella auftaucht, ändert sich Christinas Sichtweise.“ (ZDF)
Auch diese Antwort verspricht einen guten Film und weckt Erwartungen, von denen ich hoffe, dass sie erfüllt werden. Doch die Rolle der Christina ist ebenfalls ein wenig komplexer.
Multitasking als Lebensprinzip
Christina ist alleinerziehende Mutter von zwei Kindern, hochschwanger und betreibt noch dazu ein Café. Stellt sich die Frage, ob auch Julia Richter selbst so ein Multitasking-Talent besitzt? Sie antwortete gegenüber dem ZDF folgendes: „Diese Frage würden viele Menschen um mich herum mit einem lauten „Ja“ beantworten. Einerseits möchte ich meine Kinder nicht wegorganisieren und natürlich die tollste Mama für sie sein. Andererseits möchte ich von meinem Anspruch und meinem Ehrgeiz im Beruf keinen Millimeter abrücken. Mir sind meine Freunde, meine Familie, meine Ideen und Pläne wichtig. Dabei helfen Organisationstalent und ein gutes Netzwerk. Immer wieder muss ich auch aufpassen und mir eingestehen, dass es Zeiten gibt, in denen ich nicht alles schaffe, was ich mir vornehme.
Christina ist spontan, weniger perfektionistisch. Dadurch reagiert sie oft aus dem Moment heraus und vertraut darauf, dass das Leben Lösungen bietet. Manchmal ist sie auch komplett überfordert. Dann weint oder schimpft sie es heraus. Generell frage ich mich schon, ob auf so einem Fleckchen Erde wie Fischland das Leben ruhiger, gesünder und weniger hektisch und fremdbestimmt abläuft.“ (ZDF)
Frauenfreundschaft ein ungewöhnliches Thema im Herzkino
Wer die Herzkino-Filme kennt, der weiß, dass es hier oft um Romantik geht, seltener um eine Freundschaft zwischen zwei Frauen. Dieses Mal ist es anders. Julia Richter freut sich für diese Rolle besetzt worden zu sein und erklärt: „Wie oft habe ich mir Drehbücher gewünscht, in denen es um spannende, echte Frauenbeziehungen geht. Es ist großartig, dass das ZDF den Mut hatte, uns beide zu besetzen. Durch die unterschiedlichen Charaktere gibt es wunderbare Reibungsflächen und Konflikte. Trotzdem wachsen Ella und Christina zusammen. Es ist eine Begegnung auf Augenhöhe: Beide Frauen sind von ihrem Gegenüber immer wieder gefordert, auch überfordert. Doch durch die Schwächen des einen kann beim anderen Stärke entstehen. Manchmal kamen wir uns im Spiel schon wie ein altes Ehepaar vor.
Mein Freundeskreis ist bunt gemischt. Viele Freunde kenne ich seit meiner Kindheit und Jugend. Miteinander lachen können, offen bleiben und ein gesundes Verhältnis von Geben und Nehmen, von Zuhören und Reden ist mir in Freundschaften wichtig.“ (ZDF)
Worauf ich mich freue
Ich danke dem ZDF für die Bereitstellung der hier genutzen Hintergrundinfomationen und hoffe euch mit der Wiedergabe des Interviews neugierig macht zu haben. Ich selbst bin neugierig, denn dieser Film scheint anders zu sein als die Romantikkomödien, die sonst am Sonntag Abend gezeigt werden. Bei diesem Film freue ich mich auf eine in ihrer Rolle überzeugende Annette Frier, sowie auf eine ländliche Idylle. Ich freue mich außerdem auf die filmische Umsetzung einer Freundschaft zwischen zwei Frauen, die auf den ersten Blick gegensätzlich sind und bei genauerer Betrachtung viele Gemeinsamkeiten haben.
Der zweite Teil um Ella Schön wird übrigens am nächsten Sonntag, 15. April um 20.15 Uhr gezeigt. Aber erstmal wünsche ich heute Abend gute Unterhaltung.