Kai ist tot. Verstorben an so etwas alltäglichem wie Krebs und auch eigentlich viel zu früh. Das denkt Mia während sie mit ihrer Sonnenkette, die Kais letztes Geschenk an sie war, seine Beerdigung über sich ergehen lässt. Denn bewusst wahrnehmen kann sie sie nicht. Viel zu sehr distanziert sie der Schock über seinen Tod von der echten, wirklichen Welt. Immer wieder kommen Erinnerungen zurück. Erinnerungen an die Zeit mit Kai. Mia weiß, Kai ist immer da, „wann immer ich die Sonne sehe“.
Eine Liebesgeschichte über die Liebe zum Leben
Michelle Schrenk erzählt mit dieser auf den ersten Blick etwas sentimental anmutenden Geschichte den Weg einer Zurückgelassenen zurück ins Leben. „Wann immer ich die Sonne sehe“ ist dabei eine lebensbejahende Hommage an die kleinen Dinge des Alltags, die wir so oft erst zu schätzen lernen, wenn wir sie nicht (mehr) haben.
Mit kleinen Schritten arbeitet sich Mia zurück ins Leben, folgt dabei einer Route, die Kai ihr vorzugeben scheint, denn er ist überall, wo sie die Sonne sieht. Für Mia sind diese Sonnen (wie auch Sonnenstrahlen) Hinweise darauf, wie es weitergehen kann. Die Sonne ist auf ihrer Seite, nimmt sie an die Hand und geleitet sie scheinbar auf ihren ersten Schritten in ein Leben ohne ihren Freund. Sie begleitet sie, bis sie das Leben wieder lieben kann.
Michelle Schrenks Magie der Worte
In ihrer Geschichte hat die Sonne nahezu magische Kräfte Mias Leben wieder zu ordnen und zum Guten zu wenden. Doch ist diese „Sonnenmagie“ nicht die einzige. Michelle Schrenk verzaubert ihre Leser, in dem sie genau die richtige Mischung zwischen Melancholie und Lebensfreude findet. Das macht es jeder Leserin leicht sich in Mias schwierige Lage hinein zu versetzen und gleichzeitig unfassbar schwer, sich nicht in ihrer Welt zu verlieren.
Atmosphärisch dicht und sehr gefühlvoll
Die Geschichte, die Michelle Schrenk hier erzählt neigt nicht zu intensiven Beschreibungen, sodass man kaum visuelle Eindrücke bekommt. Jede Frau könnte Mia sein. Obwohl die Geschichte in Nürnberg spielt und dies auch eine Relevanz für den Verlauf der Geschichte hat, könnte sie mit kleineren Veränderungen überall spielen. Denn das Geheimnis dieser Geschichte ist seine atmosphärische Dichte, die sich zuerst einmal in der Intensität der gezeigten Gefühle präsentiert. Michelle Schrenk schafft eine so emotional lebendige Protagonisten mit einem derart ausgezeichneten inneren Konflikt, das es mir als Leserin letztlich egal ist, wie die Protagonistin aussieht.
Gewisse Ähnlichkeiten
Während ich damit begann dieses Buch zu Lesen, fühlte ich mich ins Besondere zu Anfang an „P.S. Ich liebe dich“ von Cecelia Ahearn erinnert. Dass ich dieses Buch bereits vor langer Zeit und im Original gelesen habe, täuscht nicht darüber hinweg, dass sich die Grundthematiken ähneln. Es geht in beidem Büchern um Frauen, die die Liebe ihres Lebens überleben und danach irgendwie weitermachen müssen. Ein Thema, dass ich auf viele unterschiedliche Wege umsetzen lässt und das doch immer wieder anders und immer wieder neu ist.
Über Michelle Schrenk
„Michelle Schrenk wurde 1983 in Nürnberg geboren. Schon von klein auf schrieb sie mit Begeisterung Geschichten. Nach dem erfolgreichen Abschluss ihrer Schullaufbahn und ihrer Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation arbeitete sie in einer Nürnberger Werbeagentur und konnte dort ihre Kreativität zunehmend zur Entfaltung kommen lassen. Beflügelt von allem Wundersamen, Geheimnisvollen und Fantasievollen widmete sie sich außerdem immer wieder ihrer großen Leidenschaft: dem Schreiben. Mit ihren ersten beiden Kinderbüchern „Das geheimnisvolle Nürnberg Buch“ und „Das geheimnisvolle Nürnberg-Fürth Buch“ (beide erschienen im Canim-Verlag, Nürnberg) konnte sie sich einen Traum erfüllen. Mit ihrem Debütroman „Unter halbblauem Himmel“ war sie mehrere Wochen in den Top 10 der Amazon Kindle-Bestseller.“(Quelle:amazon.de)
Fazit
„Wann immer ich die Sonne sehe“ von Michelle Schrenk ist ein Buch, das mich vor allem durch seine Lebendigkeit und seine Liebe zum Leben überzeugt. Es ist melancholisch, humorvoll, tiefgründig und dennoch leicht.