„Vergiss die Liebe nicht“ von Marie Force ist definitiv das Gegenteil von dem, was ich Euch gestern vorgestellt habe, es ist nämlich keine Komödie, sondern eine Tragödie, die sich ereignet. Na gut, die Verbindung der beiden Bücher ist wohl, dass es sich in beiden Fällen um einen Liebesroman handelt, aber es ist auch die einzige Verbindung. Denn die beiden Bücher sind absolut nicht miteinander zu vergleichen.
Doch ich möchte mich gar nicht lange mit Floskeln aufhalten, sondern Euch das heutige Buch einfach einmal vorstellen.
In erster Linie Romantik?
Nun, darauf könnte man beim Lesen des Titels glatt kommen. Denn „Vergiss die Liebe nicht“, das klingt schon irgendwie romantisch. Tatsächlich handelt es sich aber bei der hier vorgestellten Geschichte erst einmal um eine Tragödie, denn direkt im ersten Kapitel passiert ein Unfall, der weitreichende Folgen hat.
Von Romantik ist also wenig zu bemerken, denn dass Clare von einem Auto angefahren wurde ist das eine, dass es sich dabei womöglich um eine Art Selbstmord gehandelt haben könnte das andere.
Näheres zum Inhalt
Zunächst weiß niemand, was eigentlich ihre Idee war, dem ungebremsten Auto nicht auszuweichen. Wollte Clare sich umbringen? Jack weiß es nicht, aber Jack Harrington gibt die Hoffnung nicht auf, diese Frage irgendwann einmal von seiner Frau beantwortet zu bekommen. Doch es vergeht über ein Jahr. Mittlerweile lebt Clare, die immer noch in einem Koma liegt, aus dem sie eigentlich schon längst hätte erwachen sollen, in einer eigenen Wohnung, denn Jack versucht alles, um seinen Kindern ein möglichst normales Leben zu ermöglichen.
Tatsächlich ist der Alltag nicht leicht. Denn Jack sieht sich nicht nur als Ehemann in der Verantwortung, sondern auch als Vater und genau hier kommt es bereits zu Beginn zu einigen Problemen, denn am Morgen vor dem Unfall hat es einen Streit gegeben, zwischen ihm und seiner Frau. Einen Streit, den er mittlerweile bitter bereut und dessen Gründe er bislang noch nicht einmal mehr versteht. Seine Frau könnte ihn da sicher helfen, vermutet er, aber die liegt er im Koma.
Irgendwann beginnt der Alltag der Familie ohne Clare und alles scheint sich nun zu normalisieren. Bis Jack irgendwann eine Frau kennen lernt und sich in sie zu verlieben droht. Doch darf er sich in eine neue Frau verlieben, während seine Ehefrau noch im Koma liegt? Sie also noch nicht tot ist und es immer noch eine minimale Chance, dass sie wieder zu sich kommt?
Jack kämpft gegen seine Gefühle an und doch scheine den Kampf zu verlieren. Seine Gefühle kann man schließlich nicht einfach so abschalten, wie es einem gerade beliebt und er ist schließlich auch nur ein Mann.
Doch dann passiert das Unerwartete. Seine im Koma liegende Frau Clare erwacht und auf einmal ist nichts mehr, wie es einmal war. Jack sitzt zwischen den Stühlen.
Liebesroman? O. k. ich bin dann mal weg!
Normalerweise ergreife ich, wenn es um Liebesromane geht, die Flucht. Es gibt in diesem Genre nämlich einige, bei denen man zu Beginn das Ende schon voraus ahnen kann. Deshalb lohnt es sich für mich oft nicht, das Buch überhaupt zu lesen. Vielfach sind die Geschichten nämlich einfach nur platt, die Protagonisten ein wenig einfältig, eindimensional und dadurch vorhersehbar.
Aus diesem Grund bin ich, was Liebesromane angeht immer ein wenig vorsichtig, doch in diesem Fall war es anders, denn die Bücher von Marie Force versprachen auch noch ein paar gute Nebengeschichten und somit echte Unterhaltung. Außerdem bieten sie durchaus ein wenig Stoff zum Nachdenken. Wie würde man sich in der Situation von Jack Verhalten, wie in der Rolle von Andi, der potentiell neuen Frau an seiner Seite? Welche Entscheidung würde man selbst wann treffen und warum?
Dieses Buch ist somit nicht unbedingt nur einen Liebesroman, sondern es ist auch ein Liebesroman und erfüllt somit meine Erwartungen an ein Buch hinsichtlich einer vielschichtigen Geschichte.
Stilistisch nicht ohne Anspruch
Die Geschichte, die Marie Force hier erzählt kommt mit einem gewissen Anspruch daher, nicht so hoch, dass man schreiend wegläuft, aber auch nicht so platt, dass man es sehr schnell wieder vergisst. Tatsächlich passt ihr Erzählstil zu ihrer Handlung. Es ist eher etwas für Leserinnen um die 25 oder 30 Jahre, als für Teenys und Anfang zwanziger. Denn dieser Roman sagt nicht nur, das Leben ist schön und es lohnt sich zu leben. Es ist vielschichtig, es zeigt auch die Schattenseiten auf. Es ist eher etwas für Menschen, die schon einmal einen langjährige Beziehung geführt haben.
Trotzdem ist es natürlich schon sehr romantisch und somit etwas für Leserinnen, die auf der Suche nach einem etwas dramatischen und gleichwohl schönen Buch suchen. Ein Verlag würde hier womöglich sagen, für Leserinnen von Nicholas Sparks. Ich sage es nicht, denn meiner Meinung nach kann man keine Bücher unterschiedliche Autoren wirklich miteinander vergleichen, aber vielleicht ist die Sparte, in die sich diese Bücher einordnen lassen, zumindest ähnlich.
Es ist ein Buch, das zum Träumen einlädt. Gleichzeitig jedoch ist ein Buch, welches die Realität nicht aus den Augen zu verlieren scheint. Aus diesem Grund könnte man jetzt sagen, dieses Buch ist absolut empfehlenswert, aber so weit will ich nicht gehen, noch nicht, denn ein Aspekt stimmt mich nachdenklich.
Wie real ist diese Geschichte?
Nun, zunächst einmal scheint diese Geschichte aus dem Leben gegriffen zu sein. Was gut ist. Dann jedoch machen sich leise Zweifel breit und man fragt sich, wie realistisch diese Geschichte eigentlich ist. Es gibt Fälle, wo Menschen unerwartet nach langer Zeit und nach einem Unfall wieder aus dem Koma erwachen, aber diese Fälle sind selten. Auch kämpften sich die meisten dieser Menschen danach wieder in ihr Leben zurück.
Ich finde, Marie Force hat diese Dinge sehr gut in ihr Buch integriert. Allerdings scheint es mir manchmal ein wenig zu schnell zu gehen. Vermutlich hat das jedoch eher etwas damit zu tun, dass ich ziemlich schnell Leser und sich die 408 Seiten somit auf einen Zeitraum von etwa 6 Stunden verkürzen.
Das ist kein Kritikpunkt an die Autorin, jedoch frage ich mich an der Stelle, wie lange diese auf sehr kurze Zeit geraffte Episode tatsächlich gedauert hätte, wenn man sie durchlebt hätte. Sicher einige Monate, wenn nicht Jahre.
Leserin im Gefühlsstrudel
Tatsächlich gelingt es der Autorin ihre Leserschaft in einen Gefühlsstrudel hineinzuziehen und somit von der ersten bis zur letzten Seite mitzunehmen. Herzlichen Glückwunsch, das schafft heute bei weitem nicht mehr jeder. Vielmehr ist heute so, dass man den Eindruck hat, alles wäre schon einmal dagewesen. Ja, auch diese Idee, die Marie Force hier umgesetzt hat ist keineswegs neu. Dennoch hat sie sie sehr intensiv erlebbar erzählt. Man selbst taucht tief in die Geschichte hinein und die Figuren erscheinen alles andere als eindimensional.
Kurz gesagt hat man den Eindruck diese Geschichte mitzuerleben und doch präsentiert sich alles wie in einer Art Zeitraffer.
Fazit
Dieses Buch ist etwas für all diejenigen, die gerne ein romantisches Buch mit einer gewissen Dramatik lesen möchten. Allerdings verfolgt es nicht mehr unbedingt dieses jugendliche Konzept der ersten Liebe und der Selbstfindung in einer Beziehung. Deshalb sollte man als Leser dieses Buches auch schon mit ein wenig reiferen Figuren umgehen können.
Mir persönlich hat dieses Buch ausgesprochen gut gefallen. Dennoch ist es für mich kein Buch, das ich uneingeschränkt empfehlen möchte. Obwohl es wirklich eine gut zu lesen Geschichte ist, der Zeitraffer wirklich gelungen ist und das Gefühlswirrwarr der Protagonisten nachspürbar ist,. Warum? Dieses Buch ist sicher nicht für jeden geeignet.