… war für mich eine echte Überraschung, denn obwohl es ein Regionalkrimi ist, erfüllt er für mich durchaus die Kriterien eines spannenden, abwechslungsreichen, durchdachten und überraschenden Krimis. Es gab zahlreiche Wendungen, die ich so nicht erwartet hätte.
Wie für einen Krimi üblich, geht es tatsächlich um die reine Ermittlungsarbeit, das Buch wird also weniger aus Sicht des Mörders als aus der Sicht der Ermittelnden erzählt.
Über den Täter erfahren wir im Rahmen des Krimis vor der Auflösung vergleichsweise wenig und gleichzeitig wurde ich mit jedem Schnipsel an Information neugieriger, wer der Täter ist.
Spannung kommt auch durch den zweiten Erzählstrang auf, denn dieser wird aus Sicht eines Opfers dargestellt und man weiß nicht, in welcher Zeit dieser Erzählstrang spielt. Diese Art zu lesen ist schon sehr speziell, macht gleichzeitig aber auch sehr neugierig.
Christiane Dieckerhoffs Schreibstil ist speziell
Eine andere Spezialität dieses Buches war der Schreibstil der Autorin, der scheinbar mit Worten eine Atmosphäre schafft. Dabei verzichtet Christiane Dickerhoff gegenüber dem Leser auf große Beschreibungen von Räumlichkeiten oder Orten. Ihr gelingt es, jeder Szene durch Handlung ein Gefühl zu verleihen. Eine Spezialität, die ich in dieser Form bislang noch bei keiner anderen Autorin und keinem anderen Autor erlebt habe. Sie versetzt die einzelnen Charaktere durch ihre Handlungen in bestimmte Stimmungen und lässt sie sie gleichzeitig eben durch ihre Handlungen spüren.
Dennoch hat dieser Roman für mich auch Schwächen.
Eine ist sicherlich, dass man einige Zeit braucht, um in das Buch hinein zu kommen, denn der Schreibstil der einerseits so prägnant ist, ist gleichzeitig so ungewöhnlich, dass man ein zwei Kapitel braucht, um hinein zu gelangen.
Charaktere mit Innenleben
Hörte man vor einigen Jahren oft davon, dass die Ermittler sehr problemlastig sein, wunderte ich mich bei diesem ebenfalls darüber, wie sehr die Autorin auf das Privatleben jedes einzelnen einging, ob es nun Klaudia Wagner ist, die direkt nach ihrer Scheidung und einem Hörsturz aus dem Ruhrpott an den Spreewald versetzt wurde, Thang, der mit den Problemen seiner Frau zu kämpfen hat oder Uwe bei dem irgendwie auch einiges schief läuft, wir erfahren praktisch alles. Dennoch wird jedes Mitglied der Ermittlergruppe gegenüber der anderen Figuren auch seine kleinen Geheimnisse, dass man als Leser den Eindruck hat, es sei nur eine Frage der Zeit, bis der Kessel voller Probleme zerbirst. Im Vergleich zu anderen Krimis spielen die privaten Probleme aber hier durchaus auch im Fall eine Rolle, welche die Ermittlungen in gewisser Weise deutlich beschleunigt und vorantreibt
Ein vergleichsweise kompakter Krimi
Einen Teil dieses Aspekts hatte ich bereits im Verlauf meiner atmosphärischen Beschreibung angesprochen. Bei diesem Krimi handelt es sich um einen sehr kompakten Krimi, bei dem die Autorin sehr viel Input gibt, sich die Figuren aber erst einmal finden müssen.
„Spreewaldgrab“ von Christiane Dickerhoff ist der Beginn einer Reihe, deren Protagonisten sich im Verlauf dieses Buches entwickeln und in gewisser Weise auch reifen. Ich für meinen Teil kann sagen, dass ich sehr froh bin, diesen Reifeprozess jedes einzelnen Charakters in dieser Form mitzuerleben, denn es wäre doch sehr überraschend, würde ein jeder schon gleich irgendwo stehen, die Vorgeschichte, sowie die Entwicklung dieses Krimis ergeben einen schönen Verlauf und machen die Geschichte rund. Kurz gesagt: Diesen Reihenauftakt sollte man nicht verpassen, denn der Krimi hält was er verspricht, einige Leichen, viel Spannung, Innenleben und atmosphärische Dichte.
Kielfeder
Huhu,
danke, für deine Rezension!
Ich habe das Buch auch kürzlich gelesen und kann deine Worte zum größten Teil auch so unterschreiben!
Sie ist speziell, aber gut, sobald man sich eingefunden hat! 🙂
Liebe Grüße,
Ramona