Die „Schnitzeljagd“ von Luc Deflo hat mir ausgesprochen gut gefallen, da es bei diesem Thriller weniger um die Brutalität der Tat als vielmehr um die Psyche von Täter und Opfer geht. Der Autor baut ständig neue Spannungspotenziale auf ohne, dass er dabei auf Gewalt und Brutalität zurückgreifen muss. Er deutet seine Taten nur einen und doch ahnt jeder, was passiert ist.
Bis zu den letzten 100 Seiten dachte ich, den Täter bereits zu kennen. Ich fragte mich, warum das Buch weitergehen müsse, wenn doch der echte Täter bereits erschossen da lag und sich nicht mehr rührte. Wie falsch ich liegen musste erfuhr ich dann, als des Rätsels echte Lösung um die Ecke kam.
Nein, mit so etwas hatte ich tatsächlich nicht gerechnet. Der Täter war mir als Neueinsteiger in diese Reihe nämlich vollkommen unbekannt. Vielleicht wäre es mir eher gelungen den Täter zu identifizieren, wenn ich die restlichen Bücher dieser Reihe (gemeint sind Band 1-3) zuvor gelesen hätte, aber so hatte ich praktisch keine Chance auf die richtige Lösung zu kommen.
Besonders stark wird das dadurch, dass sowohl die psychischen Aspekte von Täter und Opfer betrachtet und geschickt in die Handlung des Buches integriert. Die Gewalt rückt spürbar in den Hintergrund, so dass sie beinahe nicht vorhanden ist.
Deshalb würde ich dieses Buch als den typischen Krimi für Frauen bezeichnen, die sich normalerweise nicht an einen Thriller heran wagen würden. Allerdings sei auch hier davor gewarnt, dass dieses Buch keinesfalls so harmlos ist, wie es auf den ersten Blick daherkommt, denn obwohl es wenig Brutalität gibt und die Taten nur angedeutet werden, können zart besaitete durchaus die eine oder andere schlaflose Nacht erleben.