„Mord an der Algarve“ von Carolina Conrad ist ein spannender und gleichermaßen ungewöhnlicher Krimi vor portugiesischer Kulisse. Warum er ungewöhnlich ist? Die ermittelnde Hauptfigur ist weder bei der Polizei noch eine klassische Detektivin im Stil einer Miss Marple. Stattdessen ist sie eine Journalistin, die ihre Eltern in der portugiesischen Heimat besucht, obwohl sie eigentlich in Deutschland lebt.
Ihre Mutter hat sich den Arm gebrochen und ihr Vater kann den Haushalt nicht alleine bewältigen. Da auch Anabela zu Hause momentan eine nicht allzu schöne Zeit hat, beschließt sie kurzerhand an die Algarve zu reisen, um ihrer Mutter zu helfen. Was zunächst wie ein harmloser Familienbesuch wirkt, entpuppt sich schnell als Kriminalfall, denn durch Zufall macht Anabela eine Entdeckung, die ihr Rätsel aufgibt.
Der Fall
Als sie ihre Mutter zu der Beerdigung einer Bekannten aus dem Dorf begleitet, entdeckt sie durch Zufall auf dem Friedhof eine Vielzahl an Gräber, die eine Gemeinsamkeit aufweisen. Die Verstorbenen sind alle im Jahr 1944 geboren. Doch schlimmer noch, einige dieser 1944er tragen sogar den gleichen Nachnamen.
Dennoch glaubt Anabela nicht an einen Zufall, schließlich sind sie nicht alle am gleichen Tag gestorben. Ansonsten hätte man vielleicht noch von einem tragischen Unfall ausgehen können. Grund genug, um die Neugier der Journalistin zu wecken. Anabela beginnt zu recherchieren und Fragen zu stellen. Eine Frage jedoch wird sie bitter bereuen…
Auch die örtliche Polizei wird vor eine Herausforderung gestellt, wurde doch die Leiche eines deutschen Touristen tot aufgefunden. Da es gerade bei den Dolmetschern einen kleinen Engpass gibt, springt Anabela ein und unterstützt die örtliche Kriminalpolizei nach Kräften. Würde nicht auch der freundliche Kommissar ihr Interesse wecken, könnte das Leben so einfach sein.
Zwei Kriminalfälle in einem Buch
Wer sich die inhaltliche Beschreibung nun genau durchgelesen hat, der merkt schnell, dass es sich bei diesem Roman um einen Kriminalroman mit gleich zwei Fällen handelt. Dies mag eine Besonderheit darstellen, ist jedoch nicht die einzige.
Vielmehr könnte man bei diesem Buch von einem Kriminalroman mit offenem Ende sprechen, denn längst nicht alle Fragen sind am Ende der Geschichte auch beantwortet. Somit war schnell klar, dass ich auch die Fortsetzung würde lesen müssen, um in den Genuss der gesamten Geschichte zukommen.
Mehr als nur Krimi
Müsste ich „Mord an der Algarve“ von Carolina Conrad einem Genre zuordnen, so würde mir als Erstes einmal der klassische Krimi in den Sinn kommen. Doch schon an zweiter Stelle weiß ich, dass ich auch darüber nachdenken würde, dieses Buch in die Kategorie des Romans einzuordnen. Genauer gesagt in die Kategorie eines gesellschaftskritischen Romans und nicht zuletzt in den Bereich des Wohlfühlromans oder auch des Urlaubsromans. In keiner dieser Kategorien jedoch wäre „Mord an der Algarve“ von Carolina Conrad klassischer Weise zu finden.
Ein Kriminalroman vor Urlaubskulisse
Portugal und insbesondere die Algarve gilt hier in Deutschland als ein beliebtes Urlaubsziel und so ist es nicht verwunderlich, dass auch die Touristik in diesem Roman Erwähnung findet. Insgesamt gibt es jedoch nicht so viele Touristen, sondern auch einige Auswanderer und diese begegnen uns in diesem besonderen Krimi immer mal wieder. Auch die Autorin Carolina Conrad ist eine Auswanderin, die mittlerweile in Portugal zu Hause ist.
Genau dieses Wissen merkt man dem Roman auch deutlich an, denn Carolina Conrad lässt immer mal wieder portugiesische Vokabeln einfließen, beschreibt die portugiesische Kultur sehr lebendig und lässt die Leser auf diese Weise daran teilhaben und einen Eindruck davon bekommen, was diese Gegend auszeichnet.
Man sagt, die portugiesische Stimmung begleite immer das Gefühl von Sehnsucht und genau das transportiert auch die Autorin angemessen, dennoch wirkt „Mord an der Algarve“ von Carolina Conrad keinesfalls melancholisch. Vielmehr spürt man auch eine gewisse Lebendigkeit, die durchaus als Inspiration verstanden werden kann.
„Mord an der Algarve“ von Carolina Conrad: Ein spannender Reihenauftakt
„Mord an der Algarve“ von Carolina Conrad ist der erste Teil der Reihe um Anabela Silva. Am Ende des Buches wird bereits die Fortsetzung in Aussicht gestellt und es gibt so etwas wie einen Cliffhanger, der bereits neugierig auf die Fortsetzung macht. Sollte man dieses Buch also lesen?
Ja, auf jeden Fall und bitte auch als ersten Teil der Reihe, denn bei dieser Reihe ist es wesentlich, mit dem ersten Teil anzufangen. Ansonsten vergibt man sich nicht nur den Spaß am folgenden Krimi, sondern versteht diesen schlicht und ergreifend auch. Zwar hängen die Fälle miteinander zusammen, aber der erste Fall beeinflusst alles Weitere.
Ein Wohlfühlkrimi
Ich persönlich würde diesen Krimi, der weitestgehend unblutig ist, als einen klassischen Wohlfühlkrimi bezeichnen, obwohl ich ihn selbst auch durchaus in die andere Kategorie eingeordnet hätte. Tatsächlich überzeugt dieser Krimi jedoch ohne wirklich brutale Szenen darzustellen, mit einer ganzen Menge Empathie für die einzelnen Figuren. Auch die Spannung entsteht insbesondere durch das Zusammenspiel der einzelnen Figuren und ihrer individuellen Geschichte.
Lebendige Charaktere
Mir persönlich ist bei diesem Buch aufgefallen, dass die Autorin der Geschichte eine Menge Tiefe verlieh, in dem sie jeder einzelnen Figur ihre Geschichte gab. So lernen wir nicht nur Anabela Silva sehr gut kennen, sondern auch die Menschen in ihrem Umfeld. Jeder Einzelne behält dabei aber zunächst seine Geheimnisse. Ich bin mir sicher, dass sich dies im Verlauf der Reihe noch verändern wird, aber zunächst macht es mich erst einmal neugierig.
Über die Autorin Carolina Conrad
„Carolina Conrad ist das Pseudonym der aus dem niedersächsischen Oldenburg stammenden Autorin Bettina Haskamp. Die gelernte Journalistin hat ihre Basis in Hamburg, lebt aber seit mehr als zwölf Jahren in Portugal. Anfangs auf einem selbstgebauten Segelboot, inzwischen in einem kleinen Holzhaus im Hinterland der Ostalgarve. In der zweiten Heimat entstanden Bestseller wie «Alles wegen Werner» und «Hart aber Hilde» und ihre Portugal-Krimireihe um Journalistin Anabela Silva.“(Rowohlt)
Fazit
Eigentlich hatte ich von „Mord an der Algarve“ von Carolina Conrad nicht viel mehr erwartet, als dass mich dieses Buch, welches ich im Hochsommer gelesen habe, gut unterhält. Diese Erwartungen erfüllte dieses Buch nicht nur, sondern übertraf sie, denn dieser Roman versprach neben Urlaubsstimmung und Spannung auch noch eine gewisse Abkühlung.
Dieser Kriminalroman wurde somit zur perfekten Sommerunterhaltung. Er traf genau die Mitte zwischen Leichtigkeit und Tiefe, Spannung und Unterhaltung und dem Gefühl von das Buch nicht aus der Hand legen.
So stand für mich dann auch schnell fest, dass ich bei diesem Buch auch gleich die Fortsetzung würde lesen müssen, denn ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Die Geschichte entwickelt ihre ganz eigene Sogwirkung und so griff ich auch direkt zur Fortsetzung.