Wenn man ein Buch liest, fragt man sich manchmal: Wer ist eigentlich die Person hinter dem Buch? Ich gebe die Frage nun weiter. Wer bist du? Was tust du, wenn du nicht gerade schreibst? Hast du Familie? Übst du noch einen Beruf aus?
Mara Ferr: Hauptberuflich arbeite ich als Sonderpädagogin, das Schreiben von Kriminalromanen ist ein leidenschaftliches Hobby von mir – ebenso wie Reisen. Ich habe eine erwachsene Tochter, die meine wertvollste Kritikerin ist.
Wie kamst du eigentlich zum Schreiben?
Mara Ferr: Auf einer meiner Reisen nach Paris beobachtete ich eine stürmische Szene zwischen mehreren auffälligen Personen. Diese Szene wollte ich schriftlich festhalten. – Mehr dazu gibt es in „41 Rue Loubert“
Gibt es eine Sache aus deinen Anfängen als Autor an die du dich gerne erinnerst, die du später eventuell deinen Enkeln erzählen würdest?
Mara Ferr: Beim Niederschreiben der Paris-Geschichte dachte ich anfangs, es würde ein kleiner Erlebnisaufsatz fürs Tagebuch werden. Später merkte ich, es würde wohl eher doch eine kurze Erzählung werden. Und noch viel später war daraus ein fertiges Buch geworden. Das war für mich unglaublich, ich hatte es nicht geplant.
Hast du schon Bücher veröffentlicht oder Geschichten? Welches war die erste Geschichte oder das erste Buch?
Mara Ferr: 41 Rue Loubert / Aux Champs Elysees / Ponts de Paris / Die Herzen des Monsieur Lefort.
Mein erstes Buch war „41 Rue Loubert“
Wie lange dauerte es bis zur ersten Veröffentlichung? Welche Hürden gab es?
Mara Ferr: Da ich die erste Ausgabe bei einem SelfPublisher veröffentlichte, dauerte die erste Veröffentlichung nur ca. 14 Tage. Erst später, als das Buch von Emons entdeckt und neu aufgelegt wurde, dauerte die Überarbeitung samt professionellem Lektorat und Layout etwa ein halbes Jahr.
Den Alltag von Autoren stelle ich mir immer wahnsinnig spannend vor und ich glaube vielen Lesern meines Blogs geht es ähnlich. Vielleicht bringst du ja ein bisschen Realität in unsere Vorstellung: Wie ist es tatsächlich? Wie ist dein Tagesablauf typischerweise?
Mara Ferr: Da ich ja noch „zur Schule gehe“ , gibt es natürlich einen geregelten Tagesablauf und während der Schulzeit habe ich kaum freien Spielraum für meine Bücher. Daher muss das Spannende immer auf Ferien warten, dann erst darf es aus dem Kopf heraus.
Hast du so etwas wie Schreib- oder Rechercherituale? Welche?
Mara Ferr: Bei mir gibt es keine besonderen Rituale; wenn ich Zeit habe, setzte ich mich zum Laptop und los geht’s!
Wo schreibst du besonders gerne? Und warum?
Mara Ferr: Am liebsten schreibe ich im Urlaub am Meer. Für mich gibt es nichts Schöneres, als auf einer schattigen Terrasse zu sitzen, mit Blick aufs Meer und einer leichten Brise. – Idylle pur, da kommen die Ideen ganz von selbst.
Ja, ich weiß, bis hierher musstest du schon viele Fragen beantworten. Aber die Leser meines Blogs sind sicher sehr neugierig. Also kommen wir nun zum Thema Recherche. Wie gehst du üblicherweise vor?
Mara Ferr: Meine Handlungen spielen in Paris, das ich aufgrund vieler Besuche sehr gut kenne. Wenn ich da bin, mache ich mir Notizen zu Orten oder Personen oder ich fotografiere Schauplätze, die ich besonders interessant finde. Außerdem verwende ich einen Stadtplan, um mich zu Hause besser orientieren zu können.
Wie schätzt du deine Verantwortung für eine korrekte und umfassende Recherche ein? Gibt es so etwas wie eine Verantwortung für den Leser?
Mara Ferr: Auf jeden Fall. Natürlich ist und bleibt jede Handlung Fiktion, dennoch ist es mir besonders wichtig, dass der Leser den Eindruck hat, er wandert mit mir durch die Gassen und erlebt die Geschichte hautnah. Das funktioniert aber nur, wenn die Beschreibungen stimmig sind und der Realität entsprechen.
Wie verändert deine Recherche eine Figur im Buch? Gibt es Zusammenhänge?
Mara Ferr: Meine Protagonisten stehen von Anfang an in ihrer Persönlichkeitsstruktur fest. Sie verändern sich nur durch den Handlungsverlauf, weniger durch Recherche.
Nutzt du bei der Figurenplanung auch reale Vorbilder? Wer inspiriert dich zu neuen Figuren?
Mara Ferr: Ich lasse mich von jedem Menschen inspirieren, den ich treffe, kenne oder z.B. im Restaurant beobachte. Jeder hat etwas Besonderes an sich, das verarbeitet werden kann. Meine Personen entstehen dann meist aus einer Mischung von Besonderheiten, denen ich spezielle Charaktere zuordne. Reale Vorbilder nutze ich in ihrer Gesamtheit bewusst nicht, sollte sich jemand in meinen Büchern wiederfinden, ist das Zufall.
Wie planst du die Handlungen?
Mara Ferr: Am Beginn eines neuen Buches arbeite ich ein karges Skelett eines Spannungsbogens heraus, der nur aus wenigen Eckpfeilern besteht. Ich lasse meinen Charakteren so viel Spielraum wie möglich, um die Handlung zu entwickeln. So entsteht das Buch in einer Eigendynamik, die mich selbst beim Schreiben immer wieder überrascht.
Woher nimmst du Ideen?
Mara Ferr: Es ist immer der Schluss, mit dem ich beginne. Ein Ende fällt mir spontan ein und dann schreibe ich dazu eine Handlung, wie es denn zu diesem Ende gekommen sein mag. Die Ideen dazu kommen meist erst während des Schreibens, das macht es auch für mich sehr spannend – letztendlich weiß ich selbst nie genau, wie sich die Dinge entwickeln.
Eine letzte Frage zum Schluss: Sind schon neue Projekte in Planung?
Mara Ferr: Ja, für 2018 steht „Henriettes Wohngemeinschaft“ am Plan. – Eine älter werdende Dame mit wenig Geld und besonderen Bedürfnissen braucht einiges an Personal. Woher also nehmen, wenn nicht stehlen? 😉
Mara Ferrs aktuelles Buch
„Elaine Sabatier, Serveuse im Straßencafé am Montmartre.
Jerome Lefort, Commandant im Ruhestand, ihr Stammgast.
Josephine, seine Frau.
Mathis, Inspecteur, Freund und Liebhaber.
Vier Menschen verbunden durch eine Obsession, die sie in den Wahnsinn treibt.
Nur einer von ihnen ist der Gute.
„An dieser Stelle finden Sie in Büchern gerne Phrasen wie ‚Es war etwas Böses in seinen Augen, das mich vor Furcht erstarren ließ‘ oder ‚Ich ekelte mich vor seinen kalten, schweißnassen Fingern und der laue Händedruck ließ mich schaudern‘, aber nichts von all dem traf in diesen ersten Augenblicken des Kennenlernens auf mich zu.“(Klappentext)
Mara Ferr: Autorenprofil
„Mara Ferr wurde 1965 im grünen Herzen Österreichs, der Steiermark, geboren. Sie studierte in Graz Psychologie und absolvierte anschließend eine Ausbildung zur Pädagogin. Die Lust am Schreiben entdeckte sie bereits in jungen Jahren, während sie mit Schülern an der Herstellung eines Kinderlesebuches arbeitete. Später betätigte sie sich als freie Lektorin und beschäftigte sich mit journalistischer Pressearbeit. Initialzündung für ihr Vorhaben, ein Buch zu schreiben, waren persönliche Beobachtungen in den Szenerien der Pariser Straßencafés. Auf ihren häufigen Reisen in die »Stadt der Liebe« entdeckt sie abseits des Glamours der Flaniermeilen immer wieder neue Romanideen.
Mara Ferr lebt heute in der Hochsteiermark und nutzt ihre Freizeit leidenschaftlich dazu, sich auf Reisen zu begeben.
Bisher von der Autorin erschienen:
»Aux Champs-Élysées« (2013), emons
»Ponts de Paris« (2014), emons
»41 Rue Loubert« (2015), emons“ (Quelle)
Weitere Interviews findet ihr in der Rubrik Interviews“. Dort könnt ich auch mit Rosita Hoppe auf Recherchespuren wandeln.
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