… und obwohl ich zu Beginn echte Probleme mit diesem Buch hatte, gefiel es mir jetzt insgesamt ganz gut. Gut, die Geschichte ist realistisch und sehr nahe an der damaligen politischen Situation. Da ich damals natürlich noch nicht lebte beziehungsweise nur wenige Monate alt war, konnte ich mit dieser politischen Situation bisher recht wenig anfangen. Ähnlich ist es jedoch auch wenn man mal Romane über das Mittelalter liest. Auch dort kennt man die Empörung wohl kaum aus eigener Erfahrung. Nun gut, 1989 haben schon noch einige Leute erlebt, diese dürften es wird besonders einfach haben in das Buch hineinzukommen. Die jüngeren müssen um diesen Einstieg erst einmal kämpfen. Sie müssen sich auf eine Situation einlassen, die sie selber nicht erlebt haben. Aus diesem Grunde sind auch manche Menschen schwierig, sich auf historische Romane einzulassen. Für andere ist dies die größte Freude überhaupt. Ich bin irgendwo dazwischen, es gibt historische Romane, die ich sehr gerne lese und andere, wo ich wochenlang nicht reinkomme. Je detaillierter und anschaulicher ein Buch dann ist, desto einfacher ist es für mich, mich in die damalige Zeit einzufinden. Bei „Freitags isst man Fisch“ von Bohnet Pleitgen fehlte mir teilweise die der Anschaulichkeit. Sie ergab sich aus nachdem ich mich selber ein bisschen in die Zeit eingearbeitet hatte. Man geht zwar mit Nikola Rühmann, der Protagonistin, durch ihre Welt, und doch wird von dieser Welt nicht vielmehr beschrieben als die politische Lage in der dieser Roman spielt. Für mich wäre das Buch wahrscheinlich einfacher gewesen, hätte ich auch mehr über die Hamburger Kulisse erfahren. Gut, dass viele Begriffe wie Kiez oder Reeperbahn und doch konnte man sich nur über die Gesellschaft ein Bild machen weniger über die dortigen Gebäude. Nach Beschreibung der Handlung, würde ich es mir dort jetzt sehr schmutzig vorstellen, aber das kann es nicht gewesen sein. Die Gebäude habe ich ebenfalls nicht beschrieben bekommen, so dass ich mich zwar eine Handlung vorstellen kann, die atmosphärische Darstellung der Kulisse jedoch gänzlich fehlt. Hier hätte ich mir durchaus ein bisschen mehr Details gewünscht.
Der Roman erscheint mir in einem nüchternen Hamburger Stil geschrieben zu sein, dem ein bisschen Frische durch Details gut zu Gesicht gestanden hätte. Doch man kann nichts werden, dass nicht vorhanden war, insofern beschränke ich mich jetzt auf das, was ich schwarz auf weiß auf dem Papier lesen konnte. Die gesellschaftliche Situation in der gesellschaftlichen Lage wurde sehr realistisch, ja geradezu lebendig dargestellt. Insgesamt würde ich dieses also als gesellschaftlichen Roman abhandeln. Die Spannungselemente kamen auch nicht zu kurz. Erst sehr spät erkannte man wie verwirrt die Handlung tatsächlich doch gewesen war. Insgesamt änderte das alles an ein durcheinandergeratenes Wollknäuel, das nach und nach wieder ordentlich aufgerollt wird. Ich sehe es als sehr positiv an, dass man als Leser trotz fehlender Details der Kulisse sehr schnell in die Handlung einsteigen kann. Wir erleben zu Beginn des Buches Nikola wie sie auf dem Fußboden liegt und sich von einer Party oder besser gesagt dem Kater danach erholt. Wir erleben dann eine Art Rückblende, in der wir die Party noch einmal miterleben. Wir bekommen mit, wie es zu dieser Schnapsidee selbst ermitteln gekommen ist. Zu Beginn weist alles auf einen Unfall mit Fahrerflucht hin und doch hat man ein merkwürdiges Gefühl. Man fragt sich, warum Nikola, die auch Nikolaus genannt wird, überhaupt noch einmal entwickelt. Es dauert also eine ganze Weile, bis man die einzelnen Motive und Handlungsstränge zu einem Ganzen, zu einem „Handlungszopf“ verflechten kann. Insofern erhöht auch der Verwirrungseffekt in gewisser Weise die Spannung. Die Spannung verläuft weder linear noch in einem Bogen. In gewisser Weise sein Wechselbad der Gefühle dieses Buch zu lesen. Allgemein, würde ich behaupten, dass ich das Buch empfehlenswert finde, insbesondere für jene Leute, die entweder das Jahr 1989 bereits miterlebt haben (und das bewusst) und oder oder in Hamburg leben oder gelebt haben. Die Details, die ich vermisse, werden durch Ortsangaben ersetzt, insofern ist es für jeden, der diese Orte kennt, sehr gut möglich sich in die Situation hineinzuversetzen. Ihr seht, mir diese Rezension nicht leicht gefallen. Ich habe versucht möglichst viele Faktoren oder Aspekte zu bedenken. Aus meiner persönlichen warte heraus, würde ich gerne auch die folgenden Bücher dieser Autoren lesen. Es wird nämlich eine ganze Reihe rundum Nikola Rühmann geben, die ich insbesondere Hamburger Urgestein ans Herz legen möchte.
Wenn ihr euch fragt, was ich jetzt als nächstes lesen, sowohl weise ich auf den Beitrag von vorgestern: in diesem habe ich angekündigt, dass ich „Die Nonne mit dem Schwert“ lesen werde. Das werde ich nun tun. In den nächsten Tagen folgt außerdem eine Rezension zu Silberlicht. Auch dieses Buch von Laura Whitcomb habe ich fast durch und werde es wohl bald rezensieren können. Ihr seht, mit mir wird es nicht langweilig außerdem freue ich mich, dass sich inzwischen über 2700 Leser auf meiner Seite ein gefunden haben. Über meine regelmäßigen Leser und solche, die mich bereits abonniert haben, freue ich mich natürlich besonders. Auch die Anzahl der Kommentare steigt langsam aber stetig.
Mir macht das Bloggen weiterhin sehr viel Spaß. Für eure Ideen bin ich natürlich weiterhin offen. Schließlich möchte ich mich und auf meinem Blog in eine Richtung weiterentwickeln, die euch allen und auch mir, oder sollte ich besser sagen uns, gefällt. Wer also einen Tipp für mich hat, darf sich gerne bei mir melden. Habt ihr eigentlich alle gesehen, dass ich auch bei Twitter aktiv bin.
„Freitags isst man Fisch“ ist jetzt beendet…
1. August 2010
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