Beim FilmMittwoch im Ersten wird es diese Woche politisch. Das Erste zeigt am Mittwoch um 20:15 Uhr den Film „Macht Euch keine Sorgen. Worum es geht, ist an dieser Stelle gar nicht so einfach zu erklären, denn obwohl es eigentlich um die Handlung gehen sollte, muss bei diesem Film auch ein Blick auf die politischen Hintergründe geworfen werden.
Worum geht es?
In seiner Presseinformation schreibt das Erste über den Film: „Als sich Jakob Schenk (Leonard Carow) mit seinem Kumpel in Richtung Spanien in den Sommerurlaub aufmacht, ist die Welt für seine Eltern Simone (Ulrike C. Tscharre) und Stefan (Jörg Schüttauf) noch in Ordnung.
Dass Jakob zum Islam konvertiert ist, löste bei den gläubigen Christen zwar keine Begeisterungsstürme aus, aber sie waren froh, dass ihr Junge einen tieferen Lebenssinn gefunden hat. Als dann eines Abends LKA-Beamte im Wohnzimmer stehen, können sie das Gesagte
kaum fassen: Die beiden Jungs seien nicht im Spanienurlaub, sondern hätten sich dem IS in Syrien angeschlossen, so die Vermutung.
Fassungslosigkeit folgt Entsetzen und Hilflosigkeit. Die Eltern machen sich die schlimmsten Vorwürfe. Wie konnten sie nur so blind sein? Wie konnte ihnen Jakob einfachso entgleiten? Ihr Jakob – ein Terrorist? Mehrmals versuchen sie ihn zu erreichen, doch es gibt wochenlang kein Lebenszeichen von ihm. Die Sorgen um Jakob werden immer größer, bestimmen den Alltag und die Familie droht daran zu zerbrechen.
Als sich Jakob dann endlich aus Syrien meldet, machen sich Stefan und sein ältester Sohn David (Leonard Scheicher) kurz entschlossen auf ins jordanisch/syrische Grenzgebiet, um Jakob wieder nach Hause zu holen. Die beiden haben 10.000 Euro „Bakschisch“ und den Kontakt zu einem ominösen
Verbindungsmann im Gepäck, ansonsten keinen richtigen Plan, wie es ihnen gelingen könnte, Jakob zu finden und ihn zur Rückkehr nach Deutschland zu bewegen. Sie wollen den Kampf um Jakob nicht aufgeben, auch wenn der Gegner der sogenannte „Islamische Staat“ ist.
Die Reise ins Krisengebiet bringt Vater und Sohn an ihre physischen und psychischen Grenzen und schweißt die beiden gleichzeitig immer enger zusammen. Schließlich finden Sie Jakob, der auch bereit ist, gemeinsam mit ihnen zurück nach Deutschland zu gehen. Die Familie hofft, dass er sich von der Ideologie des IS losgesagt hat. Den Verdächtigungen der Umgebung und des LKAs, dass Jakob als Schläfer in seine Heimat zurückgekehrt ist, wollen die Schenks einfach nicht glauben. Ihr geliebtes Kind ein Gefährder? „Macht euch keine Sorgen“ ist die Geschichte einer Rückkehr, die vielleicht keine ist.“ (DasErste)
Gesellschaftskritsch und politisch
Dass es sich bei dem vorliegenden Film um ein Familiendrama handelt, muss ich an dieser Stelle wohl nicht extra erwähnen. Dass dieser Film, der auf fiktiver Basis erzählt wird, tatsächlich für rund 1000 Menschen real sein könnte, ist da schon etwas spezieller. Laut Bundesamt für Verfassungsschutz reisten etwa 940 Frauen und Männer aus Deutschland in den Irak oder nach Syrien aus, mit dem Ziel sich dem IS anzuschließen. Jeder achte Ausreisende ist bereits zum Islam konvertiert. Rund ein Drittel dieser Ausreisenden ist mittlerweile wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Mindestens 145 starben im Kampfgebiet.
Warum ich diesen Film hier vorstelle
Die Entscheidung diesen Film an dieser Stelle vorzustellen, ist mir nicht leicht gefallen, dennoch halte ich das Thema für relevant und für Demokratie fördernd. Ich persönlich finde es wichtig, diesem durchaus schwierigen politischen Thema eine mediale Präsenz zu geben.
Über das Drehbuch von Jana Simon und Kathi Liers
„Als Journalistin beschäftige ich mich schon seit einigen Jahren auch mit dem Thema Islamismus. Diese Geschichte bezieht sich auf mehrere verschiedene reale Fälle und deren Begleitumstände. Ich habe viel zu dem Thema recherchiert und Gespräche mit IS-Rückkehrern, deren Angehörigen, Sozialarbeitern, Extremismus-Experten und den Sicherheitsbehörden geführt. Es war eine intensive Arbeit.Dieses Drehbuch ist das Ergebnis – eine Art Zusammenführung – dieser Recherchen und ihrer filmischen und fiktionalen Verdichtung“, erklärt Jana Simon im Interview gegenüber Das Erste.
Jana Simon studierte Osteuropawissenschaften, Politologie und Publizistik. Die Intensität dieser Recherche trägt sicher dazu bei, diesen Film besonders realistisch zu machen. Gleichzeitig ist er dadurch aber möglicherweise besonders emotional für den Zuschauer und eine prägende Erfahrung auch für die Schauspieler.
Dies ist möglicherweise auch eine Besonderheit des Films. Kathi Liers erklärte im Interview gegenüber Das Erste folgendes: „Besonders finde ich, dass wir das Vater-Sohn-Drama sehr genau herausgearbeitet haben. Unsere Geschichte entspricht nicht im erwartbaren Sinne der Chronologie eines IS-Rückkehrers, sondern ist vor allem der Kampf eines Vaters um seinen Sohn und ihre gemeinsame Beziehung. Besonders finde ich auch, wie hilflos und überfordert jede Figur auf ihre Weise ist und bis zum Schluss bleibt. Das halte ich für sehr glaubhaft und realitätsnah. So haben wir versucht, das allgemeine Entsetzen und die Fassungslosigkeit darüber, dass sich intelligente junge Menschen aus unserer Mitte zu einer brutalen Terrororganisation wie dem IS begeben, in ein emotionales Familiendrama zu übersetzen.“
Ein lohnenswerter Film?
Ich kann, ich will und ich werde euch an dieser Stelle nicht sagen, dass ich mich freue, diesen Film zu schauen, da ich die politischen Filme zwar wichtig finde, allerdings sind sie nicht als reine Unterhaltung geplant, sondern auch um zu informieren. Die Unterhaltung steht an diesem Abend also nicht im Mittelpunkt und das ist gut so, denn Filme wie „Macht Euch keine Sorgen“ motivieren dazu, genauer hinzusehen und zu hinterfragen.