© WDR/Wolfgang Ennenbach
Mit „Das Geheimnis der Freiheit“ zeigt dasErste heute Abend um 20:15 Uhr im Rahmen seines FilmMittwochs einen Film, der neben seinem unterhaltenden Wert auch aus dem Informationsinteresse heraus einiges an Spannung verspricht. “Das Geheimnis der Freiheit“ beschäftigt sich mit einem Mann, der die großen Ereignisse des vergangenen Jahrhunderts in sich vereint. Berthold Beitz lebte bis zum Jahr 2013 und hatte bis dahin einen großen Einfluss auf den Lauf der Geschichte.
Worum geht’s bei „Das Geheimnis der Freiheit“?
Wer kennt Berthold Beitz? Immer weniger Menschen. Dabei hat er wie kaum ein anderer die Geschichte Deutschlands geprägt, sei es als führender Industriemanager von Krupp oder als Retter zahlreicher Jüdinnen und Juden während des Nationalsozialismus. Ein Jahrhundertleben, das man in großem Bilderbogen erzählen könnte. Doch das fiktionale Porträt von Beitz wird hier als eindringliche Nahaufnahme, als Duell zwischen zwei ungleichen Männern erzählt: Berthold Beitz, Aufsteiger, Macher, Sonnyboy und Golo Mann, Großbürger, Historiker, zaudernder Melancholiker. Die Begegnungen der beiden in den Jahren 1973-1981 im Rahmen eines Buchprojekts, für das der eine den anderen beauftragt, entwickeln sich bald zu einem regelrechten Duell. Wie geht man mit deutscher Vergangenheit, wie mit dem eigenen Erbe um? Beitz und Mann haben eines gemeinsam: Sie sind Nachfolger. Golo Mann als Sohn des Dichterfürsten, mit seinem gebrochenen Verhältnis zum Vater. Berthold Beitz, als Ziehsohn von Alfried Krupp, dem letzten Stahlkönig, den Beitz verherrlicht und dem er durch ein Buch aus Golo Manns Feder, ein Denkmal setzen möchte. Doch anstelle von Krupp tritt in der Begegnung der beiden allmählich der Auftraggeber selbst ins Zentrum der Betrachtung. In kaum einer Biographie spiegelt sich die Ambivalenz deutscher Nachkriegsgeschichte deutlicher als in der von Berthold Beitz. Wie kann jemand, der im Nationalsozialismus unzähligen Juden das Leben gerettet hat, in der Bundesrepublik mit den Tätern von damals kooperieren und sie sogar verteidigen? Für Golo Mann ein Rätsel voller Widersprüche, dem er auf den Grund gehen will.
Über die Initiative zu diesem Film
Jörg Schönenborn, der WDR-Programmdirektor für Information, Fiktion und Unterhaltung, sowie Koordinator Fernsehfilm in der ARD hat für diesen Film die Initiative ergriffen. Was für ihn den Reiz dieser Geschichte ausmacht, hatte gegenüber des Ersten erzählt: „Mich hat die Opulenz seiner Biografie beeindruckt. Als Journalist und Reporter habe ich Berthold Beitz nur kurz getroffen und bis zu seinem Tod versucht, ein längeres Interview mit ihm zu führen. Das ist leider nicht gelungen. Die Faszination darüber, wie viele Facetten dieses 99-jährige Menschenleben hat, wie viel Geschichte und Geschichten in ihm stecken, ist aber geblieben.
Heute haben wir oft ein Unternehmerbild, das sich auf die Vorstellung beschränkt, in Quartalsberichten möglichst gute Zahlen für die Aktionäre zu liefern und ansonsten mit der Gesellschaft nicht viel zu tun zu haben.
Berthold Beitz ist das genaue Gegenteil davon. Er war ein Unternehmer, der sich auch immer als eine politische Figur gesehen hat. Das gilt für sein Handeln in der Zeit des Nationalsozialismus, als er Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen rettete. Aber auch dafür, wie er dieses belastete Unternehmen Krupp nach dem Krieg platziert und im Nahen Osten oder auch im deutschen Osten selber Politik gemacht hat.
Das war und ist nicht immer unproblematisch. Dennoch war es Beitz’ Verständnis eines unternehmerischen Tuns, das Politik und Gesellschaft nicht ausschließt. Dieses sehr universelle Unternehmer-Selbstverständnis mag jeder selbst bewerten. Die Frage bleibt aber doch, inwieweit wir aus der Geschichte der 1920er und 1930er Jahre etwas über die Demokratieentwicklung bis in unsere Gegenwart lernen können.“
Sven-Eric Bechtolf spielt Berthold Beitz
Die Rolle des Berthold Beitz ist eine besondere Herausforderung, auf die sich Sven-Eric Bechtolf natürlich vorbereitet hat.
„Es gibt zwar wenig Filmmaterial aus den entsprechenden Jahren, aber ich kannte Berthold Beitz, wenn auch nicht persönlich, vor allem aus den 1970er und 1980er Jahren. Schon zu Beginn war mir bewusst, dass es sich bei diesem Film nicht um ein Biopic im üblichen Sinn handelt. Natürlich spiele ich Beitz in gewissen Phasen seines öffentlichen Lebens, dennoch porträtiere ich mit dieser Rolle eher einen Typus Mann. Den erkenne ich auch in meinem Vater wieder. Männer, die den Krieg erlebt haben und wenig oder gar nicht darüber sprachen.
Man spürte, dass da etwas Furchtbares geschehen war, aber es wurde geschwiegen und einfach ‚weitergemacht‘. Hinter Männern wie Beitz und meinem Vater stand immer dieses lautlose und letztlich brüchige „Trotzalledem“. Ich kann mich gut erinnern, an diesen Typ Mann, der die Bundesrepublik mit aufgebaut hat. Mit diesem „Trotzalledem“ hätten sie sich selbst nie konfrontiert, wenn das nicht ihre Söhne und Töchter für sie getan hätten.“
Erwartungen an den Film
In den letzten Jahren ist mir zunehmend bewusst geworden, wie prägend die deutsch-deutsche Geschichte gegenwärtige Zeit ist. Umso wichtiger finde ich es, mich ab und an einmal mit den Ereignissen unserer Vergangenheit zu beschäftigen, sei es mit einem historischen Roman oder, wie in diesem Fall, mit einem Film.
Ich achte dabei stets darauf, dass er sich zwar um fiktive Bücher handelt, die aber durchaus Bezüge zur Vergangenheit haben, sowie glaubwürdig und gewissenhaft recherchiert wurde und ich glaube, mit diesem Film wieder einmal ein solches Erlebnis gefunden zu haben.
Ich persönlich freue mich diesem Grund durchaus auf diesen ernsthaften und anspruchsvollen Film. Gleichzeitig bin ich mir natürlich über die Tatsache bewusst, dass ich diesen Patriarchen selbst nur ganz am Rande in den Medien wahrgenommen habe. Ich bin einfach zu jung, um sein Leben in den Siebziger und Achtziger Jahren selbst mitbekommen zu haben. Umso spannender finde ich aber den heutigen Film zu seiner Person. Denn natürlich sind mir die alten Industrien und Traditionen der Zeit bekannt. Kohle und Stahl gehören eben einfach zum Ruhrgebiet dazu.
Ich persönlich glaube jedoch, dass dieser Film nicht nur für all jene von Interesse sein kann, die sich für Kohle und Stahl interessieren, sondern angesichts der aktuellen politischen Lage und angesichts des Klimawandels ebenso für all jene von Interesse ist, die jetzt für den politischen Wandel stimmen.
Kohle und Stahl gehören genauso zu unserer Historie und unserer Kultur, wie der Umweltschutz und auch, wenn wir in Zukunft möglicherweise besser darauf verzichten sollten, sind sie doch prägend für die Zeit in der wir gelebt haben. Vor allem aber waren sie prägend, für all jene, die sie geprägt haben. Die Grubenmänner ebenso wie die Industriellen, die diese Bergwerke gestärkt haben.
„Das Geheimnis der Freiheit“ zeigt Teile jener Geschichte. Jener Geschichte, die mittlerweile zwar längst vergangen, die aber auch auch Einfluss auf unsere Gegenwart und unsere Zukunft hat.