„Aenne Burda – Die Wirtschaftswunderfrau“ mit Katharina Wackernagel wird heute Abend um 20.15 Uhr im Ersten gezeigt. Mit diesem Film wird Aenne Burda, die für ihre Schnittmuster bekannt ist, geehrt. Dieser Film ist ein Zweiteiler. Die Fortsetzung (also der zweite Teil) wird am Dienstag, 12. Dezember um 20.15 Uhr ausgestrahlt. Im Anschluss folgt passenderweise eine Dokumentation zum Thema.
Neben der modischen Entwicklung seit Ende der 1940er Jahre stellt dieser Film vor allem auch die Emanzipation der Frauen dar.
Was erwartet den Zuschauer bei „Aenne Burda – Die Wirtschaftswunderfrau“?
Die Ankündigung der ARD verspricht einen gleichermaßen informativen wie unterhaltsamen Film. „Katharina Wackernagel steht als Aenne Burda im Mittelpunkt eines Zweiteilers über die Offenburger Verlegerin Aenne Burda, die ein Verlagsimperium aufbaute und das Selbstschneidern nach Schnittmusterbögen popularisierte. Farbe, Schick, den Spaß an Mode wollte Aenne Burda den Frauen der Nachkriegszeit endlich wieder zurückbringen. Die richtige Idee zur richtigen Zeit. Dass modische Kleidung mit den Burda-Schnitten für jedefrau erschwinglich wurde, gab vielen Auftrieb
und Selbstbewusstsein – und machte Aenne Burda zur erfolgreichen Geschäftsfrau und zu einer Inkarnation der deutschen Wirtschaftswundergeneration.
Offenburg, Ende der vierziger Jahre. Anna Burda ist mit dem Drucker und Verleger Franz Burda verheiratet, dessen Betrieb im Wiederaufbau schnell wieder prosperiert. Aber das wohlsituierte Leben einer Verlegersgattin genügt Anna nicht. Sie träumt davon, für die sich langsam von den Kriegswunden erholende deutsche Gesellschaft eine stilbildende Modezeitschrift ins Leben zu rufen. Franz ist dagegen, dem Patriarchen missfällt die Idee einer arbeitenden Ehefrau. Als Anna entdeckt, dass Franz mit seiner ehemaligen Sekretärin nicht nur eine langlaufende Beziehung, sondern auch eine Tochter hat, die so alt ist wie ihr jüngster Sohn, ist sie tief getroffen. Völlig außer sich ist sie, als sie erfährt, dass Franz seiner Geliebten ausgerechnet eine Modezeitschrift finanziert. Dabei war das ihre Idee! Anna stellt ihren Mann vor die Wahl: Entweder die Scheidung – oder er überschreibt ihr den Zeitschriftenverlag der Konkurrentin. Kompromisslos vertreibt Anna ihre Gegenspielerin und fängt sofort an, das Blatt nach ihren eigenen Vorstellungen umzuformen. Sie, die selbst gar nicht nähen kann, ist entschlossen, den Frauen Schnitte zur Verfügung zu stellen, die praktisch jede umsetzen kann. Daran hindert sie weder ihre Unerfahrenheit noch die plötzlich über sie hereinbrechende Schuldenlast des Verlags. Anna nimmt ihr Leben selbst in die Hand, nennt sich ab sofort Aenne, aus der Gattin wird die erfolgreiche Geschäftsfrau, ein Role model für Emanzipation, bevor die Idee weiblicher Selbstbestimmung überhaupt Thema wurde. Dennoch bleiben Aenne und Franz Burda ein Paar: Aus der bürgerlichen Ehe wird die Gemeinschaft zweier Alphatiere, die einander nichts schenken und doch immer verbunden bleiben.“ (ARD)
Doch was zeichnet Aenne Burda aus?
Meiner Meinung nach ist Aenne Burda eine der ersten emanzipierten Frauen, die um eine berufliche Gleichstellung von Frau und Mann kämpften. Zwar gab es vorher schon die Sufragetten, die sich für das Wahlrecht einsetzen. Im beruflichen, gewerbetreibenden Umfeld war dieses Aufbegehren der Frauen neu.
Regine Bielefeldt von der ARD erklärt hierzu: „Als ich vorgeschlagen habe, einen Film über Aenne Burda zu machen, kannte ich ihren Namen vor allem von den Schnittmusterpackungen meiner Mutter. Sie hatte sehr viele davon, denn sie hat gerne und sehr gut genäht. Was meine Geschwister und ich – kleine Ignoranten, die war damals waren – nicht wirklich zu schätzen wussten. Heute, da Kleidung uniform und billig ist, hätten wir ihre Werke bestimmt mit mehr Respekt behandelt.
Sich Aenne Burda zu nähern, war ein spannender Prozess. Ich habe alles über sie gelesen, was ich finden konnte, habe Menschen getroffen, die mit ihr und für sie gearbeitet haben oder sie privat kannten. Durch meine Recherchen und die Gespräche habe ich gelernt, dass Aenne Burda nicht nur erfolgreich war, weil sie eine gute Idee zur richtigen Zeit hatte, sondern weil sie diese Idee mit unbändiger Energie und Konsequenz umgesetzt hat.
Es sind so viele Geschichten über diese besondere Frau in Umlauf. So soll sie mit Telefonbüchern geschmissen haben, wenn ein Bote die Rechnungen brachte. Es wurde mir erzählt, dass sie, damals schon über 70, Menschen aus dem Aufzug gestoßen hat, weil die sich nicht an ihre Regeln gehalten haben. Aber es gibt auch die Geschichte über einen Porsche, den sie ihrer engsten Mitarbeiterin einfach so vor den Verlag gestellt hat. Und heute noch lächeln Menschen, wenn sie davon berichten, wie laut, wie mitreißend ihr Lachen gewesen ist. Sie war auf ihrem Weg an die Spitze aggressiv, laut, wild und unberechenbar. Aber auch charmant, großzügig und witzig, loyal und kreativ. Und sie war leidenschaftlich, als Frau und als Chefin. Für diese Mischung wurde sie geliebt und respektiert, von dem einen oder anderen sogar gefürchtet.
Um wirklich zu verstehen, was Aenne Burda erreicht hat, muss man sich vor Augen führen, in welcher Zeit die Anfänge ihres Verlages lagen: Frauen hatten selten ein eigenes Konto. Wenn sie arbeiten wollten, mussten sie ihre Männer um Erlaubnis bitten. Die arbeitende Frau war – vor allem in gehobenen Kreisen – die absolute Ausnahme. Doch genau zu diesen Kreisen wollte Aenne Burda schon seit frühester Jugend gehören.
Durch die Ehe mit Franz hat sie das geschafft, durch ihren eigenen Erfolg hat sie die Enge Offenburgs hinter sich gelassen und die Welt erobert! Sie hat ihre eigenen Regeln definiert und nach ihnen gelebt. Als Unternehmerin. Und als Frau. Ihre Ehe mit Franz kombinierte sie mit einer leidenschaftlichen Beziehung zu ihrem sizilianischen Liebhaber. Was die Leute über sie sagten, war ihr egal, Aenne war frei.
Eine solche Figur ehrlich und kraftvoll zu zeichnen und sie dennoch sympathisch und nahbar zu machen, ist eine Herausforderung. Aenne hatte Sehnsüchte und Wünsche, aber sie ist von ihrem Mann Franz mit all seinen Affären und Beziehungen so oft enttäuscht worden, dass sie diese weiche Seite nicht mehr zulassen konnte und wollte. Aenne Burda hat mal gesagt, dass ihr Leben weiter in den bekannten Bahnen verlaufen wäre, wenn Franz sie nicht betrogen hätte. Da stelle ich mir als Autorin in diesem Moment die Frage, ob nur Unglück kreativ macht und welch‘ ungehobene Schätze in uns schlummern, die wir alle viel zu glücklich und zufrieden sind…
Während meiner Arbeit an den Büchern habe ich eine Frau kennengelernt, die ich bewundere. Die Freiheit, die Aenne Burda gelebt hat, die Entscheidung, nicht mehr anderen gefallen oder deren Erwartungen entsprechen zu wollen, sondern stolz auf sich und das durch eigene Kraft Erreichte zu sein, dieses Selbstbewusstsein macht sie für mich zu einem Vorbild, das nichts an Aktualität verloren hat.
Ich nähe nun übrigens selbst nach Burda-Schnitten. Meine Tochter weigert sich, die Sachen anzuziehen. Vielleicht ändert sich das ja noch, wenn sie die Filme gesehen hat und dann weiß, was für eine Frau Aenne Burda war. “
Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Recherche spannend war, glaube jedoch auch, dass diese intensive Auseinandersetzung mit dem Leben der Aenne Burda zu einer hohen Authentizität beigetragen hat.
Erwartungen an den Film „Aenne Burda – Die Wirtschaftswunderfrau“
An diesem Film kann man eigentlich nur hohe Erwartungen haben, auch wenn ich „Aenne Burda – Die Wirtschaftswunderfrau“ als Film noch nicht kenne, habe ich über die Verlegerin der ersten Schnittmuster für Frauen viel Gutes gehört und freue mich darauf, den Film zu schauen.
No Responses