„Bittersüße Zitronen“ von Luca Ventura ist der zweite Teil der Enrico-Rizzi-Reihe und abermals ein Capri-Krimi.
Das versprach das gewohnte mediterrane Flair und gleichzeitig die Fortsetzung einer Reihe, deren erster Teil mir mit seinen überraschenden Wendungen ausgesprochen gut gefallen hat. Gleichzeitig wusste ich vom ersten Teil, dass Luca Ventura gerne ungewöhnliche Themen aufgreift.
„Bittersüße Zitronen“ versprach ebenfalls ein ungewöhnliches Thema. Tatsächlich sollte es um „Crowdfarming“ und Limoncello gehen. Die Familie der Toten ist schließlich seit Jahren für ihre Zitronen bekannt.
„Bittersüße Zitronen“ von Luca Ventura: Der Fall
In diesem Kriminalroman geht es aber nicht – wie im ersten Teil – um einen Toten in einem Boot, sondern um eine Tote in einer Ape, einem kleinen Lastfahrzeug, das mit einem Mofa-Führerschein gefahren werden darf. Auf den ersten Blick scheint es ein normaler Verkehrsunfall zu sein.
Wäre Enrico nicht selbst als erstes am Unfallort gewesen, hätte die Tote ihm nicht in ihren letzten Worten vermittelt, dass es sich hierbei nicht um einen Unfall handelt, dann wäre es wohl nicht so eindeutig gewesen.
Aber tatsächlich hatte ihn die Ape mit seiner Bekannten darin noch kurz vorher überholt. Sie hatte wild gehupt und ist dann mit viel zu hoher Geschwindigkeit an ihm vorbeigefahren. Kurz darauf hat Enrico auch schon einen Verdacht: Könnte es sein, dass die Bremsen manipuliert wurden?
Unmöglich, glaubt sein Vorgesetzter, doch als die Spurensicherung den Verdacht schließlich bestätigt, steht für Enrico fest, dass er und seine Kollegin Antonia Cirillo selbst ermitteln. Er kannte die Tote schließlich.
„Bittersüße Zitronen“ von Luca Ventura: vom Limoncello zum Crowdfarming
Dass die Familie der Toten für ihre Zitronen und ihren Limoncello bekannt ist, weiß Rizzi schon seit vielen Jahren. Es ist im Ort allgemein bekannt, ebenso wie die Familie selbst. Auf den ersten Blick wirkt alles idyllisch.
Als Enrico Rizzi und Antonia Cirillo jedoch beginnen ein bisschen an der Oberfläche zu kratzen und tiefer zu recherchieren, fällt auf, dass auch in dieser Traditionsfirma bei Licht betrachtet, nicht alles so ist, wie es scheint.
Auffällig ist hierbei, dass der Krimi selbst eine Wandung vollzieht, vom klassischen Krimi, mit einer Leiche und den entsprechenden Ermittlungen, hin zu einem Wirtschaftskrimi. Das ganze dürfte sich also eigentlich als eine Mischform darstellen.
Trotzdem macht es der Autor dem Leser oder Hörer dieser Geschichte leicht, den Überblick zu behalten und sich durch diesen Krimi gut unterhalten zu fühlen. Trotz dieses Wandels im Krimi, nimmt die Spannung zu keiner Zeit ab.
Vielmehr hat man den Eindruck, dass sie ansteigend ist, irgendwann kurz vor Ende ihren Höhepunkt erreicht und dann zu einer überraschenden Auflösung führt, mit der man so zu Beginn ganz sicher nicht rechnen konnte. Luca Ventura gelingt es also abermals, ein überraschendes Thema mit einem spannenden Fall zu verknüpfen.
Mediteranes Flair und Lebensgefühl
Neben dem Spannungseffekt in diesem Krimi entsteht durch die Art und Weise, wie Luca Ventura diesen Krimi erzählt auch noch ein mediterranes Lebensgefühl. Schon durch solche Kleinigkeiten wie die Ape, die immerhin eine Ape ist und kein kleiner Lastwagen, entsteht das Gefühl, sich selbst mitten auf der Insel zu bewegen.
Persönlich finde ich es schwierig, nicht sofort an einen Urlaub zu denken. Viel eher müsste man wohl sagen, auf den ersten Blick ist „Bittersüße Zitronen“ definitiv ein Krimi, den man auch im Urlaub auf Capri lesen könnte oder im Fall des Hörbuchs natürlich hören.
Das mediterrane Flair ergibt sich aber auch durch die Geschichte, denn Enrico Rizzi und Antonia Cirillo bewegen sich durch eine authentische Darstellung der Insel Capri. Auch das hat natürlich Folgen für die Atmosphäre.
Atmosphäre durch Sprachgefühl
Die atmosphärische Dichte wird auch noch einmal durch das Sprachgefühl verstärkt, welches der Autor in diesem Krimi verwendet. Ergibt nicht nur jeder einzelnen Figur eine ganz eigene und individuelle Stimme, er legt auch noch Wert darauf, dass einige Wörter Italienisch sind und somit das typische italienische Flair, welches ja schon im Spielort selbst begründet ist, verstärkt wird.
Der Autor Luca Ventura spielt also mit Sprache und verstärkt somit nicht nur bestimmte Stimmungen, sondern auch die Atmosphäre des Buches selbst. Zwar kann ich sagen, dass mir dieses Buch nicht ganz so gut gefallen hat, wie der erste Teil, es aber dennoch keinesfalls schlecht war.
Warum mir „Bittersüße Zitronen“ von Luca Ventura nicht ganz so gut gefallen hat, wie das vorangegangene „Mitten im August“ liegt vermutlich in der Tatsache begründet, dass mir das Thema der Meeresverschmutzung ein wenig aktueller und brisanter erscheint, als das Thema Crowdfarming.
Das ist aber sicherlich reine Geschmackssache. Denn natürlich bietet auch das Thema des Crowdfarmings in gewisser Weise seinen Reiz. Vielleicht hätte man aus diesem Thema aber noch ein wenig mehr machen können, als es im Rahmen dieses Krimis gemacht wurde.
Über den Autor Luca Ventura
„Luca Ventura ist ein Pseudonym. Der Autor lebt am Golf von Neapel, wo er derzeit einen weiteren Fall der Capri-Serie um den Inselpolizisten Enrico Rizzi und dessen norditalienische Kollegin Antonia Cirillo schreibt.“(Diogenes Verlag)
Über den Sprecher Johannes Klaußner
Johannes Klausner ist ein deutscher Schauspieler, bekannt aus Filmen wie „Mordkommission Istanbul – Im Zeichen des Taurus“, „Marie Brand und der schöne Schein“ oder „Kommissar Dupin – Bretonisches Vermächtnis“. Auch als Hörbuchsprecher hat sich der gebürtige Hamburger mittlerweile einen Namen gemacht.
Da ich ihn auch schon beim ersten Hörbuch der Reihe um Enrico Rizzi als Sprecher erlebt habe, fand ich ihn auch dieses Mal wieder sehr angenehm.
Er liest die Geschichte eher ruhig, nicht aber monoton. Das macht es mir als Zuhörerin leicht, mich auf die Geschichte zu konzentrieren. Der Spannungsgehalt, den die Geschichte selbst mitbringen, wird durch diese Lesart noch einmal betont.
Fazit zu „Bittersüße Zitronen“ von Luca Ventura
„Bittersüße Zitronen“ von Luca Ventura bietet auf jeden Fall eine ganze Menge gute Unterhaltung. Es ist genau die richtige Mischung aus Leichtigkeit und Tiefgang. Klingt vielleicht auf den ersten Blick ein wenig merkwürdig für Euch, aber tatsächlich Luca Ventura in diesem Kriminalroman alles, was ich mir von einem Krimi verspreche.
Trotzdem gefiel mir persönlich der erste Teil dieser Reihe noch eine Spur besser. Die Ursachen hierfür habe ich Euch weiter oben bereits dargelegt, glaube aber, dass die Reihe als Ganzes sehr stark ist so freue ich mich schon jetzt darauf, einen weiteren Teil dieser Reihe zu hören. Natürlich hoffe ich auf eine Fortsetzung im nächsten Jahr.
Bittersüße Zitronen
"Bittersüße Zitronen“ von Luca Ventura ist der zweite Teil der Enrico-Rizzi-Reihe und abermals ein Capri-Krimi.
URL: https://www.diogenes.ch/leser/titel/luca-ventura/bittersuesse-zitronen-gesprochen-von-johannes-klaussner-9783257694109.html
Autor: Marie Lanfermann
URL: https://www.diogenes.ch/leser/titel/luca-ventura/bittersuesse-zitronen-9783257300826.html
Autor: Luca Ventura
ISBN: 978-3-257-30082-6
Veröffentlichungsdatum: 2021-03-24
Format: https://schema.org/Paperback
URL: https://www.diogenes.ch/leser/titel/luca-ventura/bittersuesse-zitronen-gesprochen-von-johannes-klaussner-9783257804287.html
Autor: Luca Ventura; Johannes Klaußner
ISBN: 978-3-257-80428-7
Veröffentlichungsdatum: 2021-03-24
Format: https://schema.org/AudioBook
4.5
Vorteile
- Gewohntes mediterranes Flair
- Überraschende Wendungen
- Unkonventionelle Themen (Crowdfarming, Limoncello)
- Spannender Fall mit unerwarteter Auflösung
- Leicht zu verfolgende Handlung trotz Genrewechsel
- Schafft mediterranes Lebensgefühl
- Authentische Darstellung von Capri
- Atmosphärische Dichte durch Sprachgefühl
- Individuelle Charakterstimmen
- Wertvolle Verstärkung der Stimmungen und Atmosphäre durch Sprachspiel
Nachteile
- Thema Crowdfarming möglicherweise weniger aktuell und brisant
- Potenziell ungenutztes Potenzial des Crowdfarmings im Rahmen des Krimis