Mit dem Agententhriller „Wendezeit“ zeigt DasErste im FilmMittwoch im Ersten heute um 20.15 Uhr einen Themenabend zum Mauerfall. Dieser Agententhriller betrachtet dabei die Ereignisse, die zum Fall der Mauer führten, aus einer gänzlich anderen und für den Zuschauer neuen Perspektive: Einen Agententhriller über den Zusammenbruch der DDR aus Sicht einer ostdeutschen Agentin hat es bislang nicht gegeben.
Im Interview mit dasErste erzählt Regisseur Sven Bohse: „Es hat mich interessiert, den Mauerfall und seine Auswirkungen aus der Perspektive einer ostdeutschen Spionin zu erzählen, deren Existenz durch die politischen Umwälzungen ins Wanken gerät. Die Geschichte ist eine
gelungene Mischung aus Drama und Agententhriller und war inszenatorisch wie gestalterisch eine reizvolle Aufgabe.“
Ich selbst freue mich schon auf diese Darstellung der Geschehnisse, welche die Ereignisse der deutsch-deutschen Vergangenheit in ein anderes, multidimensionales Licht rücken. Eine reale historische Geschichte lässt sich immer von mehr als nur einer Seite betrachten und bietet dabei auch der fiktiven Aufbereitung einen großen Interpretationsspielraum. Diesen nutzt auch das Filmteam für den Agententhriller der heute Abend gezeigt wird.
Worum geht es im FilmMittwoch im Ersten Themenabend-Film „Wendezeit“?
Wendezeit. 1989. Doppelagentin Saskia Starke gerät in einen emotionalen Ausnahmezustand, als sich das Ende der DDR ankündigt. Sie lebt als Agentin der Stasi in West-Berlin, ist mit einem Amerikaner verheiratet, hat mit ihm zwei Kinder und arbeitet offiziell in der amerikanischen Botschaft.
Inoffiziell heißt das, sie arbeitet für die CIA. Der Stasi ist es also gelungen, eine Agentin direkt beim Klassenfeind zu positionieren. Aber dann passiert etwas, womit vor Monaten noch niemand gerechnet hat: Die DDR ist im Begriff, sich aufzulösen. Dieser Umbruch lässt Saskias Leben implodieren, das von Anfang an auf einer Lüge gegründet war.
Als Tochter eines hohen Stasi-Offiziers scheint die Karriere von Tatjana Leschke als Top-Stasi-Agentin vorgezeichnet. Sie bekommt eine hervorragende Ausbildung und übernimmt die Identität einer jungen Frau aus dem Westen namens Saskia Kinzel. Dann wird sie mit dem einflussreichen deutschamerikanischen Wissenschaftler Richard Starke zusammengebracht. Ihr Auftrag: über ihn in der amerikanischen Botschaft Fuß zu fassen und so Zugang zur CIA zu bekommen. All dies gelingt Saskia.
Doch dann passiert etwas, mit dem ihre Offiziere und auch sie selbst nicht gerechnet haben: Sie verliebt sich wirklich in ihren Mann. Die gemeinsamen Kinder sind das Wichtigste in ihrem Leben. Saskia glaubt zwar noch an die Ideale des Sozialismus, bringt sie aber zunehmend weniger in Einklang mit den erstarrten Verhältnissen in der DDR. Sie ist gefangen zwischen den beiden Systemen und hat im Laufe der Zeit eine Balance gefunden, irgendwie damit zu leben.
Doch die Wende lässt dieses sorgsam austarierte Gleichgewicht zerbrechen. Ab jetzt hat Saskia nur ein Ziel: ihr Leben und ihre Familie zu retten. Die CIA hat schon länger den Verdacht, es gäbe einen Maulwurf in ihrer Abteilung, und schickt den kalten Krieger Jeremy Redman nach West-Berlin, der Saskia gefährlich nahekommt. Auf der DDR-Seite versuchen einige Agenten der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA), die Seite zu wechseln.
Saskia weiß nicht, ob sie durch einen solchen Überläufer vielleicht enttarnt wird. Als die Mauer schließlich fällt, scheint es nur noch eine Frage von Wochen oder gar Tagen zu sein, bis Saskia auffliegt. Die Agentendatei der HVA, in dem sämtlichen Klarnamen der Stasi-Agenten verzeichnet sind, heute bekannt als sogenannte Rosenholz-Dateien, könnte in die Hände der CIA fallen. Saskia riskiert alles, um die Akten mit den Buchstaben ihres Deck- und Klarnamens verschwinden zu lassen und so für immer ihre wahre Identität zu verschleiern.
Die Rolle einer Doppelagentin: Petra Schmidt-Schaller zur Rolle der Saskia
Natürlich fragt man sich als Zuschauer, wie es wohl für die Schauspieler ist, in die entsprechende Rolle zu schlüpfen. Insbesondere bei den Rollen, die Petra Schmidt-Schaller verkörpert, ist die Frage mit einer besonderen Brisanz verbunden, schließlich spielt sie eine Doppelrolle.
„Als Doppelagentin der CIA und dem ‚Ministerium für Staatssicherheit‘ (MfS) lebt Saskia zwischen zwei Wertesystemen, dem Kapitalismus und dem Sozialismus, über Jahrzehnte hinweg relativ stabil. Spannend ist, dass sie durch die enormen politischen Veränderungen 1989 dazu gezwungen wird, sich mit der gelebten Realität der Systeme auseinanderzusetzen. Weder das eine noch das andere kommt da besser oder schlechter weg. Nun wird sie auf sich selbst und ihre sie wirklich betreffenden Werte zurückgeworfen: sich und ihre Familie.
In allererster Linie merkt sie, dass sie durch ihren ursprünglichen Auftrag, geheime Informationen aus dem Westen, genauer gesagt der CIA, in den Osten zu liefern, nicht nur innerlich zerrissen ist, sondern jetzt auch um ihr Leben kämpfen muss. Beide Seiten sind kurz davor, sie zu entlarven, und zusätzlich fängt ihr Ehemann an, ihr auch nicht mehr zu vertrauen.
Ich mochte es zu sehen, wie Saskia, die in ihrer Jugend fast ‚abgerichtet‘ wurde, für die Durchsetzung und den Schutz einer höheren Idee zu funktionieren, zwischen elementaren inneren Kräften agiert. Und sie dabei zu begleiten, wie sie sich entscheiden wird: für eine größere Sache zu kämpfen oder für ihr eigenes Leben?“, erzählt Petra Schmidt-Schaller über ihr Dreherlebnis und ihre Rolle Saskia.
Der Gegenspieler
Wie in jedem guten Agententhriller gibt es natürlich auch in „Wendezeit“ einen Gegenspieler. Jeremy Redman ist ein typischer Mitarbeiter der Spionageabwehr, wie wir ihn aus anderen Filmen bereits kennen. Intelligent, immer wachsam, einer der jeden verdächtigt, sogar seine eigenen Freunde – einfach, weil das sein Beruf ist. Höchstwahrscheinlich ist er zu allem bereit, um die Schuldigen am Ende zur Strecke zu bringen, auch wenn es Menschenleben kostet“, sagt Ulrich Thomsen über seine Rolle Jeremy Redman.
Der Mann zwischen den Stühlen
Richard Starke ist Saskias Ehemann, der selbst Opfer einer Spionage ist und keinen Verdacht hegt. Die Machenschaften seiner Frau sind ihm fremd. „Richard arbeitet als Professor und ist ein kluger und feinfühliger Mann, der voller Zufriedenheit auf seine Lehrtätigkeit und seine Familie blickt.
Er verkörpert den privaten Teil der Geschichte und ist innerhalb dieses Agentenmilieus sicherlich die ‚normalste‘ Figur. Als die Lüge, dieser lebenslange Betrug, nach und nach ans Licht kommt, bedroht sie seine Familie und alles, was er als sicher angenommen hat, gerät ins Wanken… Ich mag Richard, weil er aufrichtig und trotz seiner Intelligenz auf eineberührende Weise naiv ist und Menschen Vertrauen entgegenbringt“, so Harald Schrott über seine Rolle als Richard.
Erwartungen an den Film „Wendezeit“
Angesichts der Tatsache, dass der Zerfall der DDR und die Abschaffung der Mauer viele Menschen mit vielen Emotionen viele und für viele auch den Verlust der Heimat bedeutete, erwarte ich mit „Wendezeit“ einen Film, der gleichermaßen Spannung, wie auch mit Emotionalität überzeugen.
Die Mischung aus Agententhriller und Drama passt meiner Meinung nach schon ganz gut. Der Regisseur Sven Bohse selbst hat gegenüber dasErste von den vielen Emotionen, die mit „Wendezeit“ verbunden gesprochen.
Er sagte: „Natürlich habe ich selbst noch die Bilder von feiernden, glücklichen Menschen am Abend des 9. Novembers im Kopf. Und selbst wenn ich damals noch recht jung war, kann ich mich erinnern, wie sehr mich die unglaubliche Dimension der Ereignisse auch emotional berührt hat.
Mir blieb der Mauerfall als kollektives Glücksgefühl im Gedächtnis. Umso interessanter fand ich es, dass bei ‚Wendezeit‘ weniger die Freude und die Hoffnung auf Freiheit und mehr Demokratie im Mittelpunkt stehen, sondern die Angst, alles zu verlieren.
Mit den Figuren werden die unterschiedlichen Wahrnehmungen der friedlichen Revolution und ihrer Folgen erzählt. Statt Glücksgefühl herrschte in bestimmten Kreisen eine kollektive Angst vor der Zukunft, begleitet von der Frage, welchen Preis man bezahlt hat, um das DDR-Regime zu erhalten.“
Da ich selbst erst 1989 geboren wurde, habe ich selbst keine bewusste Erinnerung an die Zeit, in der es die Mauer noch gab. In der Schule und dann das Thema natürlich behandelt, dennoch weiß ich nur aus den Medien, wie emotional diese Ereignisse tatsächlich gewesen mussten. Aus dem Grunde finde ich es auch wichtig, mal eine neue Perspektive dieses Ereignisses durch besagten Film zu erhalten.
Da ich weiß, dass sich die Ereignisse mittlerweile alle mehr oder weniger gewandt haben kann ich „Wendezeit“ heute Abend in aller Ruhe schauen und finde es auch wichtig, dass es im Anschluss an diesen Film auch eine Diskussion mit Sandra Maischberger gibt, da wir auf diese Weise gleich noch einmal weitere Blickwinkel auf die Ereignisse erhalten. Mir persönlich gefällt die Idee einen Film wie diesen pünktlich zum 30-jährigen Jubiläum des Mauerfalls zu zeigen, da der Mauerfall zur deutsch-deutschen Geschichte dazu gehört und auch nicht verborgen bleiben darf.
Angesichts des demographischen Wandels und der Entwicklungen im Städtebau, muss man befürchten, dass die Vergangenheit immer mehr in Vergessenheit gerät und das obwohl wir doch versuchen, immer mal wieder ein gewisser Andenken oder Gedenken zu bewahren und das ohne dabei in der Vergangenheit zu leben. Der Film heute Abend wird sicherlich beeindrucken, da er die Gelegenheit gibt, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen, ohne dabei Gefahr zu laufen, die Vergangenheit zu beschönigen.