„Mein Freund das Ekel“ wird heute Abend um 20.15 Uhr im ZDF gezeigt. Die Komödie rund um Dieter Hallervorden verspricht großen Spaß vor ernsten Themen, wie Wohnungs- und Geldknappheit, sowie krankheitsbedingter Hilfsbedürftigkeit. Somit ist der Themenkomplex nicht nur hochbrisant, sondern auch überaus aktuell. Es geht de facto um den demografischen Wandel und die Wohnungsnot in Deutschland. Auch das Thema Bildung wird thematisiert.
Über „Mein Freund das Ekel“
Das ZDF verrät vorab über den Inhalt: „Olaf Hintz, Lehrer im Ruhestand, ist ein rollstuhlfahrendes Ekel und ein Misanthrop. Er tyrannisiert jeden – vor allem seine Schwester Elfie. Sie lebt seit dem Tod von Hintz‘ Ehefrau mit ihm in einer 120-Quadratmeter-Wohnung zusammen und kümmert sich um ihn – bis ihr der Kragen platzt und sie auf eine sechsmonatige Kreuzfahrt flieht. Da Hintz versorgt werden muss, hat Elfie mittels einer Online-Plattform für Ersatz gesorgt.
So zieht Hintz‘ fleischgewordener Albtraum ein: die alleinerziehende, mittellose Trixie samt ihrer drei Sprösslinge Murat, Afia und Sean. Da Trixie zum Überleben mit mehreren Jobs jonglieren muss, überlässt sie Hintz‘ Versorgung ihren Kids, denen der reaktionäre Senior sogleich den Krieg erklärt. Als Hintz Murat beim Klauen erwischt, setzt er alle direkt wieder vor die Tür.
Doch in dem pensionierten Lehrer keimt eine Idee auf: Er würde von einer Anzeige gegen Murat absehen und alle wieder einziehen lassen, wenn Murat ab sofort das Schuleschwänzen lässt und unter seiner Aufsicht büffelt. Dabei findet „das Ekel“ nicht nur heraus, dass der Junge musikalisch hoch talentiert ist, sondern auch, warum Trixie so schlecht bezahlte Jobs hat: Sie kann nicht lesen und schreiben. Jetzt ist der alte Pauker in Hintz endgültig wiedererweckt. Doch mit Unterricht allein sind sowohl die Probleme von Trixie, als auch die von Hintz nicht zu lösen.“
Über die Handlung
Diese Komödie scheint in den ersten Minuten deutlich überzeichnet zu sein. So zum Beispiel heißt die Hauptdarstellerin nicht nur Trixie, sie ist im Leben auch sehr trickreich, wie sie mehrfach zeigen wird. Warum Hallervorden für diese Rolle in einem Rollstuhl sitzen muss, erschließt sich mir nicht, zumindest, ohne den Film „Mein Freund das Ekel“ gesehen zu haben. Es gibt viele alte Menschen, die auch ohne einen solchen hilfebedürftig sind. Mehr möchte ich zu diesem Thema „Rollstuhl“ nicht schreiben.
Aber dann entwickelt sich die Komödie wirklich, denn die einzelnen Figuren lernen einander kennen, erkennen ihre gegenseitige Abhängigkeit und dass sie einander gegenseitig helfen können. Ein Plädoyer für mehr Miteinander und Verständnis untereinander. Ein Plädoyer aber auch für ein Mehrgenerationenwohnen.
Interviews
Dieter Hallervorden wurde zu „Mein Freund das Ekel“ vom ZDF befragt
Wie war es für Sie, im Rollstuhl zu sitzen?
Jeder weiß, dass man von einem bestimmten Alter an nicht von Tag zu Tag gesünder wird. Aber man kann ja glücklicherweise selbst aktiv daran arbeiten, den „Verschleiß“ in Grenzen zu halten. Ich mache von dieser Möglichkeit reichlich Gebrauch und hoffe daher, dass mir der Rollstuhl noch lange erspart bleibt. Meine optimistische Lebenseinstellung hilft mir dabei. Zu Anfang hatte ich die Befürchtung, dass mich der Rollstuhl und die damit verbundene körperliche Abhängigkeit von dem Fortbewegungsmittel in meinen schauspielerischen Möglichkeiten stark eingrenzen könnten. Dem war aber nicht so. Im Gegenteil: Ich fand zu ganz neuen Facetten, die Rolle eines Behinderten mit Leben und Selbstbewusstsein zu erfüllen.
Ist eine „Generationen-WG“ vielleicht ein Modell der Zukunft?
Eine Generationen-WG war in früheren Zeiten eine absolute Selbstverständlichkeit. Man überließ weder ältere noch jüngere Schutzbedürftige ihrem Schicksal. Die Gemeinschaft stand zusammen. Es war den Menschen damals bewusst: Man kann ein einzelnes Streichholz ganz leicht zerbrechen – ein ganzes Bündel von Streichhölzern zusammen aber nicht!
Alwara Höfels im ZDF-Interview
Beschreiben Sie Trixie in drei Worten:
lebensbejahend, realistisch, stark.
Was halten Sie von dem Wohnungsmodell „Wohnen für Hilfe“?
Es gibt immer weniger bezahlbaren Wohnraum in den Großstädten, die Gentrifizierung ist mittlerweile leider Teil unserer gesellschaftlichen Realität. Somit sind Modelle wie „Wohnen für Hilfe“ aus der Notwendigkeit geboren. Die Politik ist nun mehr denn je gefragt, der fortschreitenden Gentrifizierung Einhalt zu gebieten und bezahlbaren Wohnraum für alle zu schaffen und zu gewährleisten.
Trixie ist Analphabetin, schlägt sich trotzdem irgendwie durch. Können Sie es sich erklären, wie es passieren kann, dass es noch heute Leute gibt, die nicht lesen können?
In Deutschland gelten etwa 7,5 Millionen Erwachsene als sogenannte funktionale Analphabeten. Funktionaler Analphabetismus hat nichts mit mangelnder Intelligenz zu tun. Er entsteht vielmehr durch ein Zusammenspiel von individuellen Faktoren – zum Beispiel in der Familie, der Schule oder der Gesellschaft. Analphabetismus entsteht oft durch ungünstige Lebensumstände, zum Beispiel häufige Umzüge in der Grundschulzeit oder psychische und familiäre Probleme. Manchmal ist Überleben einfach wichtiger als Lernen. Die Betroffenen haben nicht selten enorme Fähigkeiten entwickelt, um ihre Schwäche zu verbergen und besitzen besondere Stärken im alltäglichen Leben.
Wie war die Arbeit mit Dieter Hallervorden und den drei Kindern?
Es war eine schöne und konstruktive Zusammenarbeit. Wir hatten viel Spaß.
Können Sie die Geduld, die Trixie Olaf Hintz entgegenbringt, nachvollziehen?
Trixie hat ein großes Herz, da hat auch ein widersprüchlicher Charakter wie Olaf Hintz seinen Platz. Zudem befindet sie sich mit ihren Kindern in einer schwierigen Lebenssituation, somit ist sie gezwungen, die Beziehung mit Olaf Hintz so gut es geht zu meistern.
Meine Erwartungen zu „Mein Freund das Ekel“
Aufgrund der Beteilung von Alwara Höfels und Dieter Hallervorden freue ich mich auf einen starken Film voller Situationskomik. Alwara Hövels kennen wir aus „Keiner schiebt uns weg“ und aus dem Tatort Dresden.
Dieter Hallervorden ist natürlich einer der bekanntesten Schauspieler. Lange Zeit war er nur als Komiker im deutschen Fernsehen bekannt, nach seinen Auftritten in „Abramakabra“ und „Nonstop Nonsens“ hatte er nur noch wenige Filme im komischen Bereich gedreht. Nach einer längeren Pause kam sein Comeback als profilierter Charakterdarsteller.
Vor allem Filme wie „Honig im Kopf“ und „Sein letztes Rennen“ sind sicher vielen im Gedächtnis geblieben. Allein diese Besetzung verspricht neben guter Unterhaltung und einer Menge Humor auch tiefgründige Dialoge mit gesellschaftskritischen Themen und Aktualitätsbezug. Gleichwohl dürfte bei aller Schärfe der Thematik der Spaß keinesfalls zu kurz kommen.
Es verspricht also ein großartiger Abend zu werden. Einschalten lohnt sich garantiert. Wer es heute nicht nicht schafft, hat immerhin noch die Möglichkeit, in der Mediathek des ZDFs „Mein Freund das Ekel“ nachträglich zu schauen.