Das 1. Fußball-Film-Festival im Revier ist gestern erfolgreich gestartet. Die gestrige Auftakt-Veranstaltung im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund war ausverkauft und bis auf den letzten Platz gefüllt. Das Interesse an dem Dokumentarfilm „Being Mario Götze“ von Aljoscha Pause war ungebrochen, obwohl der BVB-Star seine Teilnahme an der Veranstaltung kurzfristig absagen musste. Mario Götze wolle sich ganz und gar auf das Training konzentrieren und könne deshalb an der Veranstaltung leider nicht teilnehmen, teilte der Direktor des Deutschen Fußballmuseums mit. Schade, wo der Film doch ein sehr persönliches, authentisches und einmaliges Portrait war.
Der Mensch im Fußballstar
Aljoscha Pause ist dabei auf bemerkenswerte Art etwas gelungen, das man sonst in den allgemeinen Medien höchst selten findet. Er hat den Menschen hinter dem Star oder besser gesagt den Menschen im Star porträtiert. Denn eines ist ganz deutlich geworden, auch Mario Götze es nur ein Mensch. Seine Karriere wie auch sein Leben durchläuft ähnliche Höhen und Tiefen wie das eines ganz normalen Menschen.
Betrachtet man all die Facetten, die die gestrige Dokumentation gezeigt hat, so muss man sich doch fragen: Wie viel von dem, was in den Medien steht, entspricht tatsächlich der Realität? Oftmals wird nämlich bei einem Menschen genau durch eine durch eine Erwartungshaltung, die man diesem Menschen entgegenbringt, Stress verursacht.
Natürlich gibt es Höhen und Tiefen, aber die gibt es bei einem nicht prominenten Menschen doch ebenfalls. Im Vergleich zu einem Prominenten haben die nicht prominenten Menschen aber die Möglichkeit, sich zurückzuziehen. Einmal unerkannt irgendwo zu sein, ist aber für Mario Götze nahezu unmöglich. Dennoch ist es ihm gelungen, nach außen hin eine Fassade aufzubauen, die auch sehr gut zu funktionieren scheint.
Betrachtet man hingegen das, was Weggefährten im Rahmen der Dokumentation über Mario Götze erzählt haben, so wird schnell deutlich, dass hinter der kernigen Fassade eben doch nur ein Mensch steckt. Ein Mensch, der eben nicht emotionslos ist, sondern vielleicht eher sensibel auf Veränderungen reagiert, ebenso wie auch auf Äußerungen in der Presse und anderen Medien.
Einflüsse von außen und ein stabiles Umfeld
Wer sich die Dokumentation nicht nur angesehen hat, sondern auch den einzelnen Erinnerungen und Beurteilungen der einzelnen Szenen innerhalb dieses Films gelauscht hat, der wird erkannt haben, dass sich ein Fußballstar wie Mario Götze innerhalb kürzester Zeit in das Olymp des Fußball Himmels geschossen hat. Er gehört nämlich so wie Rahn, Müller und Brehme, zu einer besonderen Elite, nämlich zu jener kleinen Gruppe, die ihre Nationalmannschaft zur Weltmeisterschaft geschossen haben. Dass dieses Fluch und Segen in einem ist, hängt wieder mit den Erwartungshaltungen zusammen, die dann von außen auf einen einprasseln. Schließlich gibt es nicht viel, was größer ist als dieses eine Tor. Im Gegenteil, es ist ein Erfolg der die Messlatte so hoch hängt, dass man sie nie wieder erreichen kann, es sei denn man wiederhole das Grundstück bei der darauf folgenden WM. Dass dies nicht geklappt hat, haben wir alle gesehen Götze war bei dieser WM gar nicht dabei. Wir haben aber ebenso gesehen, dass auch andere Spieler bei dieser WM nicht ihre gewohnte Leistung gebracht haben.
Da wir alle Menschen sind, neigen wir dazu, nicht permanent die gleiche Leistung bringen zu können. Selbst wenn wir uns noch so sehr ins Zeug legen, wäre dies auch unmöglich. Dennoch ist gerade in den Zeiten, in denen es mal nicht so gut läuft, wichtig, ein stabiles Umfeld zu haben, das einen dann schützt, stärkt und einem den Rücken freihält. Mario Götze scheint ein solches stabiles Umfeld zu haben, da auch sein Vater, sein Bruder und seine Ehefrau im Rahmen dieser Dokumentation zu Wort kamen.
Interessant waren sicherlich auch die Kommentare von Matthias Sammer und Jürgen Klopp. Ebenso wie das, was sein Jugendtrainer erklärte. Jeder Einzelne dieser Weggefährten dürfte Mario Götze geprägt haben und ihn zu dem geformt haben, was er heute ist: ein Spieler an den hohen Erwartungen gerichtet werden.
Hat sich diese Dokumentation also gelohnt?
Diese Frage kann ich mit einem klaren Ja beantworten, denn diese Dokumentation hat sich sicherlich nicht nur für den Zuschauer gelohnt, der Mario Götze aus einer völlig neuen Perspektive kennenlernt, sondern auch für Mario Götze, der hier eine ganze Menge zu reflektieren schien. Mir persönlich gefiel diese Art, wie er verschiedene Szenen rückblickend beurteilte. Diesen Film würde ich mir durchaus auch noch ein zweites Mal ansehen, da ich glaube, dass man von dieser Dokumentation eine Menge lernen konnte.
Wer sich diese Dokumentation zu Herzen nimmt, überdenkt womöglich seinen eigenen Medienkonsum und glaubt nicht alles, was er liest. Darüber hinaus sind Zeiten, in denen trainiert wird, ebenso wichtig, wie jene in denen man sich und seinen Körper regeneriert. Auch diese sind nicht ganz unwichtig ebenso wie die Tatsache, dass man bei sich selbst bleiben sollte und sich nicht unnötig verstellt. Im Übrigen auch nicht in Social Media.
Wer nun neugierig geworden ist, kann den Film ab dem 18. Oktober im Kino schauen oder ihn später auf DVD kaufen.