Mit „Zerbrochen – Ein Fall für Dr. Abel“ zeigt Sat1 den dritten Fall von Dr. Abel. In der vergangenen Woche wurde er bereits der zweite Teil gezeigt und ich muss sagen, dass ich in der eindrucksvoll fand. Schon in diesem zweiten Teil wurden die Hinweise auf den dritten gelegt und so ist es kaum verwunderlich, dass der dritte Teil dort anfängt, wo der zweite endete.
Ein turbulentes Privatleben
Dr. Fred Abel erhält eine Nachricht seiner Kinder, die er bislang gar nicht kannte. Die 17-jährigen Zwillinge stammen aus einer vorangegangenen Beziehung, die Abel selbst nie vergessen hat. Mit der Erkenntnis, dass er Vater ist, wird er auch von einem Unbekannten k.o. geschlagen und das gleich mehrfach. Bei seinem Zusammenbruch diagnostiziert er selbst noch eben einen Schädel-Basis-Bruch und gibt seiner Schwester, die über den Tod ihrer gemeinsamen Mutter trauert, sehr konkrete Anweisungen, wie sie den Notarzt anweisen soll.
Tatsächlich bewahrheitet sich dieser Schädel-Basis-Bruch und so erlebt der Zuschauer einen Zeitsprung von etwa acht Monaten. Diese acht Monate braucht Fred nämlich, um sich von der schwerwiegenden Verletzung zu erholen. In dieser Zeit ist er arbeitsunfähig und tatsächlich befürchten seinen Kollegen schon, er müsste den Dienst quittieren.
Doch Abel wäre nicht Abel, würde er sich nicht ins Leben zurück kämpfen und, nahezu vollständig wiederhergestellt, auch seinen Dienst wieder aufnehmen. Kaum zurück im Dienst überschlagen sich die Ereignisse. Denn an dem Tag, an dem er den Dienst wieder aufnimmt, kommen auch seine Zwillinge endlich zu Besuch. Abgeholt werden sie allerdings nicht von Abel selbst, der viel zu sehr in den neuen Fall eingebunden ist, sondern von seiner Lebensgefährtin Lisa, die es nicht fassen kann, dass bei Fred mal wieder die Arbeit an erster Stelle steht.
Anika Kuhl erzählt über ihre Rolle als Lisa Suttner: „Lisa hat in ihrem Leben viel erreicht. Sie hat sich lange Zeit sehr auf ihre Karriere konzentriert und dem Wunsch nach Kindern keinen Raum gegeben. Und jetzt ist es fast zu spät, sich diesen plötzlich sehr dominanten Wunsch noch zu erfüllen. Dass sie nun erfahren muss, dass Fred zwei Kinder hat, macht es sicher nicht leichter für sie.“
Der Fall um den Darkroom-Killer
Beim Fall handelt es sich eigentlich um etwas, das in jeder Stadt passieren kann. Der Darkroom-Killer stürzt sich nämlich ins Nachtleben und ermordet scheinbar wahllos junge Frauen. Für Fred hat dieser Fall Priorität, da er den Täter einen Serientäter hält, der jederzeit wieder zuschlagen kann.
Er möchte ihn unbedingt aufhalten und so unterbricht er seine Arbeit nur für ein kurzes Mittagessen mit seiner neuen Familie, gibt seinen Kindern im Anschluss Geld für ein Taxi und entlässt sie dann in die Großstadt Berlin. Die beiden 17-jährigen Zwillinge vereinbaren zwar mit ihrem Vater um 23:00 Uhr wieder zu Hause zu sein, können diese Zeit aber nicht einhalten. Bei Fred beginnt ein Wettlauf gegen Zeit, denn es tauchen immer mehr tote Frauen auf.
Ein Kindheitstrauma bricht wieder auf
Nachdem er seine Verletzung, den Schädelbasis-Bruch erfolgreich überstanden hat, bekommt er endlich auch eine Psychologin an die Seite gestellt, die von Mariele Millowitsch verkörpert wird. Da Fred nach seiner Zeit im Koma einen von dem Verkehrsunfall mit seinem Vater sprach, spricht auch sie ihn nun darauf an und wird prompt abgeblockt. Dr. Fred Abel gibt sich unnahbar und behauptet, sich selbst und seine Emotionen im Griff zu haben. Doch statt sich helfen zu lassen, macht er es der Psychologin unfassbar schwer, ihm zu helfen. Wird es Dr. Fred Abel trotz all seiner Probleme schaffen, auch den Fall um den Darkroom-Killer aufzuklären?
Fiktion auf der Basis eines echten Falls
Bereits bei den Filmen der vergangenen Woche habe ich Euch ja geschrieben, dass es sich bei den Thrillern aus der Feder von Michael Tsokos um eine sogenannte True-Crime handelt, die Geschichte also zwar fiktiv ist, aber auf wahren Hintergründe jetzt. Die Basis dieses Mal ist besonders spannend, da sie nahezu jeden treffen kann, der schon einmal das Nachtleben unsicher gemacht hat.
Basierend auf dem Fall des Berliner Darkroom-Killers Dirk P. aus dem Jahr 2013 entwickelte Rechtsmediziner Prof. Dr. Michael Tsokos den gleichnamigen Bestseller-Roman „Zerbrochen“. „Die Fälle sind zu 90 Prozent real“, erklärt der Buchautor und betont: „Für mich gibt es keinen spannenderen ärztlichen Beruf, denn kein Obduktionsfall ist wie der Nächste.“
Anders als im Film handelte es sich 2013 bei den drei Opfern um Männer aus der Berliner Schwulenszene, die Dirk P. durch eine Überdosis K.-o.-Tropfen tötete. In der Anschlussdokumentation „akte. Spezial – Zerbrochen – Die wahre Geschichte. Date-Raping in Deutschland“ erklärt der Rechtsmediziner die tückische Wirkung von K.-o.-Tropfen und wie man sich davor schützen kann.
Hochaktuelle Themen: Liquid Ecstasy und Social Media
Wer sich den Film genau ansieht, der wird schnell merken, dass der Film zwei hochaktuelle überaus brisante Themen frei. Zum einen nutzte der Täter im Jahr 2013 Liquid Ecstasy, eine Form von k.o.-Tropfen, seine Opfer gefügig zu machen und sie ermorden zu können. Gleichzeitig zeigt Film eines der Opfer auch wie praktisch es sein kann, dass mittlerweile nahezu jedes Leben dank Social Media um einiges transparenter geworden ist.
Gut, diese Transparenz im Leben eines jeden kann sowohl Fluch als auch Segen bedeuten, aber für die Aufklärung von Kriminalfällen ist es möglicherweise recht praktisch. Auch Annika Kuhl, die im Film die Rolle der Lisa Suttner spielt, hat sich gegenüber Sat1 im Rahmen des Interviews zum Film geäußert: „Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die sozialen Netzwerke jetzt und auch in Zukunft einen Fahndungserfolg beschleunigen können, schon allein deshalb, weil dadurch unser aller Leben viel transparenter geworden ist.“
Erwartungen an „Zerbrochen-Ein Fall für Dr. Abel“
Zugegeben „Zerbrochen – Eine Fall für Dr. Abel“ ist kein leichter Film, da man weiß, dass er auf einem realen Fall basiert. Aber deshalb anzunehmen, dass er besonders brutal oder gar gruselig ist, wäre falsch, denn viel von der Spannung entsteht durch die psychologische Ebene, die diesem True-Crime-Thriller zu Grunde liegt. Ich tue mich ein wenig schwer damit, diesen Thriller als einen Psychothriller zu bezeichnen, denn meiner Meinung nach spielt sich die psychologische Ebene vor allem in dem Moment ab, wo der Zuschauer anfängt, hinter Abels Fassade zu blicken.
Alles in allem kann ich Euch diesen Film nur wärmstens empfehlen, und sage deshalb: Schaltet ein! Es lohnt sich ebenso, wie auch schon beim letzten Mal. Wem also „Zerschwunden“ schon gefallen hat, der wird auch mit „Zerbrochen“ gute Unterhaltung finden. Lohnenswert ist auf jeden Fall auch die Dokumentation im Anschluss.