„Der Glücksverkäufer“ von Davide Calì und Marco Somà beschäftigt sich mit der durchaus philosophischen Frage: „Was ist Glück?“ Viele Menschen glauben, Glück sei von materiellem Besitz und den damit verbundenen Gütern abhängig.
Doch ist Glück wirklich von materiellen Gütern abhängig? Nein, sagen die Autoren dieses Buches und geben Kindern ab 5 Jahre die Freiheit selbst über das Glück nachzudenken.
Die Idee der Autoren ist dabei gleichermaßen simpel wie genial. Die Basis der Geschichte bildet der Betrug des Herrn Taube, der mit einem alten Fahrzeug voller Dosen in den Wald fährt und seine Dosen voller Glück in unterschiedlichen Größen verkauft.
Da er dort schon bekannt ist, hat er sich einen festen Kundenstamm aufgebaut. Die Kunden kaufen regelmäßig, aber öffnen die Dosen nie, denn das Glück gilt als flüchtig.
Dann jedoch fällt eine Dose versehentlich herunter und öffnet sich dabei. Diese Dose hatte Herr Taube selbst verschenkt. Der auf diese Weise Beschenkte wundert sich jedoch als er die Dose aufhebt und erkennt, dass sie leer ist. Nach kurzer Verwunderung setzt aber eine Erkenntnis ein. Er freut sich, denn so eine Dose kann er gerade gut gebrauchen.
„Der Glücksverkäufer“ von Davide Calì und Marco Somà: Die Idee vom Glück sammeln
Die Idee, das Glück sammeln zu wollen, ist sicherlich nicht neu. Es gab schon den Sommer im Marmeladenglas oder das Lachen. Doch all diese Ideen sind eher etwas für Jugendliche denn für Kinder gewesen. Viele Menschen empfinden Freundschaften als großes Glück, andere den Sonnenaufgang am nächsten Morgen. Glück ist etwas, das jeder festhalten und ergreifen möchte. Viele Zitate ranken sich um das Glück.
„Des eigenen Glückes Schmied sein“, „das Glück in die eigenen Hände nehmen“,“ das Glück beim Schopf ergreifen“, „dem Glück die Tür öffnen, wenn es anklopft“ oder auch „das Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde“ – ich bin mir sicher, wenn man eine Weile darüber nachdenken, fallen einem sicherlich weitere Zitate dieser Art ein und sie zeigen alle das Glück für jeden etwas anderes bedeutet.
Glück, das ist ein Gefühl, eine flüchtige Emotion, etwas das man nur wirklich kennen lernen kann, wenn man auch die andere Seite kennt. Gerade deshalb ist es so wichtig für Kinder im Alter von 5 Jahren sich mit den eigenen Emotionen und Empfindungen zu beschäftigen. Was ist also für Euch Glück?
„Der Glücksverkäufer“ von Davide Calì und Marco Somà: Liebevoll illustriert voller kleiner Details
Wer „Der Glücksverkäufer“ von Davide Calì und Marco Somà zur Hand nimmt, dem fällt zunächst einmal auf, dass das Cover insgesamt sehr vielschichtig gezeichnet ist. Es ermöglicht auch Kindern, die noch nicht selbstständig lesen können, die Beschäftigung mit diesem Buch, denn mit jeder Betrachtung fallen einem neue kleine Besonderheiten auf, die selbst schon irgendwie eine kleine Geschichte erzählen, oder es den Kindern ermöglichen, sich eine eben solche selbst auszudenken.
Dieses Bilderbuch zeichnet sich dadurch aus, dass die eigentliche Geschichte in eine Vielzahl von Bildern übersetzt wurde, die selbst wiederum eigene Geschichten erzählen. Diese zahlreichen Möglichkeiten bietet das Buch nur aufgrund der Zusammenarbeit zwischen dem Schreiber und dem Illustrator.
Ich habe mir in der letzten Zeit viele Bilderbücher selbst angesehen und sie auch gelesen, sie alle waren unterschiedlich und doch wies jedes seine kleinen Besonderheiten auf. Auch die Bücher für Erstleser waren zum Teil mit vielen kleinen Details ausgestattet, die das Lesen angenehm machten und das Erkunden der Geschichte zu einem Erlebnis.
Auch dieses Bilderbuch ist so ein Erlebnis. Mit jedem Mal, dass es vorgelesen, selbst gelesen oder betrachtet wird, entstehen möglicherweise ganz neue Betrachtungen von Glück. Einige sind möglicherweise materiell, andere eher von Substanz, aber dafür weniger greifbar.
„Der Glücksverkäufer“ von Davide Calì und Marco Somà: Die Philosophie der Kinder
Die Philosophie der Kinder kann sehr vielfältig sein und somit von Tag zu Tag eine anderen. Bücher wie dieses hier ermöglichen es aber, Themen wie das Glück von allen Seiten und mit allen Perspektiven zu erforschen.
Gerade für Kinder mit einem großen Forscherdrang ist dieses Buch also praktisch eine ideale Möglichkeit, sich einem philosophischen Thema zu nähren und somit das Interesse des Kindes zu stärken.Einige Jahre später bieten sich dann auch andere über ein philosophische Bücher an.
Vielleicht interessieren sich die Kinder, die heute Bilderbücher wie „Der Glücksverkäufer“ lesen und anschauen, als Jugendliche für die Bücher von Jostein Gaarder. Ich selbst habe vor vielen Jahren einmal „Sophies Welt“ zu lesen begonnen, es aber auch immer wieder mal zur Seite gelegt.
Die philosophischen Bücher haben zumeist einen zeitlichen Anspruch, den wir so im regulären Alltag zunächst schwer erfüllen können. „Der Glücksverkäufer“ hingegen ist anders und erfüllt trotzdem alles, was man von einem philosophischen Buch erwartet.
„Der Glücksverkäufer“ von Davide Calì und Marco Somà: Die Metaphorik der Geschichte
Charakteristisch für dieses Buch ist sicherlich, dass die Geschichte in einem Wald spielt. Ebenso auffällig ist, dass Herr Taube, der Glücksverkäufer, in einem unscheinbaren Lieferwagen älteren Baujahres angefahren kommt. Als Erwachsener könnte man nun auf die Idee kommen, dass Herr Taube selbst nur wenig eigenen Besitz hat.
Auch die einzelnen Geschichten, die über die Kunden des Glücksverkäufers erzielt werden, präsentieren jeweils eigene Werte. Ganz nebenbei lernen die Kinder also auch noch Wertvorstellungen, die nichts Materielles aufweisen, aber eine Menge mit dem Begriff und der Vorstellung von Glück zu tun haben.
Das Empfinden von Glück ist dabei etwas, das individuell ganz verschieden wahrgenommen wird. Jeden von uns macht etwas anderes glücklich.
Über die Davide Calì und Marco Somà
„Davide Calì war zunächst als Zeichner und Illustrator bei diversen italienischen Zeitschriften tätig, darunter lange Zeit bei „linus“, dem ersten italienischsprachigen Comicmagazin für Erwachsene. Inzwischen verfasst er Kinder- und Jugendbücher, die in 30 Sprachen übersetzt sind und weltweit große Erfolge feiern.
Marco Somà, Studium der Malerei und Illustration; unterrichtet Techniken der Malerei und Comiczeichnung an der Kunsthochschule in Cuneo (Italien) und arbeitet freiberuflich als Illustrator – u. a. für Kinder und Jugendbücher.“ (Amazon)
Fazit zu „Der Glücksverkäufer“ von Davide Calì und Marco Somà
Viele Kinder begeistern sich in jungen Jahren für philosophische Themen und verlieren dann das Interesse daran, weil es keine oder nur wenig kindgerechte Bücher mit philosophischem Inhalt gibt. „Der Glücksverkäufer“ von Davide Calì und Marco Somà ist anders.
Man merkt diesem Buch an, mit wie viel Liebe zum Detail es sich mit dem auf dem ersten Blick sehr abstrakt erscheinenden Thema Glück auseinandersetzt.
Trotz aller liebevollen Details ist es aber dennoch ein kurzweiliges Vergnügen, das sich auf insgesamt 28 Seiten präsentiert. Wenn sich das Kind die Frage stellt: „Was ist eigentlich Glück?“ Und sich mit dieser Frage an die Erwachsenen wendet, dann ist dieses Buch möglicherweise ein geeignetes Geschenk. Gleichzeitig bietet sich dieses Geschenk aber auch an, um Familienzeit zu schenken, denn auch diese kann Glück bedeuten.