Mit dem Film „Rudi Assauer. Macher, Mensch, Legende“ ging gestern das 1. Fußball-Film-Festival im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund zu Ende. Dass dieser Film ein echtes Highlight werden würde, zeigte sich schnell – nicht zuletzt auch aufgrund der emotionalen Stimmung des Publikums.
Die Dokumentation: ein Portrait
Rudi Assauer ist jemand, der wohl als lebende Legende unvergessen bleibt. Er war ein auf den ersten Blick etwas schwer greifbarer aber doch immer authentischer Mensch, der hinter dem stand, was er sagte.
Assauer hielt Wort, das wusste jeder, der ihn kannte. Wenn Rudi sagte: „Wir holen im Biathlon auf Schalke!“, dann hielt er dieses Versprechen ebenso wie: „Wir bauen ein neues Stadion!“ Oder vergleichbare Äußerungen. Egal, wie unvorstellbar sie anderen zunächst erschienen. Scheinbare Nichtigkeiten waren ihm dabei ebenso wichtig, wie die ganz großen Erfolge. Er war während seiner Karriere immer ein Visionär und das nicht nur bei Schalke 04.
Ein Mensch wie ein Fels
Ja, Rudi Assauer war auch ein Mensch, der bei vielen zunächst als arrogant ankam, auch das wurde während des Films durch seine langjährige Assistentin Sabine Söldner angesprochen. Gleichzeitig war er bei Spielern wie Kollegen beliebt und geachtet, denn auch hier hielt er, was er versprach. Ein Mann, ein Wort. Keine Redewendung trifft wohl besser auf ihn zu als diese.
Ein gefürchteter Verhandlungspartner
Ein gereifter und gefürchteter Verhandlungspartner, auch das war Assauer, denn er wusste genau, was er wollte, ging zwar Kompromisse ein, allerdings keine, die gegen seine Ideen oder seinen Verein verstießen. Hatte er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt, zog er es durch.
Regisseur Don Schubert zeigte dieses in vielen Interviews mit Weggefährten im Rahmen der Dokumentation, veranschaulichte aber die Szenen auch noch einmal mittels Comics oder Filmausschnitten, die an Graphic Novels erinnerten. Dieses filmische Element wählte Schubert bewusst aus, da es in bestimmten Fällen einfach nicht möglich war, diese Szenen mit Assauer anders darzustellen.
Ein filmischer Trick, der aufwertet
Eine Abwertung der Leistung Rudi Assauers durch dieses filmische Element gab es aber auf gar keinen Fall, denn Rudi Assauer wurde ebenso gut getroffen, wie zahlreiche weitere Weggefährten. Normalerweise hat man als Zuschauer ja den Eindruck, dass die zeichnerische Darstellung immer dann gewählt wird, wenn es lustig ist oder etwas ins Lächerliche gezogen werden sollte.
Bei diesem Film jedoch war es anders, tatsächlich verstärkte diese Darstellung die Eindrücke, die im Rahmen der für die Dokumentation geführten Interviews zum Ausdruck gebracht wurden. Die Comic-Elemente veranschaulichten etwas, ohne dass es komisch oder lächerlich wirkte. Es gibt im Leben eines Mannes, der so alt ist wie Rudi Assauer sicherlich viele Szenen, die wichtig sind, um ihn als Mensch zu charakterisieren und zu porträtieren, aber ebenso viele, die nicht auf irgendeinem Video zu finden sind.
Dass Regisseur Don Schubert normalerweise hauptsächlich Spielfilme produziert, merkt man dieser Dokumentation aber ebenso an, denn er wusste den Zuschauer durch die einzelnen Szenen und Interviewteile die gesamte Zeit über zu fesseln und gut zu unterhalten. Er holte jeden Einzelnen dort ab, wo er war, nahm ihn mit und ließ ihn erst am Ende des Films wieder weiterziehen. Dabei packte er viele und hierbei nicht nur die Fans des Schalke 04 bei den Emotionen. Schubert zeigte Rudi Assauer als Mensch, der eines sein wollte: ein guter Manager. Einer, der genau wusste, was er konnte und wollte.
Abschließend kam Don Schubert darauf zu sprechen, dass Assauer aber eines ganz sicher nicht wollte: an Alzheimer erkranken. Denn das hatte dieser bei seiner Mutter selbst erlebt. Dennoch setzte er sich bereits vorher mit der Erkrankung auseinander und fand, dass sich keiner für diese Erkrankung schämen dürfte. Eine bemerkenswerte Leistung, denn bis zum letzten Jahr, in dem dieser Film seinen Abschluss fand, war Rudi Assauer ein Mensch, der immer noch für seinen Verein stand. Obwohl seit einigen Jahren nicht mehr Manager und keine Position innehabend, war er doch scheinbar bei wichtigen Events zugegen.
Interessante Aspekte auch im Gespräch
Natürlich war Rudi Assauer gestern nicht bei dem Festival dabei. Wer möge es ihm verdenken? Stattdessen gab es eine Gesprächsrunde mit Sabine Söldner, die ihm immer noch als Assistenz zur Verfügung steht, seiner Tochter Bettina Michel, Ingo Anderbrügge, der ihn während seiner Spielerkarriere als Manager von Schalke 04 erlebt hat, und dem Regisseur des Dokumentarfilms Don Schubert. Hier erfuhren die Zuschauer etwas darüber, wie Rudi Assauers Leben heute aussieht. Es ist sicherlich ganz anders, als zu seiner Zeit als Manager, doch sofern die Darstellung nicht geschönt war, kann man beruhigt sein, dass es ihm trotz aller Verschlechterungen immer noch gut geht und er als Mensch gesehen wird.
So wurden an diesem Abend Erinnerungen wach, die dazu führten, dass viele der Zuschauer immer mal wieder Tränen in den Augen hatten. Schlicht und ergreifend, weil sie sich an Rudi Assauer erinnerten, wie er früher einmal war.
Nicht vergessen werden darf auch, dass zu Beginn des Abends Peter Lohmeyer, den viele von euch ein Schauspieler kennen dürften, anwesend war und sich an ein paar Begegnungen mit Rudi Assauer erinnerte. Dass er da war, war so nicht geplant, aber dennoch war es eine gelungene und höchst erfreuliche Überraschung, denn der ganze Abend verlief mit diesen Auftakt überaus authentisch und emotional.
Wenn ihr nun ebenfalls einen Blick in die Dokumentation werfen wollt, habt ihr die Möglichkeit, euch die DVD zu kaufen oder diese Dokumentation auf der Seite von Schalke 04 zu streamen. Hierbei entstehen Kosten in Höhe von 4,04 €. Mir persönlich hat diese Dokumentation sehr gut gefallen und ich glaube, dass sie nicht nur etwas für Schalke-Fans ist, sondern für jeden, der Assauer einmal als Manager erlebt hat, wenn auch nur durch die Medien.