… ist ein Buch, an das ich selbst hohe Erwartungen hatte. Diese erfüllten sich jedoch nur in Teilen, was zu erwarten war, da es sich um einen Debütroman handelte. Doch von vorn.
Worum geht es überhaupt? Der Titel verrät, das es ein Kriminalroman ist. Ein Buch also bei dem die Ermittlung nach der eigentlichen Tat im Vordergrund steht.
Meine diesbezügliche Erwartung erfüllte sich also, denn es ging um die Ermittlung an einem Mord in Erfurt. Ein Architekt war ermordet worden. Die Kripo ermittelt in alle Richtungen, denn er ist nicht das einzige Opfer dieser Tat.
Somit wird vor den Augen des Lesers eine durchaus spannende Geschichte aufgebaut und entworfen. Diese deutete insbesondere zu Beginn viel Potenzial an. Dieses Potenzial ist es aber letztlich auch, welches sich für mein Verständnis nicht erfüllt hat. Der Grund: Es handelt sich um eine Geschichte, die mittels unterschiedlicher Erzählstränge viele Dinge andeutete. Diese dann jedoch nicht ausführte, sondern scheinbar im Sande verlaufen ließ.
Perspektivlosigkeit durch fehlende Perspektiven?
Bei einem Krimi schätze ich die unterschiedlichen Perspektiven doch sehr. Denn oftmals sind es gerade die Perspektivwechsel die eine solche Geschichte mit Spannung versorgen. Diese Perspektivwechsel konnte ich jedoch bei „der Tod vergisst nie“ nicht wirklich finden. Natürlich gibt es zwischen dem Prolog und dem ersten Kapitel ein Perspektivwechsel. Dieser Perspektivwechsel wirkt jedoch irgendwie künstlich, da sehr abrupt ist und es in der Geschichte selbst zwar unterschiedliche Szenen gibt, die Perspektive sich aber nicht mehr verändert. Dieser Roman ist also in etwa so geschrieben wie ein Theaterstück, bei dem der Leser dem Zuschauer gleich Publikum sitzt und von außen die unterschiedlichen Szenen betrachtet.
Aus Sicht des Publikums erlebt der Leser also mit, wie eine Angestellte Bocks die Leichen ihrer Kolleginnen findet und schließlich den toten Architekten selbst, aus der gleichen Perspektive erlebt der Leser auch die Ermittlungsarbeit der Polizei. Es wirkt praktisch so, als sei der Leser nicht Teil der Geschichte, sondern ein Außenstehender.
Gleichzeitig fehlen durch diese fehlenden Perspektivwechsel Spannungselemente wie Gedanken von Ermittlern, Zeugen und Tätern. So bleibt die Geschichte irgendwie zweidimensional, wenig lebendig und schöpft so nicht ihr volles Potenzial aus.
Ich hätte mir in manchen Szenen mehr oder besser gesagt überhaupt Innenansichten der einzelnen Protagonisten gewünscht, durch die äußerlichen Beschreibungen habe ich zwar ein konkretes Bild davon, wie sie aussehen könnten, weiß jedoch praktisch nichts darüber, wie sie denken oder fühlen während sie diese dramatischen Handlungselemente erleben. Leider geht wie diese fehlende Emotion irgendwie die Spannung verloren, denn anstelle zu zeigen, beschreibt der Autor seine Handlung.
Leblose Figuren?
Was ich hier versuche zu beschreiben ist nicht etwa, dass die Figuren nicht lebendig genug wären, sondern viel eher die Tatsache, dass wir als Leser der Geschichte die einzelnen Figuren nur von außen betrachtet erleben. Durch diese fehlende Vielschichtigkeit habe ich als Leser das Gefühl, dass die Figuren nicht ausgereift sind, ihnen fehlt das was eine Figur Menschen ähnlich wirken lässt, Gedanken, Widersprüche, Verhalten. All das hätte ich mir an dieser Stelle gewünscht, was ich bekam waren Figuren die zwar äußerlich gut geschrieben waren, denen jedoch ein komplexeres Innenleben fehlte.
Ein guter Plot?
Ja, die Geschichte und einen guten Plot, wirkte jedoch aufgrund der fehlenden Tiefe und Schärfe der einzelnen Figuren ein wenig unausgereift, wäre dieser Roman mit mehreren Perspektiven (oder auch nur einer Perspektive mit Innenansicht) geschrieben worden, so hätte dieser Roman, der durchaus ein gelungenes Debüt hätte werden können mehr Spannung erhalten, in dem Moment wo die Figuren lebendig geworden wären hätte ich als Leser die Geschichte sehr viel spannender gefunden, als ich sie nun erlebt habe.
Eine gute Idee mit Mängeln umgesetzt
Was bleibt mir anderes zu sagen, als dass eine gute Idee war. Diese jedoch wurde nur mangelhaft oder zumindest nicht ausgereift umgesetzt. Ich muss sagen, dass der Autor eigentlich einen guten Schreibstil hat, in dem sogar eine gewisse Prise Humor mitschwingt. Die Figurenplanung jedoch bei diesem Buch das eigentliche Manko ist. Hätte Andreas Hultberg etwas mehr Zeit damit verbracht, seine Figuren nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich zu planen, hätte dieses Debüt an Kraft und Spannung dazugewonnen.