Im Rahmen des 1. Fußball-Film-Festivals im Revier zeigte das Deutsche Fußballmuseum gestern Abend den Spielfilm „Spielmacher“ unter anderem mit Frederick Lau und Antje Traue. Aufgrund der gestrigen Festnahmen im Umfeld des belgischen Fußballs war das Thema, welches der Film thematisiert, brandaktuell. Wohl auch aus diesem Grund und aus dem Interesse heraus, war der gestrige Spielfilm zum Themenumfeld Sportwetten, Wettbetrug und Spielmanipulation auch wieder gut besucht.
Fiktion oder Realität?
Tatsächlich wirft der Film eine entscheidende Frage auf: „Wie viele Spielmanipulationen gibt es im deutschen Fußball?“ Kleingeredet werden sollte dieses Thema nämlich keinesfalls. Vielmehr gerät es in Vergessenheit, wenn schon lange nicht mehr darüber gesprochen wurde, aber Spielmanipulationen aller Art verändern die Ligen und damit letztendlich auch den gesamten Sport. Denn was wäre ein Fußballspiel bei dem sich die Fans nicht mehr darauf verlassen können, dass die bessere Mannschaft gewinnt? Und überhaupt, wie laufen Sportwetten und Spielmanipulationen eigentlich ab? All das und noch ein wenig darüber Hinausgehendes erfuhren wir gestern am Beispiel des Spielfilms. Ja, man kann bei diesem Thema nicht sicher sein, was an dem Film nicht durch die Realität inspiriert wurde, denn eines ist augenscheinlich: Es gibt zahlreiche Überschneidungen von Fiktion und Wirklichkeit.
Am Rande der Legalität
Natürlich wird bei fast allen Spielen und bei fast allen Sportarten gewettet. Einige dieser Wetten sind dabei legal (Tippspiele beispielsweise), andere sind in einer Grauzone und wieder andere illegal. Doch die Grenzen dazwischen verlaufen fließend. Tatsächlich scheint es sich bei den Sportwetten um eine Art Sog zu handeln. Menschen, die eh schon gefährdet sind, eine Spielsucht zu bekommen, sollten von dieser Art Spiel besser Abstand nehmen. Gleichzeitig kann man sagen, dass es Länder gibt, in denen diese Wetten zwar verboten sind, in denen aber ein milliardenschweres Geschäft allein durch Sportwetten gemacht wird.
Sportwetten und Wettbüros gibt es überall. Illegal wird das Ganze erst durch so etwas wie Spielmanipulation, so etwas wie Betrug und genau hier wird es auch kriminell und gefährlich, denn an genau diesen Stellen gibt es auch Vereinigungen, in den die Mafia mitmischt. Alles beginnt dann mit einem kleinen Gefallen, mit einem kleinen Auftrag, doch mit jedem Auftrag wächst das Risiko und wer einmal einen dieser kleinen Gefallen erfüllt hat, der sitzt in der Falle und mittendrin in einem Geflecht aus Spielmanipulationen, Sportwetten und weiteren kriminellen Handlungen.
Vielleicht erinnert sich der eine oder andere von euch noch daran, dass ich vor einigen Wochen die Scott-Manson-Trilogie gelesen habe. Auch hier wurde das Thema oder besser gesagt der Themenkomplex und die Zusammenhänge beleuchtet. Wiederum im Rahmen einer fiktiven Handlung, dennoch gibt es sowohl bei „Spielmacher“ als auch bei der besagten Trilogie Überschneidungen. Überschneidungen, die so dicht an der Realität sind, dass beide Autoren, sowohl der Autor des Drehbuchs von „Spielmacher“ als auch der Autor der Scott-Manson-Trilogie bei ihren Recherchen darüber gestolpert sein könnten, sodass wir an diesen Stellen tatsächlich erfahren, wie tief die Sportwetten und der Wettbetrug, die Spielmanipulation und die damit zusammenhängenden kriminellen Machenschaften tatsächlich verwurzelt sind.
Realer Hintergrund: ernstes Thema
Aufgrund dieser ganzen realen Aspekte, bei denen es auch schon in Deutschland zu einigen Verurteilungen kam, handelt es sich hierbei um ein durchaus ernsthaftes Thema, dessen Verwicklungen viel stärker auch in der Gesellschaft thematisiert werden sollten. Ja natürlich, für einen Krimi oder einen Thriller gar, wie wir ihn im Rahmen des gestrigen Abends beim Deutschen Fußballmuseum gesehen haben, ist es ein spannendes Thema.
Doch um Spannung alleine ging es gestern Abend nicht. Dies zeigte auch das im Anschluss an den Film stattfindende Gespräch mit einem Mitarbeiter der Vereinigung der Vertragsfußballspieler (VDV), welcher dieses Thema im Rahmen der täglichen Arbeit thematisiert und darüber aufklärt und das insbesondere in den Ligen, die für Nachwuchsarbeit zuständig sind. Aber nicht nur dort, sondern auch tatsächlich bei den Profis. Somit zeigt sich, dass dieses Thema nicht nur in Belgien von Interesse ist, sondern eben im kompletten internationalen Fußballgeschäft.
Wenn Fiktion zum Nachdenken anregt
Das Deutsche Fußballmuseum hob im Anschluss an den gestrigen Film auch hervor, dass es wichtig sei, im Anschluss an diesen Film, im Anschluss an die Fiktion also, auf die Realität zu blicken und darüber nachzudenken, wie wichtig das Thema ist. Es ginge dabei nicht darum, den Fans die Freude am Spiel zu nehmen, sondern lediglich darum, die Missstände möglichst klein zu halten.
Auch wurde gestern an Spielmanipulationen die bereits in der Vergangenheit liegen erinnert(zum Beispiel der Fall: Hoyzer). Aber es wurde auch gezeigt, wie die einzelnen Akteure dieses Sports den Spielmanipulationen und Sportwetten den Kampf ansagen. Dabei ginge nichts über die Aufklärung der einzelnen Spieler. Schließlich gäbe es sogar Ombudsleute, bei denen die Spieler anonym Meldung machen können, wenn sie von einer Spielmanipulation erfahren haben oder möglicherweise sogar selbst an ihr beteiligt waren.
Ein Abend, der nachdenklich macht
Tatsächlich war der gestrige Thriller ausgesprochen spannend, in einigen Szenen sicherlich auch brutal, aber alles in allem war es auch und vor allem eine gute schauspielerische Darstellung. Gleichzeitig zu seinem normalen Spannungsgeflecht sorgte dieser Film aber bei mir auch dafür, über die Geschehnisse nachzudenken und sich zu fragen, inwieweit das Wettgeschäft nicht überall seine Hintermänner versteckt hat, sich zu fragen, ob man nicht viel kritischer und ernsthafter über solche Ereignisse berichten müsste, um die Gesellschaft sensibilisieren. Denn die Geschichte zeigte ja bereits, dass es in anderen Sportarten durch Manipulation zu einem Rückgang der Fanstärke und der Freude am Sport kam. Im Fußball gibt es durch den VDV augenscheinlich gute Konzepte, die hoffentlich vor einer derartig kritischen Situation schützen, die es hoffentlich auch schaffen diese kriminellen Machenschaften zurückzudrängen. Dennoch hat es in der Vergangenheit schon Fälle gegeben.
Wer mehr darüber erfahren möchte, kann sich den Film Spielmacher auf DVD/Blu-ray anschauen (sobald er im Handel verfügbar ist. Der Film ist aktuell und war erst kürzlich in den Kinos), die Scott-Manson-Trilogie lesen oder sich mittels einer Online-Recherche über die aktuellen und zurückliegenden Fälle informieren.