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Dietmar Wunder liest Robert Galbraith’s Cormoran Strike 1: “Der Ruf des Kuckucks”

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Für den Erstling „Cormoran Strike: Der Ruf des Kuckucks“ von Robert Galbraith interessierte sich niemand, heißt es, bis aus dem geschlossenen ein offenes Pseudonym wurde und bekannt wurde, dass dieses Buch von Joanne K. Rowling stammt. Nach Bekanntwerden der Autorenschaft jedoch erklomm die Reihe zeitweilig die Bestsellerlisten. Mich mache dieser Umstand neugierig, sodass sich mir das Hörbuch schließlich bei Audible holte, wie ihr ja wisst, habe ich dort seit Jahren ein Abo abgeschlossen, das ich regelmäßig nutze, und lese auch den angeschlossenen Hörbücher-Blog . Meine Frage an das Hörbuch lautete:

Der Ruf des Kuckucks: Kann Joanne K. Rowling Krimi?

Wer neben „Harry Potter“ auch „Ein plötzlicher Todesfall“ gelesen oder gehört hat, der weiß, dass Joanne K. Rowling eine sehr genaue Beobachtungsgabe hat und auch feine gesellschaftliche Stimmungen und menschliche Verhaltensweisen deuten und beschreiben kann. Diese Fähigkeit machte sich auch bei Cormoran Strike zu eigen und erschafft vielschichtige und undurchschaubare Charaktere. So möchte man fast davon ausgehen, dass diese Autorin eigentlich alle schreiben könnte. Tatsächlich jedoch muss die Rezension ein bisschen konkreter ausfallen.

Vielschichtige Charaktere

Tatsächlich gehört die Ausgestaltung und Ausstattung von Figuren wohl zu den Stärken von Joanne K. Rowling oder eben auch von Robert Galbraith.

Auch in diesem Hörbuch gelingt es ihr, mit Cormoran Strike eine Figur zu schaffen, die vor allem eins ist, vielseitig, angeschlagen, gebrochen und schafft es dabei, sich wieder zusammenzusetzen. Somit könnte man sagen, Cormoran sei die klassische Figur eines angeschlagenen Ermittlers. Das jedoch möchte ich so nicht stehen lassen, denn in seiner Rolle als Ermittler erscheint er alles andere als angeschlagen. Er trinkt nicht, er raucht wie ein Schlot (aber nur, wenn er draußen ist), er hat nur ein vollständiges Bein, das andere verlor er in Afghanistan, bis zum Knie und er schaut hinter die Fassaden der Menschen.

Robin ist gerade nach London gezogen, zu ihrem Verlobten, der hier Karriere machen will. Sie selbst ist von einer Zeitarbeitsfirma beauftragt für eine Woche Cormorans Sekretariat zu machen und soll eigentlich danach wieder verschwinden. Eigentlich, aber man weiß ja nie, was das Leben so bringt. Sie unterstützt Cormoran, indem sie im Internet recherchiert, Telefonate führt und auch in dem sie ihn zu Außenterminen begleitet, sofern er dies wünscht.
In ihrem Hintergrund gibt es jedoch mit Matthew auch noch den etwas zerknirscht erscheinenden Verlobten, der ihr einzureden versucht, sie habe Besseres verdient, als diesen gestrandeten Möchtegern Privatdetektiv, doch Robin macht die Arbeit Spaß.

Der Fall

Der Fall, in dem Cormoran Strike seinen ersten Auftritt hat, ist ebenso speziell, wie die Figuren es sind. Denn er ermittelt in einem Fall, bei dem sich eine junge Frau vom Balkon gestürzt haben soll, doch ihr Bruder glaubt nicht an einen Suizid des beliebten und bekannten Models mit einer bipolaren Störung, er glaubt eher an einen Mord und schaltet deshalb Cormoran ein, als Scotland Yard den Fall zu den Akten nicht.

Cormoran und Robin decken schnell ein paar Irrtümer auf und blicken hinter Fassaden, schnell sind sie dabei so tief im Fall, dass sie mehr wissen als die Polizei und dem Täter näher kommen, gleichzeitig stolpern sie im Umfeld des Opfers in einen undurchdringbaren Sumpf aus gesellschaftlichen Vorurteilen und Verhaltensweisen, die so niemand erwarten konnte, obwohl sie genau in die Szenen der Ermittlungen hineinpassen.

Der Stil

Der Stil ist gewohnt detailreich, jedoch nicht unbedingt schnell, vielmehr nutzt Robert Galbraith die Gelegenheit, den Zuhörer in eine Welt zu entführen, in die er selbst keinen Einblick hat und das, obwohl diese Welt zu unserer eigenen gehört. Es ist also keine Fantasy Geschichte, die Geschichte erscheint trotz ihrer Schichtenaffinität aus dem Leben gegriffen zu sein.

Stilistisch ebenso wortgewaltig wie leichtfüßig zeichnet Galbraith die einzelnen Figuren charakterstark, stellt Atmosphäre nach und ist dabei sehr detailverliebt. Dies kann man sowohl positiv und negativ verstehen, denn einerseits gelangt man so wirklich tief hinein, andererseits erscheinen manche Passagen als Hörbuch ungewöhnlich lang. Trotz scharfer und stilistisch passender Dialoge, hat man so manche Male das Gefühl nicht recht zu wissen, wo das ganze hinführen soll, wobei das Erzählte nicht uninteressant ist, sondern vielmehr unterhaltsam aber lang.

Bei manchen Hörbüchern sagt man, sie seien perfekt für eine lange Autofahrt. Hier würde ich sagen, dass dieses Hörbuch mit seinen knapp 16 Stunden nicht unbedingt für eine Autofahrt passt, sondern für eine ganze Urlaubsreise.

Der Autor: Robert Galbraith

Robert Galbraith ist das Pseudonym von J.K. Rowling, Autorin der Harry-Potter-Reihe und des Romans Ein plötzlicher Todesfall.

Der Sprecher: Dietmar Wunder

Dietmar Wunder leiht seit Jahren Hollywoodstars wie Adam Sandler, Cuba Gooding Jr. und Daniel Craig seine Stimme. Außerdem ist er als Synchronregisseur und -autor tätig und ein gefragter Hörbuchsprecher. Zuletzt hat er für Random House Audio „Die Angebetete” von Jeffery Deaver eingelesen. Bei Audible ist zuletzt „You Are Wanted“, von ihm gelesen, erschienen.

Fazit

Dieses Hörbuch gehört mit zu den ungewöhnlichsten, die ich im Krimi und Thrillerbereich bisher gehört habe, nicht etwa weil Dietmar Wunder so einen guten Job macht, das bin ich von ihm mittlerweile gewohnt, sondern viel eher, weil die gesamte Geschichte eine so ungewöhnlich ist, die Figuren sind gleichermaßen alltäglich und bekannt ungewöhnlich und speziell, der Fall eigentlich ebenso bekannt, und doch hat dieses Hörbuch einen ganz besonderen Charme, der mich als Zuhörer zwingt, es innerhalb kürzester Zeit zu hören. Trotz einiger kleinerer Längen, die dadurch entstehen könnten, dass dieses ein ungekürztes Hörbuch (Werbelink) ist, ist es absolut hörenswert und somit wärmstens zu empfehlen. Ich persönlich bin mir sicher, dass ich zeitnah auch weitere Teile dieser Reihe hören möchte.

Der Artikel enthält Werbung. Er umfasst dennoch ausnahmslos meine eigene Meinung.

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